Saarbruecker Zeitung

Brad Pitt, „Casablanca“und die Sorgenfalt­en

Aus den Kinos schnell verschwund­en, erscheint der Film „Allied“nun auf DVD – ein Liebesmelo­dram, das sich viel vornimmt.

- VON TOBIAS KESSLER

SAARBRÜCKE­N Die Weltgemein­schaft atmet auf: Brad Pitts Harnwege erfreuen sich bester Gesundheit. Denn er hat dem Alkohol abgeschwor­en und stößt nur noch mit Beerensaft an. Das war eine der Erkenntnis­se seine weltweit veröffentl­ichten „Lebensbeic­hte“(Bild), dem ersten Interview seit der Trennung von Angelina Jolie. Im Rahmen dieses Ehe-Kollapses erwähnten bunte Blätter gerne, dass Pitt zuvor einen Film mit der a) schönen und b) französisc­hen (oh lala!) Kollegin Marion Cotillard drehte – hat es da geknistert und in der Ehe gekriselt? Wer weiß? Und wer will es eigentlich wissen? Der Film selbst verschwand schnell aus den Kinos; jetzt erscheint „Allied“auf DVD (Paramount). Ein Film mit Ambitionen und Macken, weder ganz geglückt noch misslungen.

Hoch vom Himmel schwebt er ein – der kanadische Spion Max Vatan (Pitt) landet per Fallschirm im Casablanca des Jahres 1942. Er und die Agentin Marianne Beauséjour (Cotillard) sollen dort den deutschen Botschafte­r ermorden. Bei der Vorbereitu­ng kommen sie sich näher – die Anziehung ist da, ebenso aber auch das Misstrauen unter Spionen. Die Gefühle entladen sich schließlic­h in einem symbolisch tosenden Sandsturm. Aus den Spionen wird alsbald ein Ehepaar, man bekommt ein Kind und hofft, in London den Krieg zu überleben. Doch Vatans nächster Auftrag ist fatal: Er soll seine Frau überprüfen. Ist sie eine deutsche Spionin? Die Saat des Misstrauen­s ist gesät – er beginnt, auf jede Geste der Gattin zu achten, kleine Fallen zu stellen.

Regisseur Robert Zemeckis („Forrest Gump“) und Autor Steven Knight („Peaky Blinders“) haben viel im Sinn: Spionage, Romanze, Ehedrama, Action und auch eine Hommage an betagte Kriegsmelo­dramen – die erste Hälfte des Films spielt nicht zufällig in Casablanca. Doch packend ist diese Melange selten: So aufwendig etwa die Ausstattun­g ist, so steril wirkt sie bisweilen; zumal Zemeckis gerne computerge­nerierte Bilder nutzt, was man den prächtigen Tableaux in der Wüste oder auf einer Londoner Wiese zwar nicht gleich ansieht – aber irgendwie spürt man die Künstlichk­eit.

An seine Grenze stößt auch Pitt – als Gatte in der Krise legt er die Stirn monoton in Sorgenfalt­en, im Finale kommt noch ein Hundeblick dazu. Und Cotillard? Sie ist mit ihrer vor Gefühl pulsierend­en und dennoch nicht ganz durchschau­baren Rolle das Herz des Films, doch der macht sie in der zweiten Hälfte fast zur Nebenfigur. So bleibt „Allied“unter seinen Möglichkei­ten, auch wenn die letzten Momente, nach dem Finale im schicksals­feucht prasselnde­n Regen durchaus ans Herz gehen.

 ?? FOTO: PARAMOUNT ?? Brad Pitt vor marokkanis­chen Fliesen in „Allied“.
FOTO: PARAMOUNT Brad Pitt vor marokkanis­chen Fliesen in „Allied“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany