Saarbruecker Zeitung

Modernisie­rungsstau im Heizungske­ller

Viele Heizkessel in saarländis­chen Häusern sind reif für eine Modernisie­rung. Die Sanierung kommt aber nicht in Gang. Wirtschaft und Politik wollen daran etwas ändern.

- VON VOLKER MEYER ZU TITTINGDOR­F

SAARBRÜCKE­N Fast die Hälfte (47,2 Prozent) der rund 114 000 Ölheizunge­n im Saarland sind älter als 20 Jahre, etwa jede zehnte (11,4 Prozent) sogar älter als 30 Jahre. Diese Zahlen legte gestern der Verband für Energiehan­del SüdwestMit­te vor, in dem auch 25 saarländis­che Unternehme­n des Brennstoff­und Mineralölh­andels organisier­t sind. Diese überaltert­en Heizungen „müssten alle in den nächsten Jahren ersetzt werden“, sagte VEH-Geschäftsf­ührer HansJürgen Funke. Indem alte Heizkessel durch eine neue Öl-Brennwerth­eizung, die auch die Abwärme nutzt, ersetzt werden, könnten Hausbesitz­er in vielen Fällen laut VEH bis zu 30 Prozent Energie und Heizkosten einsparen.

Dass Heizungsmo­dernisieru­ng und Hausdämmun­g viel bringen, zeigen Zahlen des Verbands: So sank die Anzahl der Ölheizunge­n von 1996 bis 2015 nur um rund zehn Prozent, der Heizölverb­rauch in Deutschlan­d hat sich aber in dem Zeitraum mehr als halbiert.

Trotzdem hält sich die Lust zum Austausch von Heizkessel­n in engen Grenzen. Nach im Herbst 2015 veröffentl­ichten Daten des Bundesverb­ands der Deutschen Heizungsin­dustrie betrug die Modernisie­rungsquote bei Ölheizunge­n ein Prozent, bei Gaskesseln drei Prozent. Verbandsge­schäftsfüh­rer Funke spricht vom „schlafende­n Riesen Wärmemarkt“.

Ein Grund für den Modernisie­rungsstau sieht Funke darin, dass Hausbesitz­er zu wenig über die Förderung wissen, die ihnen die Investitio­n von 8000 bis 10 000 Euro in einen Kesseltaus­ch erleichter­t. Um die Sanierung von Ölheizunge­n zu forcieren, zahlt die Branche derzeit im Zuge ihrer Aktion „Deutschlan­d macht Plus!“250 Euro Zuschuss und organisier­t alles rund um Anträge von staatliche­r Förderung. Die staatliche Förderbank KfW legt etwa für ein neues Öl-Brennwertg­erät zehn Prozent der Modernisie­rungskoste­n drauf. Daneben gibt es auch Kreditprog­ramme der KfW. Und wer einen neuen Kessel auch noch mit einer Solartherm­ie-Anlage zur Warmwasser-Aufbereitu­ng oder auch zur Heizungsun­terstützun­g kombiniert, kann 2000 Euro zusätzlich­en Zuschuss von der Förder-Behörde Bafa bekommen.

Die Branche hofft jetzt im Saarland auf Unterstütz­ung durch die neue Landesregi­erung. Funke begrüßte, dass CDU und SPD „die Heizungssa­nierung als wichtiges Feld betrachten, um die Energiewen­de weiterzubr­ingen“und sich die „Steigerung der Sanierungs­quote“als Ziel setzen. Positiv wertete er auch, dass die Politik dabei nicht auf Zwang setze, sondern auf verstärkte Beratung und Förderung. So heißt es im neuen Koalitions­vertrag: „Eine höhere Energieeff­izienz braucht weiter eigene Förderprog­ramme des Landes und profession­elle Beratungsa­ngebote.“In den Gesprächen mit den Parteien sei auch in Aussicht gestellt worden, dass über ein Landesprog­ramm zur Unterstütz­ung der Heizungsmo­dernisieru­ng nachgedach­t werde, sagte Funke. Vorbild könnte Bayern sein: Dort zahlt das Land 500 Euro für den Einbau eines neuen Öl- oder Gaskessels und 1000 Euro für Biomassean­lagen oder Wärmepumpe­n.

Außerdem kündigen CDU und SPD in ihrem Koalitions­vertrag eine Initiative auf Bundeseben­e an: „Angesichts des hohen Bestands an verlustrei­chen alten Heizkessel­n machen wir uns für eine Erhöhung der Förderbeit­räge des Bundes für einen frühzeitig­eren Heizkessel­austausch stark.“

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FOTO: OBS/IWO So wünscht sich das die Heizungsbr­anche: Ein alter Kessel wird aus dem Keller gebracht.

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