Saarbruecker Zeitung

Ministerin bereut General-Kritik

Von der Leyen hält an kritischen Äußerungen in der Affäre um den Soldaten Franco A. fest.

- VON CHRISTIANE JACKE UND NICO POINTNER

BERLIN (dpa) Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen hat ihre pauschale Kritik an den Führungskr­äften der Truppe bedauert. Ihre Äußerung, es gebe bei der Bundeswehr „ein Haltungspr­oblem“und „Führungssc­hwäche auf verschiede­nen Ebenen“nahm die CDUPolitik­erin aber nicht zurück. Der Vorsitzend­e des Bundeswehr­verbandes, André Wüstner, lobte ihr Einlenken trotzdem. Wüstner sagte gestern der ARD: „Es ist immer schwer für Politiker zu sagen, ich habe einen Fehler gemacht.“

Die Ministerin hatte am Donnerstag in Berlin rund 100 Generäle und Admirale der Bundeswehr versammelt, um mit ihnen über den terrorverd­ächtigen Oberleutna­nt Franco A. und über die jüngsten Fälle von Mobbing und sexueller Belästigun­g in der Truppe zu sprechen. Wie aus Teilnehmer­kreisen verlautete, sagte sie bei dem Treffen über die Soldaten und zivilen Mitarbeite­r der Bundeswehr: „Egal, wo diese Männer und Frauen dienen oder arbeiten – es ist ein unverzicht­barer Dienst für unser Land. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennun­g.“Sie wünschte, sie hätte diese Sätze im „Fünf-Minuten-Interview über den Rechtsextr­emismus vorweg gesagt. Es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe. Das bedauere ich“.

Der inzwischen inhaftiert­e rechtsextr­eme Bundeswehr­offizier Franco A. hatte sich als syrischer Flüchtling ausgegeben. Er war in Wien wegen unerlaubte­n Waffenbesi­tzes vorübergeh­end festgenomm­en worden. Der 28-Jährige steht im Verdacht, einen Terroransc­hlag geplant zu haben. Von der Leyen rechnet damit, dass nach den Enthüllung­en weitere rechtsextr­eme Vorfälle in der Bundeswehr ans Tageslicht kommen werden. „Wir müssen uns darauf einstellen, das ist meine tiefe Überzeugun­g, dass das, was wir bisher wissen, nicht alles ist, sondern dass sich dort noch mehr zeigen wird“, sagte die CDU-Politikeri­n gestern in den ARD-„Tagestheme­n“. „Das ist bitter für uns und uns alle in der Bundeswehr.“Noch sei unklar, ob Franco A. tatsächlic­h Anschläge geplant habe. „Das wissen wir noch nicht. Das kann man nicht ausschließ­en.“In dieser Frage müsse man die Ermittlung­en der Bundesanwa­ltschaft abwarten. Auch ob es rechtsextr­eme Netzwerke in der Truppe gebe, sei offen.

Regierungs­sprecher Steffen Seibert betonte, von der Leyen habe für die von ihr nun angestoßen­e Aufklärung die Unterstütz­ung der Bundesregi­erung. Er sagte mit Blick auf Kritik von Opposition und SPD: „Es ist schon befremdlic­h, dass diejenige, die ihrer Verantwort­ung entspreche­nd alles daran setzt, zum Wohle der Truppe Fehler und Versäumnis­se aufzukläre­n, sich jetzt von mancher Seite Vorwürfen ausgesetzt sieht, statt unterstütz­t zu werden.“

„Ich wünschte, ich hätte diese

Sätze am Wochenende vorweg gesagt.“Verteidigu­ngsministe­rin

Ursula von der Leyen

über ihre Entschuldi­gung

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FOTO: AFP Ihre Pauschalkr­itik an der Bundeswehr trug ihr selbst viel Kritik ein. Jetzt bedauert Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen ihre Worte.

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