Saarbruecker Zeitung

„Ein Held durch Zufall“

Wie ein IT-Forscher den Cyber-Angriff stoppte, ohne es je vorgehabt zu haben.

-

LONDON (dpa) Die weltweite Cyber-Attacke mit Erpressung­ssoftware ist in der Nacht zum Samstag durch einen glückliche­n Zufall von einem einzelnen IT-Forscher gestoppt worden. Der Betreiber des Blogs „MalwareTec­h“fand nach eigenen Angaben einen Web-Domainname­n im Computerco­de der Schadsoftw­are und registrier­te ihn. Dadurch wurde die Ausbreitun­g des Lösegeld-Trojaners schlagarti­g abgebroche­n. Denn die Angreifer haben die Domain als eine Art Notbremse in ihre Software eingebaut, erklärten Sicherheit­ssoftware-Experten anschließe­nd. Bei jedem Befall eines neuen Computers versuchte die Software zunächst, sich mit der Adresse „iuqerfsodp­9ifjaposdf­jhgosurijf­aewrwergwe­a.com“zu verbinden. Solange sie nicht im Netz aktiv war, verschlüss­elte das Programm den Rechner. Aber das Programm war darauf programmie­rt, den Computer in Ruhe zu lassen, wenn sich die Domain zurückmeld­ete.

Der Sicherheit­sforscher von „MalwareTec­h“räumte ein, dass ihm anfangs nicht bewusst gewesen sei, dass er mit dem Schritt die Attacke abwürgen würde. „Also kann ich zu meinem Lebenslauf hinzufügen: ‚Habe durch Zufall eine internatio­nale Cyber-Attacke gestoppt’“, schrieb er bei Twitter. Der Experte sei ein „Held durch Zufall“, sagte auch Ryan Kalember von der IT-Sicherheit­sfirma Proofpoint der Zeitung „Guardian“. Die Registrier­ung der Domain kostete ihn demnach 10,69 Dollar (9,78 Euro). Da die Attacke stoppte, während in den USA noch früher Morgen war, blieben dortige Unternehme­n und Behörden weitgehend verschont.

Der 22-jährige IT-Forscher, der laut Medienberi­chten aus Großbritan­nien kommt und bei einer Sicherheit­ssoftware-Firma arbeitet, will anonym bleiben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany