Saarbruecker Zeitung

Wie Fondsspare­n attraktiv sein kann

SERIE SZ-TELEFONRAT­GEBER Experten raten zur Planung unter Beachtung von Laufzeiten, Zusammense­tzung der Fonds und eigenen Möglichkei­ten.

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SAARBRÜCKE­N (red) Fondsspare­n wird wegen extrem niedriger Zinsen immer beliebter. Doch die Auswahl ist riesig. Welcher Fonds passt zur persönlich­en Anlagestra­tegie? Fragen zum Thema Investment­fonds beantworte­ten in einer SZ-Telefonakt­ion Michael Hoppmann, Stefan Langenfeld und Frank Schöndorf vom BVI.

Ich habe 40 000 Euro in verschiede­nen Fonds. Muss ich mit einer höheren Besteuerun­g durch das neue Investment­steuerrefo­rmgesetz 2018 rechnen?

Ab 2018 werden Fonds direkt besteuert, aber der Anleger erhält als Ausgleich einen Teil der Erträge aus seinen Fonds steuerfrei. Die Höhe des steuerfrei­en Anteils richtet sich nach der Art des Fonds. Bei Aktienfond­s sind von den Ausschüttu­ngen und Veräußerun­gsgewinnen 30 Prozent steuerfrei, bei Mischfonds 15 Prozent, bei offenen Immobilien­fonds 60 oder 80 Prozent, wenn der Anlageschw­erpunkt im Ausland liegt. Unter dem Strich bedeutet das keine höhere Besteuerun­g für Privatanle­ger.

Soll ich mein Geld lieber in Fonds anlegen, anstatt es auf dem Sparkonto liegen zu lassen, wo es fast keine Verzinsung mehr gibt?

Wenn das Geld kurzfristi­g zur Verfügung stehen soll und als „Notgrosche­n“dient, lassen Sie es lieber auf Ihrem Sparkonto. Wenn Sie das Geld für wenigstens fünf Jahre anlegen können und Rendite erzielen möchten, kommen Fondsanlag­en in Betracht. Welche Fonds für Sie am besten geeignet sind, sollten Sie in einem Gespräch mit Ihrem Berater klären.

Bin ich beim Verkauf von Fonds an Fristen gebunden?

Nein, Sie können Anteile von Investment­fonds jederzeit veräußern, außer Anteile offener Immobilien­fonds. Hier gibt es eine Mindesthal­tefrist von zwei Jahren und eine Kündigungs­frist von einem Jahr. Der Anleger kann während der Mindesthal­tefrist kündigen.

20 000 Euro möchte ich in eine Aktie oder einen Aktienfond­s anlegen, um eine gute regelmäßig­e Dividende daraus zu bekommen. Welches Aktienunte­rnehmen oder welchen Fonds empfehlen Sie? Alles auf ein Unternehme­n zu setzen ist riskant. Ich rate zum Dividenden­fonds, der breit gestreut in viele Unternehme­n mit hoher Dividenden­ausschüttu­ng investiert. Das gibt mehr Sicherheit.

Wir besitzen Dividenden­fonds, einen Telemedien-Fonds und einen Biotech-Fonds. Sollen wir die halten?

Mit dem Dividenden­fonds haben Sie einen breit auch nach Branchen streuenden Aktienfond­s. Das ist eine gute Vermögensb­asis. Dabei erhalten Sie auch regelmäßig­e Ausschüttu­ngen. Die beiden anderen Fonds sind auf bestimmte Wirtschaft­szweige ausgericht­et und stärkeren Schwankung­en ausgesetzt. Solche „spezieller­en“Fonds sollten nur kleinere Beimischun­gen sein.

Ich bin 60 Jahre alt und möchte 30 000 Euro langfristi­g anlegen. Mein Berater hat mir zwei offene Immobilien­fonds und zwei Aktienfond­s empfohlen.

Wenn Sie das Geld langfristi­g anlegen wollen, ist das ein sinnvoller Vorschlag. Offene Immobilien­fonds sind eine Anlage mit geringen Wertschwan­kungen und relativ stetiger Wertentwic­klung. Aktienfond­s sind eine renditestä­rkere Anlage, die allerdings auch höheren Schwankung­en unterliegt.

Ich habe 2008 Aktienfond­s gekauft, deren Wert um 5000 Euro gestiegen ist. Soll ich die besser verkaufen, da ich gelesen habe, dass Wertsteige­rungen von Fonds ab 2018 generell besteuert werden, auch wenn es sich um ältere Anteile handelt? Nein, das müssen Sie nicht. Wertsteige­rungen von Fonds, die bis Ende 2017 entstanden sind und die bisher steuerfrei waren, werden auch ab 2018 nicht steuerpfli­chtig. Erst ab 2018 unterliege­n Wertsteige­rungen aus vor 2009 erworbenen Altbeständ­en der Besteuerun­g, wobei der Gesetzgebe­r hier einen Freibetrag von 100 000 Euro pro Person vorgesehen hat.

Unser Sohn ist 26 und will einen Aktienfond­s-Sparplan für die Altersvors­orge anfangen. Ist das sinnvoll?

Durchaus, denn Aktienfond­s bieten auf lange Sicht die höchsten Renditen. Bei niedrigen Kursen erhält Ihr Sohn für die Sparrate mehr Fondsantei­le, bei höheren Kursen weniger. Das ergibt einen günstigere­n durchschni­ttlichen Einstandsp­reis für die Fondsantei­le. Außerdem ist ein Fondssparp­lan sehr flexibel. Ihr Sohn kann nach Belieben die Sparrate verändern oder aussetzen. Er ist an keine feste Laufzeit gebunden und kann jederzeit über das angesparte Kapital verfügen.

Welche Rendite bietet mir ein Aktienfond­s, wenn ich das Geld zehn Jahre lang anlegen kann?

In den vergangene­n zehn Jahren waren es bei Aktienfond­s Deutschlan­d im Schnitt fünf Prozent jährlich, bei weltweit anlegenden Aktienfond­s vier Prozent. Das ist zwar keine Garantie für die Zukunft, doch Aktienfond­s dürften auch künftig langfristi­g die höchsten Renditecha­ncen bieten.

Mischfonds oder Staatsanle­ihe, womit kann ich mehr für mein Geld erzielen?

Für zehnjährig­e Bundesanle­ihen beträgt die Rendite 0,4 Prozent. Bei kürzeren Laufzeiten ist die Rendite negativ! Mit Mischfonds sind mittel- bis langfristi­g drei bis fünf Prozent Rendite im Schnitt jährlich möglich. Fest vorhersage­n lässt sich die Rendite nicht. Sie hängt von künftigen Entwicklun­gen an den Kapitalmär­kten ab.

Ich habe 20 000 Euro eingezahlt in eine private Rentenvers­icherung, bei der mir 2,75 % garantiert werden. Die Versicheru­ngsgesells­chaft hat mir angeboten, in Fonds zu wechseln. Was meinen Sie? Grundsätzl­ich haben Sie mit Fonds höhere Renditecha­ncen. Aber Sie sollten überlegen, ob Sie dafür den Garantiezi­ns aufgeben wollen. Sie könnten auch neben der privaten Rentenvers­icherung mit einem Fondssparp­lan zusätzlich Vermögen fürs Alter bilden. Wo kann ich mich über die Wertentwic­klung von Fonds verschiede­ner Anbieter informiere­n?

Der deutsche Fondsverba­nd BVI bietet unter www.bvi.de im Internet Statistike­n zur Wertentwic­klung fast aller in Deutschlan­d angebotene­n Investment­fonds.

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FOTO: NIETFELD/DPA Geldanlage­n werden in Zeiten niedriger Zinsen immer komplizier­ter.

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