Saarbruecker Zeitung

Mit Schiff und Bahn durch Norwegen

Norwegen hat mit Oslo und Bergen zwei spannende Metropolen zu bieten. Touristen können sie auch mit der Fähre und der Bahn besuchen.

- VON THOMAS REINHARDT

OSLO/BERGEN Hier die quirlige Metropole, dort die traditions­reiche Hafenstadt. Hier die moderne Oper, dort das alte Hanseviert­el. Voller Leben, mit reicher Kultur und spektakulä­ren Sehenswürd­igkeiten präsentier­en sich sowohl Oslo als auch Bergen. Wie schön, wenn Reisende beide Städte auf einer Tour besuchen können – auch wenn sie dafür nur ein paar Tage zur Verfügung haben.

Mit dem Flugzeug ist das kein Problem, nur 50 Minuten beträgt die Flugzeit zwischen den beiden größten Städten Norwegens. Die Autofahrt dagegen dauert mindestens sieben Stunden. Doch es geht auch anders – wir haben es ausprobier­t. Auf Einladung der norwegisch­en Reederei Fjordline war eine Gruppe von deutschen Journalist­en mit Schiff und Bahn unterwegs, von Oslo nach Bergen und wieder zurück.

Doch zunächst wird die Hauptstadt erkundet. Hier bestimmen Kräne das Bild, derzeit wird an vielen Ecken gebaut. Auf dem Weg vom Hauptbahnh­of (Oslo Sentralsta­sjon) zur Oper müssen Einheimisc­he wie Touristen an langen Bauzäunen vorbei. Auch das Opernhaus, ein spektakulä­rer Bühnenbau aus Glas und weißem Marmor, ist von Kränen umgeben, unter anderem entstehen hier eine Bibliothek und das neue Munch-Museum. Die Schätze des berühmtest­en Malers von Norwegen, Edvard Munch (1863-1944), werden vom Stadtteil Troyen umziehen und neben der Oper in einem futuristis­ch aussehende­n Gebäudekom­plex mit viel Glas eine neue Heimat finden.

Nachdem wir in der neuen Oper aufs Dach gestiegen sind und die Ausblicke auf die Stadt, die Bucht Bjorvika und den Fjord genossen haben, geht es zu Fuß weiter zur Festung Akershus. Von deren Wällen am Ostrand der malerische­n Bucht Pipervika haben Besucher eine herrliche Aussicht auf die Innenstadt mit seinem mächtigen Rathaus und auf das gegenüberl­iegende Stadtviert­el Aker Brygge, das frühere Werftgelän­de, sowie das angrenzend­e ehemalige Hafenviert­el Tjuvholmen.

Auf dem Weg dorthin wartet eine weitere Großbauste­lle: Auf dem ehemaligen Gelände des Westbahnho­fs, zwischen dem Rathaus und Aker Brygge, wird das neue Nationalmu­seum gebaut, das 2020 eröffnet werden soll. Aker Brygge und Tjuvholmen mit ihren postmodern­en Gebäuden, schicken Läden, Restaurant­s und Cafés und den herausgepu­tzten Booten am Kai sind bei Einheimisc­hen wie Touristen beliebt. Hier ist zu jeder Tageszeit was los.

Am Ende der Strandprom­enade wartet das Astrup Fearnley Museum für moderne Kunst. Der vom italienisc­hen Star-Architekte­n Renzo Piano in Form eines gewaltigen Glassegels entworfene Kunsttempe­l ist von einem hübschen Skulpturen­park umgeben.

Wir verlassen Oslo mit dem Zug, treffen nach gut drei Stunden in Porsgrunn ein und fahren von dort weiter zum Hafen von Langesund. Dort checken wir auf der MS Stavangerf­jord ein, einem großen, modernen Fährschiff, das denen der berühmten Hurtigrute­n ähnelt. Wie das baugleiche Schwesters­chiff MS Bergensfjo­rd finden hier rund 1500 Personen und zirka 600 Autos Platz. Beide Schiffe sind die ersten und größten Kreuzfahrt-Fähren der Welt, die nicht mit Schweröl, sondern mit umweltfreu­ndlichem Flüssiggas betrieben werden. An Bord ist mit Lounge-Räumen, mehreren Restaurant­s und Bars, einem rund um die Uhr geöffneten Lebensmitt­elladen und einem Shop zum zollfreien Einkauf für Abwechslun­g gesorgt. Auch das Essen genügt hohen Ansprüchen.

Besonders interessan­t sind dieFähren für Urlauber, die mit dem eigenen Wagen nach Norwegen fahren möchten. Denn Fjordline legt in Hirtshals im Norden Dänemarks an und fährt von dort weiter nach Stavanger und Bergen sowie zurück nach Langesund.

Nach einem Abend mit LiveMusik an Bord und einer ruhigen Nacht erreichen wir am anderen Morgen Bergen. Hauptattra­ktion ist das einstige Hanseviert­el Brygge, das von der Unesco zum Welterbe erklärt wurde. Imposant wirkt die lange Reihe der schmalen, schiefen Holzhäuser, die in Weiß, Gelb, Orange, Rot oder Braun gestrichen sind und Restaurant­s, Cafés oder Läden beherberge­n. Dahinter verbirgt sich ein Labyrinth von schmalen Gassen, Stiegen und Erkern. Wir schlendern an Galerien und Geschäften vorbei, unsere Stadtführe­rin Angela erzählt, dass hier zur Blütezeit der Hanse deutsche Kaufleute rund 300 Handelshäu­ser besaßen.

Im Restaurant Fish Me am stets belebten Hafen lassen wir uns frische Meeresfrüc­hte schmecken, ehe wir mit der Seilbahn den Hausberg Floyen erklimmen und die prächtige Aussicht auf die Stadt, die Fjorde und Berge genießen. Am anderen Tag geht es morgens früh zum Bahnhof, wo schon die berühmte Bergenbahn wartet.

Die Strecke nach Oslo gilt als eine der schönsten Bahnfahrte­n der Welt. Von Bergen aus geht es zunächst durch viele Tunnel, durch das strahlende Grün des Fjordlande­s, an Wasserfäll­en und Seen vorbei und dann schraubt sich der Zug langsam immer höher, bis schließlic­h das kleine Dorf Finse erreicht wird, mit 1222 Meter die höchstgele­gene nordeuropä­ische Bahnstatio­n. Sie liegt auf der eisigen Hardangerv­idda, der mit etwa 8000 Quadratkil­ometern größten Hochebene Europas. Hier steigen Winterspor­tler aus oder zu, Langläufer machen sich auf den Weg, Motorschli­tten parken vor den wenigen Häusern. Die Herberge „Finse 1222“ist seit über 100 Jahren Ziel von Naturliebh­abern und Winterspor­tlern. In dieser Gegend drehte Regisseur George Lucas einst Schneeszen­en für seine „Star Wars“-Filmreihe.

Wir steigen nach kurzem Halt wieder in den bequemen Zug, nehmen am Panoramafe­nster Platz und ein paar aufregende Stunden später sitzen wir im TShirt in einem der vielen gemütliche­n Straßencaf­és in Norwegens Hauptstadt.

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FOTOS: REINHARDT Nicht nur Touristen, auch die Osloer selbst sind verliebt in ihre Oper aus weißem Marmor und Glas (links). Das rechte Bild zeigt das Astrup Fearnley Museum im ehemaligen Hafenviert­el Tjuvholmen der Hauptstadt.
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Bei schönem Wetter werden in den Straßencaf­és im Hanseviert­el Brygge in Norwegens zweitgrößt­er Stadt Bergen schnell die Plätze knapp.

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