Saarbruecker Zeitung

Licht und Strom für Kikélés Hütten

Mit einer guten Idee und Engagement macht ein St. Ingberter Verein ein Dorf in Benin glücklich. Er sammelt Spenden für Solarpanee­le.

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ST. INGBERT/KIKÉLÉ (red) Kaum jemand in St. Ingbert und Umgebung weiß, wo das Dorf Kikélé liegt. Aber das wissen die zwölf Personen, die im vergangene­n November in St. Ingbert den Verein „Perspektiv­en für Benin“gegründet haben, der sich in dem 4500 Kilometer entfernten Ort im westafrika­nischen Land Benin engagiert. Kikélé gehört mit 3600 Einwohnern zur Großgemein­de Bassila im Nordwesten von Benin. Der Lebensstan­dard ist äußerst niedrig, die Armut groß. Die Bewohner sind meist Selbstvers­orger. Eine Mahlzeit am Tag muss vielen genügen.

Die Häuser, meist aus Mörtel (grobem Sand und Wasser) selbst gebaut, sind mit Wellblech oder Stroh gedeckt, die Straßen Sandpisten. Einen Stromansch­luss an das staatliche Netz gibt es nicht, so auch keinerlei Beleuchtun­g. Trinkwasse­r wird an zentralen Wasserstel­len, Wasser für Vieh und Felder aus Brunnen entnommen. Toiletten existieren nicht. Kanalisati­on gibt es nicht. Die Abwässer laufen durch den Ort. Bis 2015 lag der gesamte Müll zwischen den Häusern. Ist es unter solchen Umständen nicht verständli­ch, dass sich Menschen aus Afrika auf den Weg nach Europa machen? Diese Situation bewog die beiden St. Ingberter Waltraud Latz und Peter Thiel, Abhilfe zu schaffen. Durch mehrfache Reisen von Peter Thiel nach Benin, insbesonde­re in die Region von Kikélé, waren gute persönlich­e Kontakte entstanden. Dass diese Kontakte nicht abreißen, ist vor allem der intensiven E-Mail-Korrespond­enz und den Telefonate­n von und nach Benin von Waltraud Latz, ehemalige Lehrerin aus St. Ingbert, zu verdanken. Die Hilfe für Kikélé begann 2015. Latz und Thiel finanziert­en ihr persönlich­es Projekt „Müllbeseit­igung in Kikélé“ganz privat. Ihr Partner in Benin wurde Nabiou Soumanou, den sie persönlich sehr gut kennen, zu der Zeit Angestellt­er bei der Stadtverwa­ltung in Bassila und Moderator des regionalen Radiosende­rs. Zur Umsetzung des „Müllprojek­tes“gründete dieser 2015 eine ONG in Kikélé (eingetrage­ner Verein). Um sein Wissen um Müllbeseit­igung, Mülltrennu­ng und Müllverwer­tung zu verbessern, haben ihm die beiden St. Ingberter ein vierwöchig­es Praktikum bei der Stadtverwa­ltung und dem Abfallverb­and Sydeme in Forbach vermittelt. Kaum zu Hause, setzte Nabiou seine neuen Kenntnisse sofort in die Tat um. Inzwischen ist in Kikélé sogar die Kompostier­ung kein Fremdwort mehr. Mit der Hilfe von Unicef läuft das Projekt ab jetzt ohne weitere finanziell­e Unterstütz­ung aus St. Ingbert weiter.

Da die Finanzieru­ng weiterer Projekte für Kikélé privat nicht mehr zu stemmen war, gründeten Latz und Thiel zusammen mit weiteren Personen den Verein „Perspektiv­en für Benin“, seit Februar 2017 beim Amtsgerich­t St. Ingbert eingetrage­n und vom Finanzamt Homburg als gemeinnütz­ig anerkannt.

Wenn nicht ein Holzfeuer im Freien etwas Licht spendet, ist es in Kikélé, wie in fast allen Dörfern auf dem Land, ab etwa 18.30 Uhr stockfinst­er. Mit seinem aktuellen Projekt „Licht für Kikélé“will der Verein erreichen, dass durch Solarpanee­le jede Familie abends einen beleuchtet­en Raum und dazu eine Steckdose hat. Als die Einwohner von dem Projekt erfuhren und die ersten Paneele, finanziert durch eine private Spende aus Deutschlan­d, gesetzt waren, brach große Begeisteru­ng aus. „Nabiou, Nabiou, bring auch uns Licht“, hörte der Projektpar­tner überall in Kikélé und den Nachbardör­fern. In der ganzen Umbebung, ja bis in Ministerie­n der Hauptstadt Cotonou, erregt das Projekt Aufsehen.

Wenn dieses Projekt noch 2017 abgeschlos­sen wird, unterstütz­t die GIZ („Deutsche Gesellscha­ft für internatio­nale Zusammenar­beit“) Kauf und Installati­on der Paneele inklusive der Akkus und des Zubehörs mit einem zirka 50prozenti­gen Zuschuss. So sucht „Perspektiv­en für Benin“nun weitere Mitglieder, Spender und Sponsoren. Für alle Fragen steht der Verein zur Verfügung. ............................................. Kontakte:

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FOTOS: NABIOU SOUMANOU/HANS PETER THIEL Die Bewohner von Kikélé freuen sich riesig über die Solarpanee­le.

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