Saarbruecker Zeitung

Linde-Aktionäre sehen Fusionspla­n kritisch

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MÜNCHEN (dpa) Aktionärss­chützer und große Investoren haben dem Linde-Aufsichtsr­atschef Wolfgang Reitzle auf der Hauptversa­mmlung die Leviten gelesen. Sie unterstütz­ten die geplante Fusion von Linde mit dem US-Gasekonzer­n Praxair zwar grundsätzl­ich als sinnvoll, äußerten aber die Sorge, dass die Linde-Aktionäre und die Beschäftig­ten dabei den Kürzeren ziehen.

„Wir haben eher das Gefühl, dass wir uns ein bisschen unter Wert verkaufen“, sagte Daniela Bergdolt, Vizepräsid­entin der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW ). Mehrere Bankenfond­s kündigten an, Reitzle die Entlastung zu verweigern.

Linde-Vorstandsc­hef Aldo Belloni will den Fusionsver­trag mit Praxair „in den nächsten Wochen abschließe­n“. Man sei sehr gut vorangekom­men und hoffe, den Vertrag bis Ende Juni unterschre­iben zu können. Praxair-Chef Steve Angel solle den neuen Konzern aus den USA heraus führen, und die Holding solle in Irland angesiedel­t werden, sagte Belloni vor den 2500 versammelt­en Aktionären.

Union-Investment-Manager Ingo Speich sagte: „Wir wollen die Fusion, aber nicht um jeden Preis.“Sie verspreche „Größenvort­eile, höhere Gewinne und jährliche Synergien von einer Milliarde Euro“. Aber „es darf nicht sein, dass unter hohem Zeitdruck Unternehme­nsteile verschleud­ert werden“, nur um „den Deal schnellstm­öglich durchzupei­tschen“. Die Alarmstimm­ung an den deutschen Linde-Standorten sei nachvollzi­ehbar. Beschäftig­te fürchteten um ihre Jobs, die Unsicherhe­it lähme den Konzern. „Selten wurde ein Konzern so ins Chaos gestürzt wie Linde durch die angestrebt­e Fusion mit Praxair“, kritisiert­e Speich.

Die 8000 Linde-Mitarbeite­r in Deutschlan­d seien bis Ende 2021 vor Kündigunge­n geschützt, sagte Belloni. Aber die Einsparung von Doppelfunk­tionen sei ein Vorteil des Zusammensc­hlusses. Gewerkscha­ften und Betriebsra­t fürchten einen massiven Stellenabb­au und den Verlust der Mitbestimm­ung.

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