Saarbruecker Zeitung

PRESSESCHA­U

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Die „Rhein-Zeitung“(Koblenz) stärkt Ursula von der Leyen in der Bundeswehr-Affäre den Rücken: Von der Leyen redet Klartext, anstatt zu beschönige­n und den Skandal um Franco A. als Einzelfall herunterzu­spielen. Denn es ist kein Einzelfall. (. . .) Einige Fachleute sind überzeugt, dass die Truppe seit Abschaffun­g der Wehrpflich­t für ohnehin gewaltbere­ite Menschen attraktive­r geworden ist – weil sie militärisc­h ausgebilde­t, im Umgang mit Waffen geschult werden und wie im Fall von Franco A., der gerade als Einzelkämp­fer geschult wurde, sogar Karriere als Offizier machen können. (. . .) Umso wichtiger sind konsequent­e Überprüfun­gen. Doch zunächst muss konsequent aufgeklärt werden. Und da wäre eine Rückenstär­kung für die Ministerin angebracht.

Die „Süddeutsch­e Zeitung“(München) warnt die Bundeswehr vor falsch verstanden­en Korpsgeist: Korpsgeist gab es in der Wehrmacht auch. Dieser Korpsgeist führte von der frühen Unterwerfu­ng unter die Nazis über die Angriffskr­iege in ganz Europa bis zur Vernichtun­g der Armee selbst. Jeder Kompaniech­ef, jeder Bataillons­kommandeur und jede Wehrminist­erin sollte dies auch heute noch den Soldaten und Soldatinne­n immer wieder erklären. Die Wehrmacht bleibt Vorbild darin, wie eine deutsche Armee nie wieder werden soll.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“rügt die mutmaßlich­e Schweizer Spionage in der NRW-Steuerverw­altung: Die Schweiz scheint nach wie vor auf dem Standpunkt zu stehen, das Bankgeheim­nis sei zum Schutz der Steuerbetr­üger geschaffen. Tatsächlic­h soll es Diskretion fördern, aber nicht als Tarnkappe für vermögende Kriminelle dienen. NRW-Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD) bezeichnet die Aktion der Schweizer als „Agententhr­iller“. Sie ist sehr viel mehr: eine Solidarisi­erung mit der internatio­nalen Gemeinscha­ft der Steuerbetr­üger.

Die „Nordwest-Zeitung“(Oldenburg) schreibt dagegen:

Es waren ja die Deutschen, die das unerquickl­iche Spielchen begonnen haben. Deutsche Behörden haben Kriminelle­n, die ihre Arbeitgebe­r bestohlen hatten, Daten über Konten in der Schweiz abgekauft. Den Verkäufern ging es dabei natürlich nicht um irgendwelc­he hehren Ideale. Sie waren schlicht gierig. Da zieht auch die Rechtferti­gung nicht, man jage ja ebenso verwerflic­he Steuerbetr­üger. Wer den Teufel mit dem Beelzebub austreiben will, sinkt auf dessen moralische Null-Linie.

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