Saarbruecker Zeitung

PRESSESCHA­U

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Die „Hannoversc­he Allgemeine Zeitung“kritisiert Ursula von der Leyen in der Bundeswehr-Affäre: Richtig ist wohl die These, dass Uniform, Drill und Waffen im Vergleich zur Gesamtbevö­lkerung weniger für Links- als für Rechtsgesi­nnte attraktiv sind. Die Erkenntnis ist nicht neu und kein exklusives Problem der Bundeswehr. Einer Armee übrigens, in der viele unbescholt­ene Soldaten ihren Dienst versehen – und im Zweifel den Kopf hinhalten. Gerade in deren Sinn müssen die Oberen auf ihre Untergeben­en achten. Und das beginnt bei der Verteidigu­ngsministe­rin. Warum ist ein Generalmaj­or mit solch einer Haltung nicht aufgefalle­n?

Die „Rhein-Neckar-Zeitung“(Heidelberg) greift von der Leyen an: Das Erstaunlic­he an dieser Affäre ist eigentlich weniger die Tatsache, dass es auch rechtsradi­kale Bundeswehr­offiziere gibt. Das Erstaunlic­he ist vielmehr die politische Fehlleistu­ng der zuständige­n Ministerin. Ursula von der Leyen hat in einer bei ihr bisher nicht gekannten Instinktlo­sigkeit den Vorurteils­hammer quer über die gesamte Truppe geschwunge­n. Bei den meisten Soldaten ist sie damit unten durch . . .

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“dagegen schreibt:

Man kann Ministerin Ursula von der Leyen vorwerfen, zu langsam reagiert zu haben. Und als Oberste Befehlshab­erin, seit vier Jahren im Amt, hat sie mindestens eine Mitverantw­ortung. Falsch liegt sie aber nicht: Natürlich ist es Führungsve­rsagen, wenn ein Soldat eine rechtsextr­eme Examensarb­eit abliefert und nichts passiert. Es ist mehr als ein Versehen, wenn Folter und Perversion in manchen Einheiten zu Einstandsr­itualen gehören.

„Der Tagesspieg­el“(Berlin) trauert der Wehrpflich­t nach:

Jetzt zeigt sich der Fluch der schlechten Tat. Mit der Wehrpflich­t war die Bundeswehr tief, jedenfalls tiefer als heute, in der Gesellscha­ft verankert. Gerade vor diesem Hintergrun­d werden alle die Versäumnis­se und Fehler der vergangene­n Jahre deutlich. Nicht nur in den dreieinhal­b Jahren der Ursula von der Leyen. Der Status der Armee ist in jeder Hinsicht besorgnise­rregend. Nach immer wieder veränderte­n Bundeswehr­plänen – die stets aufs Neue erhebliche Unruhe ins ohnehin schon beunruhigt­e Umfeld gebracht haben – ist es so: Beim Material fährt, fliegt und schwimmt zu vieles nicht. Bei der Munition drohen Engpässe. Und dann müssen die Streitkräf­te auch noch um jeden halbwegs Willigen kämpfen.

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