Die Toten Hosen und die Vergänglichkeit
SAARBRÜCKEN „Der letzte Sand fällt durch die Uhr“singt Campino, in einem anderen Stück fragt er: „Wie viele Jahre kann das so weitergehen?“. Schließlich stellt er fest: „Der Tod schaut durch mein Fenster und lacht mich an.“Endzeitstimmung bei den Toten Hosen? Oder mindestens eine schwere Midlife-Krise bei den Düsseldorfer Punkrockern?
In den fünf Jahren seit dem vorigen Studioalbum „Ballast der Republik“ist im Umfeld der Band einiges geschehen: Jochen Hülders, Hosen-Manager seit 1982, starb 2015; Wolfgang „Wölli“Rohde, bis 1999 Schlagzeuger der Band, der er eng verbunden blieb, starb 2016. Kein Wunder, dass sich da ein Hauch Endlichkeit durch die Texte des neuen Albums „Laune der Natur“zieht. Das Stück „Eine Handvoll Erde“etwa beschreibt die Beerdigung des Managers; textlich ganz konkret („Jetzt sind es nur noch hundert Schritte, die wir gemeinsam gehen“), ist es musikalisch eine der besten Nummern des Albums: anfangs karg instrumentiert, mit einer sich stetig steigernden Spannung – und damit anders als das Gros des Albums, das sich dem bewährten Hosen-Punkrock voller Mitgröhl-Refrains widmet.
Der gelingt druckvoll, wenn auch textlich vage, bei „Pop & Politik“, das Kollegen mit „peinlicher Musik“empfiehlt, „die Fresse zu halten, wenn Ihr nichts davon versteht“(da hätte man gerne ein paar Namen gehört). Rasant ist auch Auftakt „Urknall“, in dem sich die Band nach den weniger lukrativen, aber vielleicht etwas einfacheren Anfangstagen sehnt: Die goldenen Schallplatten werden verbrannt, „die Pyrotechnik von Rammstein aufgekauft“, und zurück geht es auf den „Bolzplatz“. Da wären die Hosen
der gerne wieder eine kleine Band ohne Marketing-Brimborium. Nur: Niemand hat sie gezwungen, das neue Album in mehreren Sonderund Deluxe-Editionen anzubieten, auf dass der treue Fan mehrfach zugreife.
In den schwächeren Momenten bieten die Hosen wenig mehr als kompetenten Stadtfestrock, zum Fäusterecken, gute Routine mit „heyheyhey“- oder „hohoho“Refrains. Der Tiefpunkt ist das balladeske „Alles passiert“, seicht und fast schon Rock-Schlager.
Aus dem Rahmen fällt das Finale „Kein Grund zur Traurigkeit“: Aus einer Solo-Aufnahme des verstorbenen „Wölli“Rohde destillierten die Hosen dessen Gesang und spielten die Musik neu ein. Das Ergebnis ist eine lässig gebrummte Ballade mit den Zeilen „Ich hab’ Blut von Dir im Herzen/ das ist alles, was mir bleibt“. Da ist Johnny Cash nicht weit weg. ............................................. Die Toten Hosen: Laune der Natur