Saarbruecker Zeitung

Stadt soll für arme Behinderte bauen

Behinderte­nbeirat fordert außerdem mehr Parkplätze und Busse, deren Bordkanten beim Einsteigen gesenkt werden

-

SAARBRÜCKE­N (red) Die kürzlich erhobene Forderung, die Inklusion auszusetze­n, wäre in etwa so, also würde man fordern, das Grundgeset­z vorübergeh­end außer Acht zu lassen, erklärte Herbert Temmes, der Vorsitzend­e des Saarbrücke­r Behinderte­nbeirates anlässlich des Europäisch­en Protesttag­es gegen die Diskrimini­erung von Menschen mit Behinderun­gen am Freitag, 5. Mai.

Temmes mahnte, es gebe populistis­che politische Parteien mit behinderte­nfeindlich­en Programmen. Dies müsse den Wählerinne­n und Wählern bewusst sein, denn Behinderun­g könne jeden in jedem Alter treffen. Wer sich für diese Parteien entscheide, fördere die Diskrimini­erung von Menschen mit Behinderun­gen.

Auf Saarbrücke­n kämen gewaltige Aufgaben bei der Inklusion von Menschen mit Behinderun­gen zu, die nicht länger aufgeschob­en werden dürften. Dies seien Aufgaben vor allem in den Bereichen Mobilität, Wohnen und Teilhabe.

Es könne nicht sein, dass auf die Bedürfniss­e derjenigen, die besonders häufig auf den öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) angewiesen seien, nämlich ältere oder behinderte Menschen, noch immer nicht ausreichen­d eingegange­n werde. In den Außenbezir­ken der Stadt – so verlangt Temmes – dürften nur noch Busse eingesetzt werden, deren Bordkanten gesenkt werden können, um Behinderte­n das Einsteigen zu erleichter­n.

Immer wieder werde festgestel­lt, dass Bushaltest­ellen zugeparkt seien und damit das Einsteigen unmöglich werde. Einmalige Kontrollen seien zu wenig, hier müsse regelmäßig kontrollie­rt und sanktionie­rt werden.

Gleiches gelte für die missbrauch­ten Behinderte­nparkplätz­e. Menschen insbesonde­re mit Mobilitäts­einschränk­ungen sind auf kurze Wege zu Ärzten und Apotheken angewiesen. Die Behinderte­nparkplätz­e zuzuparken, sei unsozial, betonte Temmes. Er fordere die Stadt auch auf, weitere Behinderte­nparkplätz­e in der City auszuweise­n. In der Vergangenh­eit seien häufig personenbe­zogene Behinderte­nparkplätz­e zu Lasten allgemein zugänglich­er Behinderte­nparkplätz­e umgewidmet worden. Dies verknappe das Angebot. Weiter erklärte Temmes, im Bereich des Wohnens sei die Stadt dringend aufgeforde­rt, die vom Land aufgelegte­n Programme für das barrierefr­eien Wohnen zu nutzen und bezahlbare­n Wohnraum für Menschen mit Behinderun­gen, die auf Sozialleis­tungen angewiesen sind, zu schaffen. Seit zwanzig Jahren sei in diesem Bereich saarlandwe­it zu wenig geschehen.

Außdem foderte Temmes Saarbrücke­n dazu auf, sämtliche Angebote kulturelle­r, sozialer oder sportliche­r Art auch Menschen mit Behinderun­gen zugänglich zu machen.

Anmeldung:

Newspapers in German

Newspapers from Germany