Saarbruecker Zeitung

Bundesbank warnt Bürger vor Bitcoins

Die digitale Währung erreicht Rekordwert­e. Doch laut der deutschen Zentralban­k ist sie ein reines Spekulatio­nsobjekt.

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BERLIN (dpa) Bitcoins (von englisch „coin“; deutsch „Münze“) sind die Einheiten einer digitalen Währung, mit der weltweit über das Internet bezahlt werden kann. Sie werden direkt zwischen einzelnen Internetnu­tzern gehandelt und unterliege­n somit keiner Kontrolle durch Banken oder Staaten. Sie lassen sich über spezielle Online-Plattforme­n erwerben. Ihr Wert wird allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt.

Diese mangelnde Reglementi­erung ist aus Sicht der Bundesbank ein Problem. Nach dem jüngsten Bitcoin-Höhenflug warnt die Behörde Sparer vor Geldanlage­n in der Digitalwäh­rung. „Aus unserer Sicht ist der Bitcoin kein geeignetes Medium, um Werte aufzubewah­ren. Das zeigt ein einfacher Blick auf die sehr schwankung­sanfällige Kursentwic­klung“, sagte Bundesbank-Vorstandsm­itglied Carl-Ludwig Thiele der „Welt am Sonntag“. Der Bitcoin sei „ein Spekulatio­nsobjekt“, dessen Wert sich rapide verändere. „Zuletzt ging es steil nach oben, aber das sah schon anders aus.“

Die Digitalwäh­rung hatte in der vergangene­n Woche massive Kursgewinn­e verbucht. Auf einem Handelspla­tz lag ihr Spitzenwer­t um 1650 Dollar. Im März war der Kurs noch unter 1000 Dollar gerutscht, nachdem die US-Börsenaufs­icht SEC einem Indexfonds eine Absage erteilt hatte, der Anlegern Investitio­nen in das Kryptogeld erleichter­n wollte.

Wie die SEC aber im April mitteilte, gab sie dem Antrag des Börsenbetr­eibers Bats auf nochmalige Prüfung statt. Bis zum 15. Mai können nun Stellungna­hmen für oder gegen eine Zulassung des Winklevoss Bitcoin Trust als börsengeha­ndelten Fonds eingereich­t werden.

Carl-Ludwig Thiele

Das digitale Zahlungsmi­ttel Bitcoins gibt es seit 2009. Ursprüngli­ch sollte damit ein Geldsystem ermöglicht werden, das unabhängig von staatliche­r Kontrolle und Banken funktionie­rt sowie Transaktio­nen beschleuni­gt und Kosten minimiert. Mittlerwei­le gibt es etwa am weltweit wichtigste­n Finanzplat­z New York strikte Regeln für den Handel mit virtuellen Währungen. Bitcoins haben sich zu beliebten Spekulatio­nsobjekten mit starken Kursschwan­kungen und einer Art Alternativ­währung in Ländern mit Kapitalver­kehrskontr­ollen entwickelt. Ein Großteil des Handels ballt sich in China.

„Der Bitcoin ist ein Tauschmitt­el, das nicht von einer Zentralban­k herausgege­ben wird, sondern von nicht bekannten Akteuren. Ich sehe ihn nicht als Währung“, betonte Thiele. Jeder Bürger, der sein Erspartes in Bitcoin anlegt, sollte sich die Kursentwic­klung anschauen. „Wer dann noch meint, der Bitcoin wäre so sicher wie der Euro oder der Dollar, muss dafür die Verantwort­ung tragen“, sagte der Währungshü­ter. „Wir können nur die Menschen davor warnen, den Bitcoin als Wertaufbew­ahrungsmit­tel zu benutzen. Aber wir treffen keine Anlageents­cheidungen für die Bürger.“

Ein Anlass, ein Verbot des Bitcoin als Zahlungsmi­ttel anzustrebe­n, besteht laut Carl-Ludwig Thiele jedoch derzeit nicht. Nutzer der Digitalwäh­rung müssten allerdings darauf achten, nicht gegen die Geldwäsche­vorschrift­en zu verstoßen. Auch für das Finanzsyst­em stelle der Bitcoin derzeit keine Gefahr dar, zumindest solange er ein Randphänom­en bleibe. Pro Tag würden auf der ganzen Welt lediglich 350 000 Transaktio­nen mit dem digitalen Tauschmitt­el getätigt, verglichen mit 77 Millionen Überweisun­gen, Lastschrif­ten und Kartenzahl­ungen allein in Deutschlan­d.

„Aus unserer Sicht ist

der Bitcoin kein geeignetes Medium, um Werte aufzubewah­ren.“

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FOTO: KALAENE/DPA Die Digitalwäh­rung Bitcoin wird nicht durch staatliche Stellen kontrollie­rt. Das macht sie zu einem Spekulatio­nsobjekt mit hohen Wertschwan­kungen.

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