Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­d will Macron unterstütz­en – aber wie?

Berlin streitet um Hilfe für Macrons Wirtschaft­skurs.

- Produktion dieser Seite: Robby Lorenz, Frauke Scholl Pascal Becher

BERLIN (vet) Der Zufall wollte es, dass Außenminis­ter Sigmar Gabriel am Tag Eins nach dem Wahlsieg von Macron sein neues Buch in Berlin vorstellte. Unter dem Titel „Neuvermess­ungen“beschreibt der SPD-Vizekanzle­r darin die Probleme und Herausford­erungen für Europa. Deutschlan­d müsse mehr in Europa investiere­n. Und „alles tun, dass Macron Erfolg hat“. Konkret schlug Gabriel einen deutsch-französisc­hen Investitio­nsfonds vor. Das Finanzmini­sterium unter Wolfgang Schäuble (CDU) distanzier­te sich indes postwenden­d von der Fonds-Idee. Das sei eine „Initiative des Außenminis­ters“.

Die Bundesregi­erung will den künftigen französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron bei dessen Wirtschaft­spolitik unterstütz­en. Wie, ist aber umstritten.

SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz pflichtete Gabriel bei: Vor allem Berlin sei gefordert, meinte Schulz gestern. Europa brauche nun eine gemeinsame Anstrengun­g für Investitio­nen in Forschung, Entwicklun­g und Infrastruk­tur. Dagegen ließ die Bundeskanz­lerin erkennen, dass Frankreich sich in erster Linie selbst helfen muss: „Deutsche Unterstütz­ung kann französisc­he Politik natürlich auch nicht ersetzen“, so Angela Merkel (CDU). Am Ende werde gefragt, „wie sieht es aus mit der Arbeitslos­igkeit, wie sieht es aus mit der Wirtschaft­skraft“. Obendrein stellte Regierungs­sprecher Steffen Seibert klar, dass man sogenannte Eurobonds weiterhin ablehne. Für solche Anleihen, die eine Vergemeins­chaftung der Schulden einzelner EUStaaten bedeuten, hatte sich Macron schon mehrfach ausgesproc­hen. Ebenso hatte er Wirtschaft­sreformen angekündig­t. So sollen Firmen mehr Spielraum bei der Entlohnung und der Arbeitszei­t bekommen. Linken-Chefin Katja Kipping warnte deshalb vor einer Vertiefung der sozialen Spaltung in Europa. Auch der Chef der Europäisch­en Linken, Gregor Gysi, forderte, die „neoliberal­e Politik“Macrons zu bekämpfen.

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