Saarbruecker Zeitung

Gemäldeaus­stellung bei der Tafel

Unter dem Titel ,,Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“zeigt Yury Geyst eine Auswahl seiner Werke.

- VON DIETER GRÄBNER

BURBACH Die Saarbrücke­r Tafel, die am 8. Juli 1998 gegründet wurde, ist ein stadtbekan­nter Treffpunkt von Arbeitslos­en und Sozialhilf­eempfänger­n im Saarbrücke­r Stadtteil Burbach. Uwe Bußmann, der 1. Vorsitzend­e, erzählt, dass rund 330 Mitglieder monatlich 2,50 Euro zahlen und als ehrenamtli­che Helfer tätig sind. Und dass pro Woche etwa 18 000 Kilo Lebensmitt­el direkt an zirka 4500 bedürftige Personen verteilt werden. Uwe Bußmann ist 66 Jahre alt, ein großer Mann, der zupacken kann, wenn es darauf ankommt.

Es ist kurz vor 12 Uhr. Der Mittagstis­ch steht bevor. Die ersten Gäste kommen. Ich bin mit dem russischen Künstler Yury Geyst verabredet, der in der Saarbrücke­r Tafel seine Bilder aufhängen will, die bereits in einem Nebenraum gestapelt sind.

Die Ausstellun­g, Titel: ,,Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, wurde am 9. Mai eröffnet und soll bis 31. Mai geöffnet sein. Ausgestell­t werden farbenfroh­e optimistis­che Gemälde, Bilder von Kindern, auch von Erwachsene­n, die irgendwo rumstehen, sich miteinande­r unterhalte­n.

Die Formate sind zum Teil sehr groß, aber nicht größer, als man sie an einer Wand im Wohnzimmer aufhängen kann. Yury Geyst hat einige Bilder abgehängt und trägt sie suchend vor sich rum. Er erzählt, dass er ,,den richtigen Platz“sucht und hängt ein Bild mit einer Frau neben sich in eine Wandecke. Ich fotografie­re ihn, wie er das Bild aufhängt. Wir kommen ins Reden.

Er erzählt, dass er Russlandde­utscher ist, 1950 geboren wurde, einziges Kind ist, nach einer Ausbildung als Mechaniker drei Jahre Soldat wurde (von 1968 bis 1971), und 1990 aus der UdSSR nach Deutschlan­d übersiedel­te. Und seit 2001 als Single in einer Zwei-Zimmer Wohnung im Vorort Burbach wohnt.

Er erzählt, dass er bereits viele Ausstellun­gen mit seinen Bildern im Saarland organisier­t hat und dass viele Besucher begeistert waren. Er hat die Bilder bereits an die Wände der Räume der Saarbrücke­r Tafel gestellt, an denen er sie aufhängen will. Yury Geyst betont, dass seine Bilder ,,nicht verkäuflic­h“sind, und er von Sozialhilf­e und Rente von insgesamt 742 Euro lebt: ,,Ich habe bisher kein Bild verkauft. Die Bilder sind wie Kinder. Manchmal verschenke ich ein Bild.“

Yury Geyst spricht mit deutlichem Akzent, ist manchmal nur schwer zu verstehen. Er sagt bei unserem Rundgang: ,,Ich bin süchtig. Ich male und male. Meine Bilder werden gezeigt und ausgestell­t. Ich verkaufe sie nicht. Ich kann und will immer malen. Ohne Bilder zu malen, kann ich mir mein Leben nicht vorstellen.“

Er geht neben mir her an der Wand entlang, an der schon Bilder hängen. Er gibt mir Zeitungsau­sschnitte, die er für unser Gespräch mitgebrach­t hat, und in denen über seine bisherigen Ausstellun­gen berichtet wird.

In einem Zitat der Saarbrücke­r Zeitung liest man: ,, Yury Geyst ist von der profession­ellen und vor allem warmherzig­en Atmosphäre in der Ausstellun­g begeistert.“

Und er hat auch in einem Buch, Titel ,,Auf den Wellen meines Gedächtnis­ses“, aufgeschri­eben, wie er als Künstler in Saarbrücke­n lebt. Zu mir sagt er zum Abschied: ,,Ich bin froh, dass wir uns getroffen haben, und dass die Saarbrücke­r Tafel die Ausstellun­g mit meinen Bildern macht.“

,,Ich habe bisher kein Bild verkauft. Die Bilder sind wie Kinder.“

Yury Geyst

Künstler

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FOTO: DIETER GRÄBNER Yury Geyst mit einem seiner Bilder in den Räumen der Tafel.

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