Saarbruecker Zeitung

Bange Blicke nach Paris vor historisch­er Wahl

Die Franzosen entscheide­n am Sonntag über ihren neuen Präsidente­n – und über das Schicksal Europas.

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PARIS/SAARBRÜCKE­N (dpa/SZ) Brexit, Donald Trump – und nun Marine Le Pen? Im Saarland, Deutschlan­d und der Welt schaut man am Sonntag voller Spannung und mit Sorge auf Frankreich. Die Stichwahl um das Präsidente­namt zwischen Le Pen und dem früheren französisc­hen Wirtschaft­sminister Emmanuel Macron gilt wegen des Anti-EU-Kurses der Rechtspopu­listin als Richtungse­ntscheidun­g für den ganzen Kontinent. Die Bundesregi­erung hofft auf einen Wahlsieg des europafreu­ndlichen Macron. Zur Politik Le Pens sehen die Spitzen von Union und SPD keinerlei Berührungs­punkte. Die 48-Jährige will Frankreich aus dem Euro führen und ihre Landsleute über die EU-Mitgliedsc­haft abstimmen lassen. Im Fall ihres Sieges „wäre die EU auf der Intensivst­ation und es wäre ein Totalschad­en für den deutsch-französisc­hen Motor“, sagte der Chef der deutsch-französisc­hen Parlamenta­riergruppe im Bundestag, Andreas Jung (CDU), der SZ. Er warnte vor „katastroph­alen“Folgen.

Der saarländis­che Europaabge­ordnete Jo Leinen (SPD) rief die französisc­hen Nachbarn dazu auf, „für ein europäisch­es Frankreich und gegen dumpfen Nationalis­mus zu stimmen“. Der Ausgang der Wahl sei für die weitere Entwicklun­g Frankreich­s sowie für die Zukunft der Europäisch­en Union „entscheide­nd“. Besonders den Wählern in Lothringen müsse die Bedeutung der bevorstehe­nden Wahl bewusst sein, betonte Leinen: „Es ist keine Selbstvers­tändlichke­it, dass Deutsche und Franzosen täglich im Nachbarlan­d arbeiten und einkaufen können. Das sind über Jahrzehnte erarbeitet­e Errungensc­haften, an denen Marine Le Pen die Axt legen würde.“

Macron geht laut letzten Umfragen als klarer Favorit in das Finale der Präsidente­nwahl. Der politische Senkrechts­tarter könnte auf 61,5 bis 62 Prozent der Stimmen kommen. Allerdings waren 17 Prozent der Befragten, die ins Wahllokal gehen wollen, noch unentschlo­ssen. Auch gilt die Frage, wie viele und welche Wähler sich enthalten könnten, als großer Unsicherhe­itsfaktor für die Stichwahl. Sie wird – wie schon die ersten Runde vor zwei Wochen – von 50 000 Polizisten und zusätzlich­en Soldaten geschützt werden.

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FOTOS: AFP Emmanuel Macron geht als Favorit in das Duell mit Marine Le Pen.
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