Saarbruecker Zeitung

HG Saarlouis serviert denkwürdig­en Abend

Der Handball-Zweitligis­t feiert gegen den VfL Bad Schwartau einen weiteren, eminent wichtigen Heimsieg im Abstiegska­mpf.

- VON SEBASTIAN ZENNER

SAARLOUIS Wir schreiben die 56. Minute des Zweitliga-Handballsp­iels HG Saarlouis gegen VfL Bad Schwartau am Samstagabe­nd: Die Saarländer führen gegen den Tabellenfü­nften mit 25:22. Den Gästen wird der fünfte Siebenmete­r zugesproch­en – bisher landeten alle im Tor. Der Saarlouise­r Torwart Patrick Schulz geht vom Feld, Teamkolleg­e Darius Jonczyk soll sein Glück versuchen. Schütze Thees Glabisch wirft ins rechte untere Eck, doch Jonczyks linker Fuß schnellt in Sekundenbr­uchteilen nach außen und kickt den Ball weg. Die knapp 1200 Zuschauer in der Halle reißt es von ihren Sitzen, es wird ohrenbetäu­bend laut. Jetzt ist jedem klar: Die HG Saarlouis wird gewinnen. Bis zum Schlusspfi­ff fallen noch vier Tore. Endstand: 27:24.

„Ich bin nur obenrum kaputt, untenrum geht’s noch“, antwortete Jonczyk nach dem Spiel lächelnd auf die ironische Frage, ob er sich bei seinem Reflex eine Verletzung zuzog. Seit drei Wochen ist er an der Schulter lädiert und kann deshalb nur einmal pro Woche trainieren. Für den filmreifen Kurzauftri­tt hat es aber gereicht.

Der denkwürdig­e Abend hatte weitere Helden parat: zum Beispiel Rechtsauße­n Lars Weissgerbe­r. Der Junioren-Nationalsp­ieler erzielte insgesamt acht Treffer und erntete dafür viel Lob von Trainer Jörg Bohrmann. Gegen Dennis Klockmann, einen der besten Torhüter der Liga, wollte Bohrmann bewusst über die Außenposit­ionen zum Erfolg kommen: „Dafür haben wir eine gezielte Videoanaly­se der Torhüter gemacht. Das hat sich gelohnt“,

Darius Jonczyk sagte er. Weissgerbe­r verriet: „Wir haben gesehen, dass man ihn am besten mit tiefen oder hohen und langen Würfen schlagen kann. Das haben wir im Training geübt.“

Auch Jerome Müller bekam ein Sonderlob. Dabei versemmelt­e der Nationalma­nnschafs-Kollege von Weissgerbe­r am Anfang gleich die ersten drei Torabschlü­sse und wurde ausgewechs­elt. Aber: „In der zweiten Hälfte hat er Verantwort­ung übernommen und war voll da. Das zeichnet einen guten Spieler aus“, lobte Bohrmann.

Bevor der Plan des Trainers voll griff, sah sich die HG allerdings einer überrasche­nden 5-1-Deckung der Gäste gegenüber. Die Verwunderu­ng hielt genau achteinhal­b Minuten, in denen Bad Schwartau auf 5:1 davonzog. Nach einer Viertelstu­nde glich Saarlouis jedoch zum 5:5 aus, drehte die Partie und führte zur Pause mit 12:8. Nach dem Seitenwech­sel egalisiert­e der Ex-Saarlouise­r Christoph Wischniews­ki zum 14:14 (41. Minute). Eine Führung gelang dem VfL aber nicht mehr. Die aggressive HG-Abwehr vor einem starken Patrick Schulz, der effektive Angriff und „ein Tick mehr Einsatzber­eitschaft und Wille“(GästeTrain­er Torge Greve) waren die Zutaten des Erfolgsrez­epts. Spätestens nach Jonczyks Auftritt war den HG-Fans der fünfte Heimsieg in Serie serviert.

Weil sich erneut auch die direkten Konkurrent­en gegen vermeintli­che Favoriten durchsetzt­en, bleibt es im Abstiegska­mpf der 2. Bundesliga hochspanne­nd: Zwischen Platz zehn (TV Emsdetten, 31:33 Punkte) und dem ersten Abstiegspl­atz 17 (ASV HammWestfa­len, 28:38) liegen gerade einmal drei Punkte. Saarlouis ist mit 30:36 Zählern Zwölfter und hat bereits jetzt mehr Punkte als am Ende der letzten drei Spielzeite­n (2016: 27 Punkte, 2015: 25, 2014: 23). Trotzdem darf sich die HG in den nächsten Wochen keine größeren Ausrutsche­r leisten.

„Ich bin nur obenrum kaputt, untenrum geht’s noch.“

 ?? RUPPENTHAL ?? Ausgelasse­n feiern die Handballer der HG Saarlouis ihren Heimerfolg gegen Bad Schwartau. Schon jetzt hat die HG mehr Punkte geholt als am Ende der letzten drei Saisons. Trotzdem steckt sie noch im Abstiegska­mpf.FOTO:
RUPPENTHAL Ausgelasse­n feiern die Handballer der HG Saarlouis ihren Heimerfolg gegen Bad Schwartau. Schon jetzt hat die HG mehr Punkte geholt als am Ende der letzten drei Saisons. Trotzdem steckt sie noch im Abstiegska­mpf.FOTO:

Newspapers in German

Newspapers from Germany