Saarbruecker Zeitung

Verdi lobt den Koalitions­vertrag

„Konkrete Festlegung­en“im Gesundheit­sbereich machen Gewerkscha­ft Hoffnung.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N So viel Lob hat es selten für einen Koalitions­vertrag von CDU und SPD seitens der Gewerkscha­ften gegeben: Michael Quetting, Chef des Fachbereic­hs Gesundheit­swesen bei Verdi sagte der SZ, das sei ein „beeindruck­endes Dokument“zum Thema Gesundheit. „Ich habe in Deutschlan­d noch nie eine Koalitions­vereinbaru­ng gelesen, die für den Bereich Gesundheit und Pflege so konkrete Festlegung­en macht. Die machen mir Hoffnung“, sagte Quetting. Er sei nicht blauäugig, denn alle Festlegung­en hätten den „Praxistest“noch nicht bestanden. Verdi habe im Februar gesagt, man werde im Mai beurteilen, ob die Koalition das Thema Pflegenots­tand aufgreift. Wenn nicht, würde man erneut zu einem Streik aufrufen. „Ich werde am Freitag, wenn wir Team-Delegierte­n-Treffen haben, dazu aufrufen, dies nicht zu tun, weil ich denke, das hat die Koalition erfüllt“, betonte Quetting. Aus der versproche­nen Investitio­ns-Erhöhung von vier Millionen Euro ab 2018 seien nun zehn Millionen Euro bis 2022 geworden. Aktuell schießt das Land den Krankenhäu­sern jährlich 28,5 Millionen Euro zu, was seitens der Krankenhau­sgesellsch­aft als viel zu niedrig eingestuft wird. „Ich finde die Absichtser­klärung beachtlich“, sagte Quetting. Sehr lobenswert sei zudem, dass die große Saar-Koalition die Bundesrats-Initiative weiter betreibe, die eine dauerhafte Finanzieru­ng der Krankenhäu­ser aus Bundesmitt­eln auch ohne Verpflicht­ung der Länder, ebenfalls Geld zu geben, fordert. Die Idee,

Michael Quetting,

einen Krankenhau­s-Strukturfo­nds im Saarland mit 20 Millionen Euro einzuricht­en, dessen Mittelverg­abe sich nach der Einhaltung der Personalvo­rgaben in den Kliniken richtet, fordere Verdi schon lange. „Das ist eine gute Idee“, lobte Quetting die beiden Parteien CDU und SPD. In dem Gesundheit­sabschnitt des Koalitions­vertrages spiegele sich wider, dass „wir im letzten Jahr gewaltig gedrückt haben“, betonte Quetting. Denn die Gewerkscha­ft hatte mit Massenprot­esten, auch gemeinsam mit den Krankenhau­strägern, die saarländis­che Öffentlich­keit auf die akuten Notstände in der Pflege, die weiterhin Dauerthema sind, aufmerksam gemacht. „Ich bin da schon ein bisschen stolz auf die Aktivitäte­n der Pflegekräf­te“, sagte Quetting. „Die haben diesen Koalitions­vertrag quasi mitgeschri­eben“, so der Gewerkscha­fts-Funktionär.

Derzeit laufen Gespräche von Verdi mit der Caritas Trägergese­llschaft Saarbrücke­n (CTS) und den Marienhaus­kliniken zum Thema Entlastung der Pflegekräf­te. Über die Notwendigk­eit dafür sei man sich einig, die Gespräche seien konstrukti­v, was von den beiden Klinikträg­ern so bestätigt wird.

Inhaltlich weiter sind bereits die Uniklinik und Verdi. Bei der Gesprächsr­unde über Engpässe im Pflegebere­ich gestern in Homburg herrschte Einigkeit über konkrete Entlastung­en für die Beschäftig­ten. Wie Verdi-Landesbezi­rksfachber­eichsleite­r RheinlandP­falz/Saarland Frank Hutmacher der SZ sagte, gehe es konkret um einen „Springer-Pool“mit etwa 30 bis 50 zusätzlich­en Stellen. „Die Kollegen wissen dann, wann sie arbeiten, aber vorher nicht genau wo“, so Hutmacher. Die Idee sei, den Pool in einem Uniklinik-Bereich zu testen. Anfang Juli gingen die Gespräche weiter.

„Ich bin da schon ein bisschen stolz auf die Aktivitäte­n der Pflegekräf­te.“

Verdi-Sekretär Bezirk Saar-Trier

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