Lektüre für grünen Pensionär Ulrich
KOLUMNE LANDTAGSKÜCHE Ein Staatssekretär holte sich vor den Koalitionsgesprächen auf einer Wallfahrt nasse Füße. Die bisherige Landtagsvizepräsidentin ist im privaten Leihauto unterwegs und Jubilarin Gisela Kolb sammelte für die Luchse im Neunkircher Zoo
Großer Bahnhof für eine engagierte Tierschützerin: Gisela Kolb, bis letzten Monat Vize-Chefin der SPD-Landtagsfraktion, feierte in einer Kneipe in Sichtweite zum Neunkircher Ellenfeld jetzt ihren 60. Geburtstag. Die Party stand unter der Überschrift „Neuanfang“, denn die langjährige Parlamentarierin hatte auf eine neue Kandidatur verzichtet und will sich neuen Aufgaben widmen. Auf ihrer Gästeliste standen neben aktuellen Fraktionsmitgliedern der großen Koalition auch frühere Abgeordnete von Piraten und Liberalen. Sie alle spendeten fleißig. Die Jubilarin hatte statt persönlicher Geschenke um gute Gaben für die Luchse im Neunkircher Zoo gebeten. Die Saarbrücker SPD-Kreischefin Isolde Ries (60) gehörte zum Kreis der Gratulanten. Da die bisherige Landtagsvizepräsidentin erst in der übernächsten Plenarsitzung in ihrem Amt bestätigt werden soll, parkt ihr bislang genutzter Dienstwagen, ein 5er BMW, in der Parlamentsgarage. Auch der Chauffeur hat Pause. Ries ist zumindest vorübergehend Selbstfahrerin. Zu Kolbs Feier kam sie in einem älteren Peugeot 206 Kombi, den normalerweise ihr Mann steuert. Diesen „Leihwagen“hat Ries – wie es sich gehört – gewaschen und aufgetankt.
Vor einem Neuanfang stehen nach der roten Karte durch die Wähler die Saar-Grünen. Ihr bisheriger Parteichef Hubert Ulrich (59) hat die Verantwortung für die Niederlage übernommen und den Vorsitz niedergelegt. Von seiner Co-Spitzenkandidatin Barbara Meyer-Gluche (32) gab es jetzt Lesestoff für den einstweiligen politischen Ruhestand. Sie schenkte ihm auf dem Parteitag am Sonntag in Saarwellingen ein Abonnement einer Wissenschaftszeitschrift, da er ja jetzt mehr Zeit für seine Hobbys Geschichte, Filme, Naturwissenschaften und Astrophysik hat.
Aus dem CDU-Lager ist derweil zu hören, dass Sozialstaatssekretär Stephan Kolling (44) die Zeit zwischen Landtagswahl und Koalitionsverhandlungen für eine Wallfahrt nutzte. Mit vier Freunden aus Theley galt es, die 38 Kilometer lange Strecke zur Marienverehrung nach Klausen zu bewältigen. Für die Überquerung der Drohn nutzte der pilgernde Kolling den direkten Weg über und durch das Wasser, riskierte dabei nasse Füße.