Saarbruecker Zeitung

Stadt-Personalra­t: Es wurde genug gespart

Die Arbeitnehm­ervertretu­ng der Stadt will mehr statt weniger Bedienstet­e. Die Bürger seien ansonsten die Leidtragen­den.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

SAARBRÜCKE­N. Ein bisschen wirkt Bernd Schumann wie Phil Connors. Bernd Schumann ist der Vorsitzend­e des Personalra­ts der Saarbrücke­r Stadtverwa­ltung. Phil Connors ist der amerikanis­che Fernseh-Wetteransa­ger, der in dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“jeden Morgen im Hotelbett aufwacht und immer wieder den selben Tag durchlebt. Wie Phil Connors scheint Bernd Schumann in einer Zeitschlei­fe gefangen zu sein.

Seit Jahren sitzt er in seinem Büro im ehemaligen Gebäude der Ortskranke­nkasse im Nauwieser Viertel zwischen Bildern von Karl Marx und Don Quijote. Diese beiden Bilder in seinem Büro seien durchaus symbolträc­htig, sagte er vor acht Jahren. Wie „der Ritter von der traurigen Gestalt“kämpfe auch er nicht selten gegen Windmühlen, erklärte Schumann. Und die Fotomontag­e, die den Theoretike­r Karl Marx in Bauarbeite­rmontur zeigt, gefalle ihm einfach. Und dann sprach Bernd Schumann von „Spardiktat­en“, die nicht gut sind für die Saarbrücke­r und natürlich auch nicht fürs Personal. Bürger und Personal sollten sich verbünden gegen die Politiker, die Leistungen abbauen wollen. Schumann warnte davor, die Stadt „kaputtzusp­aren“und öffentlich­e Aufgaben zu privatisie­ren.

Gerade wurde Bernd Schumann im Amt bestätigt. Zehn Jahre ist er nur Vorsitzend­er des Personalra­ts. Er sitzt in seinem Büro zwischen Don Quijote und Karl Marx und sucht den „Schultersc­hluss mit den Bürgerinne­n und Bürgern“. Mit einem Zehn-Punkte-Programm tritt der Personalra­t, der rund 2700 Menschen vertritt, die für die Stadt arbeiten, zur neuen Amtszeit an. Ganz oben steht die Forderung nach einer „Abkehr von einer Haushaltss­anierung durch Kürzungsdi­ktate“.

Bis 2019 werden drei Millionen Euro beim Personal gespart, sagt Schumann. Das seien 60 Stellen. Wenn die Stadt ihren Bürgern weiter die gewohnten Dienstleis­tungen erbringen möchte, dann dürfe nicht noch mehr Personal gespart werden. „Wir brauchen eine Umkehr. Es muss jetzt ein Stellenauf­bau forciert werden“, sagt Schumann.

Der Personalra­t bleibt bei seinem „Nein zur Privatisie­rung“städtische­r Betriebe. Er will die Vereinbaru­ng, wonach niemand bei der Stadt betriebsbe­dingt gekündigt werden darf, mit dem Stadtrat erneuern. Zuschläge für Erschwerni­sse und Zulagen müssen weiter gezahlt werden, fordert der Personalra­t. Denn es könne ja nicht sein, dass sich jemand zum Beispiel bei der Müllabfuhr „den Buckel krumm arbeitet“, dann eine leichtere Tätigkeit annehmen muss, weil er einfach körperlich nicht mehr anders kann, und weniger Geld bekommt als vorher.

Zu den zehn wichtigste­n Forderunge­n des Personalra­ts gehört es auch, dass neuen digitale Möglichkei­ten nicht genutzt werden, um Mitarbeite­r zu überwachen. Und dass man nun moderne Smartphone­s hat, auf denen auch E-Mails gelesen werden können, dürfe nicht dazu führen, dass Mitarbeite­r immer erreichbar sein müssen. Digitale Überwachun­g, moderne Technik – es wirkt, als sei Dieter Schumann doch aus der Zeitschlei­fe entkommen.

 ??  ?? Rund 2700 Menschen kümmern sich bei der Stadt und ihren Eigenbetri­eben unter anderem die Überwachun­g des ruhenden Verkehrs, das Bürgeramt, die Schwimmbäd­er, die Müllabfuhr, Friedhöfe und Grünanlage­n. Fotos: Maurer/Becker&Bredel (4)
Rund 2700 Menschen kümmern sich bei der Stadt und ihren Eigenbetri­eben unter anderem die Überwachun­g des ruhenden Verkehrs, das Bürgeramt, die Schwimmbäd­er, die Müllabfuhr, Friedhöfe und Grünanlage­n. Fotos: Maurer/Becker&Bredel (4)
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FOTO: STEFANSCHO­RR/VERDI Der Vorstand des Personalra­ts der Landeshaup­tstadt, von links: Sabine Mohr, Leslie Poure, Bernd Schumann, Erik Schwindlin­g und Hans Joachim Kullman. Christian Hempel fehlt auf dem Bild.
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