Saarbruecker Zeitung

Eil-Vergabe der Mega-WM übermorgen?

Heute tagt in Bahrain das Fifa-Council, übermorgen der Kongress des Fußball-Weltverban­des – es stehen fragwürdig­e Entscheidu­ngen an.

- VON JAN MIES

MANAMA (sid) Als Reinhard Grindel in der Wüste aus dem Flieger stieg, hatte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes eine harte Woche vor sich. Beim Kongress des Weltverban­des Fifa in Bahrain stehen (schon wieder) fragwürdig­e Entscheidu­ngen auf der Agenda. Darunter die mögliche Absetzung der „Chef-Überwacher“, der Fifa-Ethiker, die einigen im erneut erschütter­ten Fußball-Weltverban­d zu unbequem sind – und die Eil-Vergabe der Mega-WM 2026 (mit 48 Teams).

Ein entspreche­nder Antrag der gemeinsame­n Bewerber USA, Kanada und Mexiko liegt beim FIFACounci­l, das am heutigen Dienstag erstmals mit dem neuen Mitglied Grindel tagt, auf dem Tisch. Der Kongress könnte das Mammut-Turnier, das erstmals mit 48 (statt 32) Mannschaft­en ausgetrage­n werden wird, dann am Donnerstag faktisch vergeben.

Zur Abstimmung vorgelegt würde zwar nur eine Vorvergabe unter der Bedingung, dass im Nachhinein die technische­n Bewerbungs­voraussetz­ungen erfüllt werden. Daran dürfte aber wohl kein Zweifel bestehen. In den USA könnte die WM angesichts der Infrastruk­tur und Stadien schon morgen stattfinde­n.

„Ich habe durchaus Sympathie für die Bewerbung der drei Verbände und denke auch, dass sie sehr gute Chancen haben wird“, sagte Grindel. Er warf aber die Frage auf, „ob eine Vorfestleg­ung wirklich klug ist, oder an einem geregelten Bewerbungs­verfahren festgehalt­en werden sollte“.

Tatsächlic­h stünde die eilige (Vor-)Vergabe im Widerspruc­h zu den bisherigen Bewerbungs­verfahren. Ursprüngli­ch sollte die WM 2026 sogar erst im Jahr 2020 vergeben werden. Konkurrent­en muss der einflussre­iche und politisch brisante (US-Präsident Donald Trump will an der Grenze zu Mexiko eine Mauer bauen) Verbund aus Nord- und Mittelamer­ika aber nicht befürchten. Wegen der noch gültigen Fifa-Vorschrift­en darf das Turnier nicht in die Kontinenta­lverbände der beiden vorausgehe­nden Weltmeiste­rschaften (2018 in Russland und 2022 in Katar) vergeben werden. Starke Bewerbunge­n aus Europa und Asien werden deshalb nicht zugelassen.

Ob beim Kongress die Wiederwahl der Vorsitzend­en der beiden Kammern der Ethikkommi­ssion zugelassen wird, ist dagegen noch offen. Chefermitt­ler Cornel Borbely (Schweiz) und der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert sind zwar offiziell eingeladen. Die beiden haben sich mit den Suspendier­ungen von zahlreiche­n, teils hochrangig­en Fifa-Mächtigen aber innerhalb des Weltverban­ds Feinde gemacht.

„Ich bin dafür, dass Eckert und Borbely ihre Arbeit fortsetzen, weil sie zur Wiederhers­tellung der Integrität der Fifa einen entscheide­nden Beitrag geleistet haben“, sagte Grindel, der nach den Aussagen von Fifa-Generalsek­retärin Fatma Samoura aber davon ausgehe, dass beide zur Wiederwahl vorgeschla­gen werden. Dass die Fifa-Krise – anders als von Präsident Gianni Infantino vor einem Jahr verkündet – noch nicht vorbei ist, hatten die vergangene­n Tage gezeigt. Die US-Ermittlung­en hatten wieder einmal ein Korruption­snetzwerk aufgedeckt. Der vermeintli­ch darin verwickelt­e Strippenzi­eher Scheich Salman bin Ibrahim Al Khalifa trat vorsorglic­h von allen Fußball-Ämtern, also auch aus dem Council, zurück.

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