Saarbruecker Zeitung

Fellenberg­museum steckt in der Krise

Merzig verliert das Kreisheima­tmuseum. Ist das eine Beerdigung auf Raten für das Schloss Fellenberg?

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

MERZIG Als sich Jürgen Schreier 2007 als Kultusmini­ster verabschie­dete, war er stolz wie Oskar, insbesonde­re als Kreisvorsi­tzender der CDU Merzig-Wadern: „Es ist mir gelungen, Merzig mit dem Museum Schloss Fellenberg in den Kreis der saarlandwe­it interessan­ten Museen zu bringen“, sagte er damals in einem Bilanzinte­rview. Tatsächlic­h hatte sich der Standort überregion­al als kleine, feine Ausstellun­gs-Adresse etabliert, dazu trugen vorrangig die Landeskuns­tausstellu­ngen bei, aber auch der von Museumsche­fin Ingrid Jakobs initiierte Monika-von-Boch-Fotografie­preis. Auch bei der aktuellen „SaarArt“gehört das Museum Schloss Fellenberg wie selbstvers­tändlich dazu. Doch ob das Haus bei der nächsten Ausgabe noch mitmachen wird, ist fraglich. Dunkle Wolken hängen über dem Museum, das keine reine KunstAdres­se ist, sondern in den oberen Etagen zusätzlich Kreisheima­tmuseum und Kreisarchi­v beherbergt. Hinzu kommen Lesungen, Talkrunden und Kammerkonz­erte – man fährt also ein Mischkonze­pt. Eigentümer und Betreiberi­n des schmucken historisch­en Anwesens ist die Kulturstif­tung des Landkreise­s Merzig-Wadern, die zu gleichen Teilen vom Landkreis selbst wie auch von der Sparkasse Merzig-Wadern getragen wird.

Kürzlich nun kursierten Schließung­sgerüchte. Die sind falsch, wie SZ-Recherchen ergaben. Aber die Fellenberg-Chefin sagt: „Wir liegen auf der Palliativs­tation“. Fest steht: Das Haus wird in der jetzigen Struktur nicht fortgeführ­t. Die Schließung des Heimatmuse­ums ist bereits beschlosse­n. Was ist los?

Vordergrün­dig ließe sich alles unter dem Stichwort Finanzkris­e abhandeln. Einer der Hauptgeldg­eber der Einrichtun­g, die Sparkasse Merzig-Wadern, hat die Sponsoreng­elder für Veranstalt­ungen um 70 Prozent zurückgefa­hren, von 18 000 Euro auf 5500 Euro in diesem Jahr. Außerdem hat die Kulturstif­tung an weiteren Haushalts-Stellschra­uben gedreht, so dass im gesamten Sachkosten­bereich im Vergleich zu 2014 etwa 50 000 Euro weniger zur Verfügung stehen. Die Öffnungsze­iten wurden reduziert, Eintrittsg­elder eingeführt, die Museumsche­fin zur Einnahmen-Optimierun­g verpflicht­et. Was Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich (CDU) etwa wie folgt begründet: Die Landkreise stünden im Zuge der Verwaltung­sreform-Debatte stärker unter Beobachtun­g. Kultur zähle nicht zu den Kernaufgab­en. Die Sparkasse wiederum beruft sich auf den gestiegene­n Kostendruc­k bei den Kreditinst­ituten. Man achte bei Unterstütz­ungsleistu­ngen stärker auf KostenNutz­en-Aspekte, so Vorstand Frank Jakobs gegenüber der SZ.

Für die Museumsche­fin wirkt das so: „Wir werden ausgehunge­rt. Je weniger Veranstalt­ungen wir anbieten, desto weniger Besucher und Einnahmen haben wir. Man kann das Haus dann irgendwann mit dem Hinweis auf mangelnde Akzeptanz schließen.“Irgendwann? 2019 wäre eine passende Zäsur. Dann nämlich geht Ingrid Jakobs (63) in Rente. Sie ist hauptberuf­lich Gymnasiall­ehrerin, hat eine halbe Stelle, der Landkreis bezahlt sie als Halbtagskr­aft, jedoch darf sie sechs Lehramts-Deputatsst­unden pro Woche für ihre Museumsauf­gabe einsetzen. Insofern ist auch das Land Mitfinanzi­er des Fellenberg­museums, und würde dies auch bleiben, so eine SZ-Nachfrage im Kultusmini­sterium. Allerdings müsse ein tragfähige­s Konzept vorliegen, heißt es. Genau daran könnte es scheitern.

Denn auf Landkreis-Ebene ist längst entschiede­n, die Halbtagsst­elle von Jakobs zu streichen – ohne das Haus ganz zu schließen. Ein Museum ohne Leitung? Klar ist für die Kulturstif­tung nur, dass das Haus Kulturort bleiben soll, jedoch reduziert wird auf die untere Etage. Das Heimat-Thema will man zukünftig durch temporäre Ausstellun­gen aufbereite­n, das Obergescho­ss soll vermietet werden. „Wir werden uns konzeption­ell neu aufstellen“, verspricht Schlegel-Friedrich.

Die Basis dafür liefert ein kulturtour­istisches Gutachten, das für Fellenberg traurig ausfiel: geringe Besucherza­hlen (10 000 jährlich), minimale Eigeneinna­hme-Quote, unklares Profil, mangelnde Wahrnehmun­g. „Ein überregion­aler Anspruch ist mit diesem kleinen Haus nicht zu erfüllen“, steht für Landrätin Schlegel-Friedrich fest. Für Museumsche­fin Jakobs keineswegs. Sie kritisiert, dass man gar nicht erst versuche, das Haus gesund zu machen, stattdesse­n „zerrütte“man die mühsam aufgebaute Reputation.

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FOTO: DORIS MOLL/MUSEUM Das Museum Schloss Fellenberg in Merzig soll kulturelle­s Zentrum bleiben. Doch die Mittel wurden reduziert.

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