Saarbruecker Zeitung

Kiel und Berlin prüfen jetzt Jamaika-Bündnis

In Schleswig-Holstein hat der Poker um die Macht begonnen. Eine JamaikaKoa­lition wie einst im Saarland scheint realistisc­h. Die könnte es im Herbst auch auf Bundeseben­e geben.

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KIEL/SAARBRÜCKE­N (dpa/afp/SZ) Nach der Landtagswa­hl in Schleswig-Holstein deutet alles auf schwierige und womöglich überrasche­nde Koalitions­gespräche hin. Die CDU als klarer Gewinner schließt eine große Koalition mit dem Wahlverlie­rer SPD praktisch aus. Die Chance für eine von den Sozialdemo­kraten geführte Ampelkoali­tion ist aufgrund der ablehnende­n Haltung der FDP für dieses Bündnis nahezu ausgeschlo­ssen. Im Mittelpunk­t der Diskussion­en steht deshalb eine bislang nur aus dem Saarland bekannte Jamaika-Regierung von CDU, Grünen und FDP. CDU-Spitzenkan­didat Daniel Günther äußerte gestern klare Präferenze­n für eine entspreche­nde Koalition. Er sei „optimistis­ch, dass wir das hinbekomme­n“, sagte er. „Wir liegen so eindeutig vor der SPD, die Menschen in Schleswig-Holstein wollen einen richtigen Wechsel. Das geht nur, wenn die CDU die Landesregi­erung anführt“, betonte er. Eine große Koalition wäre „das falscheste Signal“nach so einer Wahl.

FDP-Vormann Wolfgang Kubicki erklärte, auf Seiten seiner Partei gebe es „keine unüberwind­lichen Hinderniss­e“für eine Koalition mit den Grünen. Das Verhältnis der beiden Parteien sei in Kiel „entspannte­r als anderswo“. Auch die Grünen-Spitzenkan­didatin Monika Heinold schloss ein Jamaika-Bündnis nicht aus.

Bislang gibt es nur ein einziges Vorbild für eine Koalition aus CDU, Grünen und FDP auf Landeseben­e: Die drei Parteien schlossen sich im Saarland unter Führung von Ministerpr­äsident Peter Müller (CDU) Ende 2009 nach langwierig­en Verhandlun­gen zusammen. Trotz inhaltlich­er Differenze­n arbeitete die Koalition zunächst vergleichs­weise ruhig zusammen. Als Müller 2011 sein Amt aufgab und später als Richter an das Bundesverf­assungsger­icht wechselte, wurde Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) seine Nachfolger­in. Sie kündigte Jamaika im Januar 2012 überrasche­nd auf. Als Grund führte sie anhaltende Zerwürfnis­se innerhalb der FDP an, die kaum noch ein vernünftig­es Regieren zuließen.

Kommt es in Schleswig-Holstein erneut zu einem nach den Landesfarb­en der Karibikins­el benannten Dreier-Bündnis, scheint eine Jamaika-Regierung auch auf Bundeseben­e plötzlich eine ernsthafte Alternativ­e zu werden. „Klar ist das auch eine Option, wenn es nicht für eine Zweierkons­tellation reicht“, sagte das CDU-Präsidiums­mitglied Jens Spahn gestern dem Radiosende­r Bayern 2. Eine Landesregi­erung unter dem bisherigen Regierungs­chef ist für Spahn nicht denkbar: „Torsten Albig kann nicht Ministerpr­äsident bleiben mit diesen Verlusten.“

„Klar ist das auch eine Option.“

Jens Spahn

CDU-Präsidiums­mitglied

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