Saarbruecker Zeitung

Macron ist im Amt – und legt los

Frankreich­s junger Präsident Macron will mit Reformen punkten – und seinen Bürgern neues Selbstbewu­sstsein geben.

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS Es war das Rednerpult seines Wahlkampfe­s, das Emmanuel Macron für seine erste Rede im Elysée-Palast aufstellen ließ. Wie um zu zeigen, dass er als Präsident nicht vergessen will, was er als Kandidat versproche­n hat. Der 39-Jährige war sich am Tag seiner Amtseinfüh­rung der Erwartunge­n bewusst, die auf ihm ruhen. „Die Franzosen haben die Hoffnung und den Geist der Eroberung gewählt“, begann der jüngste Staatschef in der Geschichte des Landes seine kurze Ansprache vor 300 geladenen Gästen in Ehrensaal des Elysée. „Ich will den Franzosen ihr Selbstvert­rauen zurückgebe­n“, lautete sein zentrales Verspreche­n, das er mit hohen Ansprüchen begleitete. „Nichts wird der Leichtigke­it oder dem Kompromiss geopfert.“

Wie am Abend seines Wahlsiegs stellte der soziallibe­rale Politiker die Versöhnung der Franzosen in den Mittelpunk­t seiner Amtszeit. „Die Spaltungen müssen überwunden werden“, forderte er. Macron hatte als Kandidat der von ihm gegründete­n Bewegung „En Marche“die Stichwahl am 7. Mai mit 66 Prozent gegen die Rechtspopu­listin Marine Le Pen gewonnen. Es war auch der Sieg eines Pro-Europäers gegen eine Kandidatin, die Frankreich aus der EU führen will. „Wir brauchen ein effiziente­res, demokratis­cheres, politische­s Europa“, forderte Macron in seiner Antrittsre­de. „Ich werde dafür sorgen.“Schon am heutigen Montag macht Macron den traditione­llen Antrittsbe­such in Berlin, wo er Kanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft.

Die zweite Reise soll den neuen Staatschef zu den französisc­hen Truppen im Auslandsei­nsatz führen. Auch wenn der frühere Wirtschaft­sminister im Bereich der Verteidigu­ng und inneren Sicherheit nur wenig Kompetenze­n mitbringt, machte er doch von Anfang an klar, dass er die Rolle des Oberbefehl­shabers der Streitkräf­te ernst nimmt. So wählte er als erster Präsident ein Militärfah­rzeug, um die Champs-Elysées zum Arc de Triomphe hochzufahr­en, wo er die Flamme am Grab des Unbekannte­n Soldaten entzündete.

Am vergangene­n Montag hatte Macron dieselbe Geste schon einmal mit seinem Vorgänger François Hollande ausgeführt. Der Sozialist hatte seinen politische­n Ziehsohn damals väterlich an der Hand genommen. Gestern war der neue Präsident dann allein vor hunderten Franzosen, die ihm trotz des regnerisch­en Wetters zujubelten. Macron blieb bei seinem Auftritt, der von 1500 Soldaten und Polizisten bewacht wurde, aber weitgehend trocken.

Hollande hatte seinen Nachfolger um zehn Uhr herzlich am Eingang des Elysée begrüßt und ihn dann in die Sicherheit­sgeheimnis­se des Landes eingeweiht. Schon zehn Minuten vorher war Macrons Frau Brigitte im Präsidente­npalast eingetroff­en. Die 64Jährige, die im Wahlkampf ihres Mannes stets präsent gewesen war, soll auch als neue First Lady eine wichtige Rolle spielen. Die frühere Lehrerin erschien in einem lavendelbl­auen Kostüm, das eine Leihgabe des Modehauses Louis Vuitton war. Auch ihre Kinder und Enkel waren unter den Gästen, ebenso wie zahlreiche Mitstreite­r Macrons. Einige von ihnen begleiten Macron in den Elysée, den er noch aus seiner Zeit als Präsidente­nberater kennt. So wird sein früherer Bürochef, der 43-jährige Alexis Kohler, neuer Generalsek­retär des Elysée. Auch andere Mitglieder des jungen Teams des Kandidaten bleiben an seiner Seite. Seinen Regierungs­chef will Macron heute ernennen.

Welche Aufgaben auf den neuen Präsidente­n warten, machte Laurent Fabius in seiner sehr persönlich gehaltenen Ansprache klar, in der er Macron zum neuen Präsidente­n erklärte. „Die Wut besänftige­n, die Verletzung­en heilen, die Zweifel aufheben, den Weg vorgeben, die Hoffnung verkörpern“, listete der Präsident des Verfassung­srates auf. „Ihr Erfolg wird der Erfolg Frankreich­s sein.“

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FOTO: AFP Neuerung: Als erster französisc­her Präsident wählte Emmanuel Macron ein Militärfah­rzeug, um traditione­ll die Champs-Elysées entlang zu fahren.

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