Alter Kauz – junger Freak
Neu im Kino: „Ein Tag wie kein anderer“von Asaph Polonsky – Gelungene Tragikomödie über einen bitteren Stoff
„Wann wirkt das jetzt endlich?“, raunzt Eyal den Nachbarsjungen an, der so freundlich war, ihm den ersten Joint seines Lebens zu drehen. Wer Sorgen hat, hat auch Likör. Weil Eyal besonders große Sorgen hat, hofft er auf die beruhigende Wirkung von Cannabis. Der Stoff ist Premium-Qualität.
Sein Sohn bekam es als Schmerzmittel von den Ärzten im Hospiz. Nachdem der 25-Jährige dem Krebsleiden erlegen ist, findet der Vater durch Zufall dessen Marihuana-Vorrat. Für ihn der Strohhalm, seinen großen Schmerz ein wenig erträglich zu machen. Vor dem erhofften Rausch sind jedoch einige Hürden zu nehmen. Erst will ein missmutiger Taxi-Fahrer ihm das Gras streitig machen. Und schließlich scheitert der Alte kläglich daran, sich das Tütchen zu drehen. Die einzige Hoffnung wäre Zooler, der Sohn der Nachbarn – mit dem liegt die Familie freilich schon länger im Streit.
Der Wille zum Kiffen versetzt die Berge von Stolz. Wenig erfreut ist die Dame des Hauses, als sie die beiden beim Rauchen erwischt. Mit rigoroser Rückkehr zur Routine versucht die Mutter, die traumatischen Geschehnisse zu verarbeiten. „Es soll wieder normal werden“, sagt sie. Die Abgeklärtheit scheint nur oberflächlich. Kiffen kommt da viel wirkungsvoller an, zumal der junge Nachbar den alten Griesgram mit seiner Fröhlichkeit erfolgreich auf andere Gedanken bringt. Er begeistert ihn für Luftgitarre. Der alte Kauz und der junge Freak, diese Mischung sorgt für reichlich Konfliktpotenzial und nicht minder viele Möglichkeiten für lakonische Situationskomik.
„Die Vermischung des Traumatischen mit dem Absurden“, beschreibt Regisseur Asaph Polonsky sein Ziel, wobei er sich auf überzeugende Darsteller verlassen kann. Allen voran Shai Avivi (einer der erfolgreichsten Kabarettisten Israels), der den störrischen Griesgram derart feinfühlig gibt, dass die anfängliche Antipathie sich alsbald in verständnisvolles Mitgefühl verwandelt. Besonders eindrucksvoll gelingt das bei einer Schlüsselszene am Friedhof, bei der plötzlich all die Erinnerungen an die eigene, verdrängte Trauer auftauchen.
So wird aus dem bitteren Stoff über Krebs und Tod eine bewegende Tragikomödie der gelungenen Art. Humor erweist sich einmal mehr als taugliches Mittel, mit tragischen Themen umzugehen. (Israel 2016, 98 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Asaph Polonsky; D.: Shai Avivi, Evgenia Dodina, Tomer Kapon, Sharon Alexander)
Das Programm im Saarbrücker Kino Achteinhalb: Gemeinsames Projekt mit der Hispanistik der Saar-Uni