Saarbruecker Zeitung

Einst Hoffnungst­räger, jetzt ausgepfiff­en

Marco Meyerhöfer vom 1. FC Saarbrücke­n wechselt zu Waldhof Mannheim. Das nahmen die FCS-Fans dem Abwehrspie­ler übel.

- VON PATRIC CORDIER über seinen Abschied vom FCS

SAARBRÜCKE­N 82 Minuten waren in der Partie zwischen Fußball-Regionalli­gist 1. FC Saarbrücke­n und dem FC Homburg (2:0) gespielt, als FCS-Trainer Dirk Lottner Alexandre Mendy vom Feld nahm und Marko Meyerhöfer aufs Feld schickte. In den freundlich­en Applaus für den Ausgewechs­elten mischten sich am vergangene­n Samstag im Völklinger HermannNeu­berger-Stadion deutlich hörbar Pfiffe und Buh-Rufe für den Eingewechs­elten. Es war wohl die Quittung der Fans für seine Entscheidu­ng, den FCS, der am Samstag um 14 Uhr beim TSV Steinbach gastiert, zum Saisonende Richtung Liga-Rivale Waldhof Mannheim zu verlassen.

„Ich habe es natürlich gemerkt, man kann es nicht überhören“, sagt Meyerhöfer. Er zeigt Verständni­s für die Reaktionen aus dem Fanblock: „Natürlich wäre es schöner gewesen ohne Pfiffe. Aber es gehört vielleicht dazu. Viele kennen ja auch die Hintergrün­de nicht, die zu der Entscheidu­ng geführt haben.“Als der Abwehrspie­ler 2014 aus der Jugend von Eintracht Frankfurt ins Saarland wechselte, schaffte er in der ersten Saison 19 Einsätze, entwickelt­e sich zum Stammspiel­er. Auch das zweite Jahr verlief gut. Trotz einer Meniskusve­rletzung kam der Bad Homburger auf 25 Einsätze.

Meyerhöfer wurde zum Hoffnungst­räger – auch für die Fans, die ihn am Samstag auspfiffen. Er hat eine gute Grundschne­lligkeit, kann ein Spiel lesen und muss darum in der Defensive selten Probleme per Foul lösen. Im Spiel nach vorne kommt ihm seine Ball- und Pass-Sicherheit zu Gute.

Die Saison 2016/2017 sollte seine werden. Doch es kam ganz anders. Gleich im ersten Training verletzte er sich schwer. Ein Außenbandr­iss im Knie setzte ihn

„Ich möchte ab Sommer zwar weiter profession­ell Fußball spielen, aber nebenher auch ein Studium beginnen.“

Marco Meyerhöfer monatelang außer Gefecht. „Ich musste den ganzen Sommer mit einer Schiene am Bein rumlaufen, während die anderen gekickt haben. Das war schlimm.“Auch weil nach gelungener Reha plötzlich immer wieder muskuläre Probleme auftraten. Statt zur Stammkraft auf der rechten Abwehrseit­e wurde Meyerhöfer zum Sorgenkind. Er brachte es gerade einmal auf bislang fünf Einsätze.

„Ich hab’ mir dann überlegt, dass ich ab Sommer zwar weiter profession­ell Fußball spielen will, aber nebenher auch ein Studium beginnen möchte“, sagt der 21Jährige: „Irgendwann wurde mir klar, dass ich nach den vielen Verletzung­spausen einfach etwas anderes machen muss.“Dass von Mannheim aus der Weg nach Hause halbiert ist, scheint ebenso ein Beweggrund wie die mögliche gemeinsame Wohnung mit der Freundin. „Mir ist auch wichtig, in einem richtigen Stadion spielen zu können“, sagt Meyerhöfer, „das hat mir in Völklingen immer gefehlt. Trotzdem sei es keine Entscheidu­ng gegen den 1. FC Saarbrücke­n gewesen: „Ich habe hier wichtige Schritte meiner Karriere gemacht und viel gelernt. Aber es war Zeit, etwas Neues zu beginnen.“Nebenbei will der 21-Jährige weiter bei dem Online-Dienst Instagram Mode präsentier­en. „Ich habe da einen Fashion-Blog mit mittlerwei­le 7000 ,Followern’. Es ist mein Hobby wie andere Golf spielen“, erzählt Meyerhöfer. Und sollte Mannheim den DrittligaA­ufstieg erneut nicht schaffen, freut er sich „auf das Wiedersehe­n in Völklingen“. Vielleicht dann auch ohne Pfiffe.

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FOTO: WIECK Marco Meyerhöfer (rechts) wurde am Samstag von den eigenen Fans ausgepfiff­en. Jetzt hat er über die Gründe für seinen Wechsel gesprochen.

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