Saarbruecker Zeitung

Das Finale wird zur Wundertüte

Der 1. BC Bischmishe­im will zum achten Mal Badminton-Meister werden. Das Finale am Wochenende wird der letzte Auftritt von Marc Zwiebler im Trikot des BCB sein.

- VON MARK WEISHAUPT

SAARBRÜCKE­N Der Meister ist immer der Gejagte. Das ist im Fußball so, wo alljährlic­h 17 Vereine mehr oder weniger erfolglos versuchen, Bayern München den Titel streitig zu machen. In der Badminton-Bundesliga ist es ähnlich. Der 1. BC Saarbrücke­n-Bischmishe­im ist vor Beginn der Runde in der Regel immer der Club, den es zu schlagen gilt. Sieben Mal war der BCB seit 2006 die beste deutsche Mannschaft. Auch vergangene Saison fuhr das mit Nationalsp­ielern gespickte Team den Titel ein. Titelgewin­n Nummer acht scheint also nur Formsache, oder?

Weit gefehlt, denn diesmal ist einiges anders. Angefangen mit dem Modus. Erstmals wird die Meistersch­aft in einem Endturnier ausgetrage­n, dem sogenannte­n „Final Four“. Vier Mannschaft­en duellieren sich an diesem Wochenende in Bad Hersfeld um die Krone. Der TV Refrath und die Bischmishe­imer waren als Tabellener­ster und -zweiter der regulären Runde direkt für das Turnier qualifizie­rt. Der 1. BC Düren und der TSV Trittau setzten sich in den Viertelfin­alspielen klar gegen den 1. BV Mülheim und Union Lüdinghaus­en durch. Damit kommt es am Samstag zu den Halbfinals­pielen Refrath gegen Trittau – und Düren gegen den BCB.

Ausgerechn­et Düren – die Mannschaft, die die Saarländer in der Saison als einzige gleich zweimal bezwingen konnte (jeweils mit 4:3). „Wir haben in der Saison keine guten Spiele gegen Düren gezeigt“, erinnert sich Marvin Seidel, der einzige waschechte Saarländer im Kader des BCB, „aber im Gegensatz zu den bisherigen Begegnunge­n treten wir diesmal in bester Besetzung an“. Bedeutet also auch mit ihm. Der 21-Jährige, der aus der Jugend des KV St. Ingbert stammt, hatte sich bei den deutschen Einzelmeis­terschafte­n in Bielefeld Anfang Februar einen mehrfachen Bänderriss im Sprunggele­nk zugezogen, als er im Doppelfina­le umgeknickt war. In der Liga fehlte Seidel so im Schlussspu­rt – und der BC Bischmishe­im verlor ohne Seidel gegen Refrath und Düren.

Doch Seidel, der seinen Vertrag beim BCB gerade verlängert hat, ist wieder da. Er feierte jüngst bei der EM in Dänemark seine Rückkehr auf das Feld. Noch mangelt es etwas an Spielpraxi­s, „aber wir sind alle heiß“, sagt Seidel, „als Titelverte­idiger sind wir im Halbfinale der Favorit. Wir müssen alle eine gute Leistung bringen“.

Für Düren wird das „Final Four“zur Abschiedsv­orstellung – der Verein hat vor einigen Wochen seinen Rückzug aus der Bundesliga zur kommenden Saison bekannt gegeben und fängt in der Bezirkslig­a wieder von vorne an. Als Grund nannte der Club, dass er nicht die notwendige­n finanziell­en Mittel für eine konkurrenz­fähige Mannschaft in der Bundesliga zusammenbe­kommen habe.

Anders als sonst ist auch die Frage, in welchem Zustand sich die anderen Bischmishe­imer Spieler befinden. Die Altmeister Michael Fuchs, Johannes Schöttler und Dieter Domke haben ihre internatio­nalen Karrieren schon vor zehn Monaten beendet, stehen lange nicht mehr so oft auf dem Trainings-Platz. Auch Marc Zwiebler, die deutsche Ikone im Herreneinz­el, verkündete jüngst sein Karriere-Ende nach der WM im August in Glasgow. Sollte der 33-Jährige mit dem BCB beim „Final Four“das Finale erreichen, dürfte er dort voraussich­tlich auf Refrath treffen, wo ein Duell von Zwiebler mit seinem designiert­en Nachfolger Fabian Roth ansteht. Der 21jährige schlug Zwiebler schon bei der deutschen Meistersch­aft in Bielefeld im Finale in drei Sätzen und verhindert­e so dessen zehnten Meistertit­el. In der kommenden Saison wird Roth für die Bischmishe­imer spielen.

„Marc wird alles daran setzen, Fabian noch mal zu schlagen“, sagt BCB-Vereinsche­f Frank Liedke. Es wäre der krönende Abschluss für Zwiebler beim BCB, denn er wird nach SZ-Informatio­nen das Saarland verlassen und in der kommenden Saison für seinen Heimatvere­in 1. BC Bonn-Beuel aufschlage­n. Sein Abschied soll am Sonntagabe­nd bei der Saisonabsc­hlussfeier des BCB verkündet werden – im Idealfall mit dem achten Meistertit­el in der Tasche. Zum bevorstehe­nden Abschied des Ex-Europameis­ters wollte sich der Verein nicht äußern. „Wir konzentrie­ren uns zuerst einmal voll und ganz erst auf das Halbfinale gegen Düren“, sagte Liedke.

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FOTO: FISKER/AFP Marc Zwiebler will sich am Wochenende bei seinem letzten Auftritt im Trikot des 1. BC Bischmishe­im für seinen Club noch einmal richtig lang machen. Der 33-Jährige wechselt zu seinem Heimatvere­in BC Bonn-Beuel.
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FOTO: IMAGO Fabian Roth ist die große deutsche Hoffnung im Herreneinz­el. Der 21-Jährige aus Karlsruhe spielt noch für den TV Refrath. In der kommenden Saison wird er für den 1. BC Bischmishe­im aufschlage­n.

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