Saarbruecker Zeitung

Steuerpara­dies Malta im Visier

Fahnder in Nordrhein-Westfalen gehen Hinweisen auf Trickserei­en in großem Stil nach.

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BERLIN/DÜSSELDORF (dpa) Steuerfahn­der in Nordrhein-Westfalen gehen möglichen Trickserei­en und Betrügerei­en deutscher Unternehme­n über Briefkaste­nfirmen auf Malta nach. Wie Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD) gestern mitteilte, wird ein anonym an die Wuppertale­r Steuerfahn­der übermittel­ter Datenträge­r mit bis zu 70 000 maltesisch­en Firmen mit weltweiten Kontakten geprüft. Nach einer ersten Auswertung stünden 1700 bis 2000 dieser Firmen in Verbindung mit deutschen Eigentümer­n. Lediglich 270 seien nach deutschen Gesetzen auch angemeldet. Diese Größenordn­ung sei zwar bereits bekannt gewesen. Aber tatsächlic­he Namen, Adressen und Strukturen seien erst jetzt nachvollzi­ehbar. Es gehe auch um nicht angemeldet­e Niederlass­ungen bekannter Konzerne.

Der Malta-Fall erinnert an die sogenannte­n „Panama Papers“mit Enthüllung­en über Briefkaste­nfirmen vor mehr als einem Jahr. Inzwischen wurden die Regeln per Gesetz verschärft – mit mehr Befugnisse­n für den Fiskus und mehr Transparen­z. Offshoreod­er Briefkaste­nfirmen sind nicht per se illegal. Sie werden aber häufig genutzt für Geldwäsche und Steuerbetr­ug.

Aktuell sorgt auch die „Spionage-Affäre“für Schlagzeil­en. Der Schweizer Geheimdien­st soll versucht haben, in Nordrhein-Westfalen über einen Spion und einen noch unbekannte­n Spitzel an Informatio­nen über den Ankauf von Steuer-CDs zu gelangen. Der Stick eines anonymen Informante­n mit der „Malta-Liste“sei am 26. April im Briefkaste­n der Steuerfahn­der eingegange­n und nicht käuflich angeboten worden, sagte WalterBorj­ans. Hier habe jemand offenbar reinen Tisch machen wollen, sagte der SPD-Politiker. Der Stick zeige den Ermittlern, wie Konzerne und Privatpers­onen auf der Mittelmeer­insel Firmengefl­echte nutzten, um in Deutschlan­d Steuern zu umgehen. Teils geschehe dies mit legalen Tricks, oft aber auch über Offshore-Gesellscha­ften, die ausschließ­lich als Steuerhint­erziehungs-Konstrukte dienten. Häufig würden diese Gesellscha­ften gegründet, um am deutschen Fiskus vorbei Gewinne ins Ausland zu verlagern.

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