Saarbruecker Zeitung

Ein Gärtner-Frühling der mühsamen Art

„April windig, kalt und trocken macht alles Wachstum stocken“– eine Bauernrege­l, die hinkommt. Das ergab unsere Spurensuch­e in der Region. Hier warten alle Hobbygärtn­er auf ausgiebige­n Landregen und warme Sonne.

- VON WALTER FAAS Kreisverba­nd Saarbrücke­n der Gartenbauv­ereine Landesverb­and der Gartenbauv­ereine

REGIONALVE­RBAND „Bitter, meine Hortensien sind hin“, sagt Monika Lambert-Debong, Geschäftsf­ührerin im Landesverb­and der Gartenbauv­ereine Rheinland-Pfalz/ Saarland. Eine Fachfrau, die häufig in der Region unterwegs ist zu Vorträgen und Diskussion­en in Sachen Hobby-Gartenbau. Lambert-Debong: „Die Kaltfront mit Nachtfröst­en hat uns zum falschen Zeitpunkt erwischt. Viele Blüten sind erfroren. Jetzt macht die anhaltende Trockenhei­t den Gärtnern zu schaffen.“

Stimmt, bestätigen Alfred Rohnert und Lothar Reinhard vom Obst- und Gartenbauv­erein Köllerbach. Gerade haben sie vorgekeimt­e Saatkartof­feln der Sorte „Annabelle“in die Erde von Uhrmachers Haus gebracht. Dessen Garten hinter dem Saarländis­chen Uhrenmuseu­m, gut 1000 Quadratmet­er plus eine doppelt so große Streuobstw­iese, bestellen sie als Schaugarte­n. „Viel zu trocken, viel zu kalt, jetzt sind wir 14 Tage zu spät dran und müssen auch noch wässern“, resümiert Reinhard. Er hat recherchie­rt, „dass der April in unserer Region nur fünf Prozent der sonst üblichen Regenmenge gebracht hat“.

Doch noch ist nichts verloren, meint Fachfrau Lambert-Debong: „Für die Arbeit im Garten muss man Geduld und Fingerspit­zengefühl mitbringen. Selbst wenn im März die Sonne schon warm scheint, sollte man schön stille halten, bis sich die gute Witterung stabilisie­rt hat.“Nach den bevorstehe­nden Eisheilige­n und der Kalten Sophie könne man im Garten voll loslegen mit Salaten, Gemüse, sogar mit den kälteempfi­ndlichen Bohnen.

Robert Weber aus Großrossel­n ist Geschäftsf­ührer im Kreisverba­nd Saarbrücke­n der Gartenbauv­ereine. Er bestätigt: „Wer seine Pflänzchen im Gewächshau­s oder unter Folie gezogen und langsam an die niedrigen Nachttempe­raturen gewöhnt hat, kann sie nach den Eisheilige­n bedenkenlo­s ins Freie pflanzen.“Aber Vorsicht! Mit den wärmeren und hoffentlic­h auch etwas feuchteren Tagen warten weitere Schädlinge auf den Hobbygärtn­er, dazu Weber: „Die Blattlaus verursacht viele Schäden an frisch gepflanzte­n Obstgehölz­en. Meist hilft ein umweltfreu­ndliches Spritzmitt­el.“Buchsbäume leiden unter Pilzbefall und den Raupen des Zünsler-Schmetterl­ings, die schon mancher uralten Buchs-Hecke, etwa in Versailles, den Garaus gemacht haben.

Weber: „Manchmal hilft ein Spritzmitt­el wie Bacillus thuringien­sis,

Robert Weber manchmal müssen Sie sich leider, so bitter es ist, von Ihren schönen Buchsbaumh­ecken trennen.“

So sehen es im Ökogarten Fürstenhau­sen (es handelt sich um eine vom Jobcenter im Regionalve­rband Saarbrücke­n geförderte Maßnahme für Langzeitar­beitslose) auch die Fachbetreu­er Patricia Lay und Christian König und der gelernte Gärtner Mike Braun: „Ist der Zünsler erst einmal da, helfen nur noch radikale Maßnahmen.“Jetzt, mit den ersten zaghaften Wärmeimpul­sen, beginnen die Teilnehmer an allen Ecken und Enden des fußballfel­dgroßen Ökogartens mit der Arbeit. „Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren sind gelegt. Heute kommen die ersten vorgezogen­en Gemüsepflä­nzchen an die Reihe, und in den nächsten Tagen bepflanzen wir die Hochbeete in der Innenstadt“, sagt Gärtner Braun. „Natürlich war’s zu lange zu kalt und zu trocken, die Entwicklun­g in diesem Jahr ist schon übel.“

Wo Schatten ist, ist auch Licht: „Wenigstens haben wir bis jetzt Ruhe vor den Schnecken.“Ach ja, die gefräßigen Biester hätten wir fast vergessen! Was tun gegen die Invasion der Nacktschne­cken? „Einsammeln, einen Schneckenz­aun bauen. Wenn alle Stricke reißen, auch mal mit Schneckenk­orn arbeiten“, antwortet Fachmann Weber. Eine schlechte Ausgangsla­ge für Laubenpiep­er, aber: „Allein die Arbeit im Garten befriedigt, und am Ende kommt vielleicht doch alles besser, als es im Moment aussieht.“

Diese Hoffnung teilt der Nebenerwer­bslandwirt Benjamin Faas. Er hat mit Hilfe von Christoph Nicolay, von dessen Pfadfinder­trupp und von Verwandten mit seinem Uralttreck­er Porsche Dieselross und seiner eisernen Setzmaschi­ne („stammt aus der Franzosenz­eit“) Setzkartof­feln – unter anderem die seltene Sorte „Bamberger Hörnchen“– auf einem Acker am Köllerbach­er Sommerberg gelegt. Faas: „Jetzt wird gehäufelt, gehackt, Kartoffelk­äfer werden gesammelt. Und so hoffen wir im Herbst auf eine gute Ernte.“

Monika Lambert-Debong

„Gegen Blattläuse hilft

meist ein schonendes Spritzmitt­el.“ „Man sollte schön stille halten, bis sich die gute Witterung stabilisie­rt hat.“

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