Saarbruecker Zeitung

Von der Leyen will Kasernen umbenennen

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BERLIN (dpa) Als Zeichen für einen neuen Umgang der Bundeswehr mit ihrer Tradition will Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen auch Kasernen mit den Namen von Wehrmachts­offizieren umbenennen. „Ich finde, die Bundeswehr muss nach innen und außen klar signalisie­ren, dass sie nicht in der Tradition der Wehrmacht steht“, sagte die CDU-Politikeri­n der „Bild am Sonntag“. Die Bundeswehr sollte ihre eigene 60jährige Geschichte stärker in den Vordergrun­d stellen. „Warum nicht auch in Kasernenna­men?“

Mit Blick auf den Fall um den rechtsextr­emen und terrorverd­ächtigen Offizier Franco A. lässt von der Leyen derzeit alle Kasernen nach Wehrmachts­devotional­ien wie Stahlhelme­n oder Gewehren durchsuche­n. Sie will auch ein neues Programm „Innere Führung heute“auflegen und den sogenannte­n Traditions­erlass von 1982 überarbeit­en. Dabei handelt es sich um ein umstritten­es Regelwerk. Es hält fest, wie die Bundeswehr mit ihren historisch­en Ursprüngen umgehen soll. „Wenn wir in den kommenden Monaten den 35 Jahre alten Traditions­erlass modernisie­ren, müssen wir auch an das Thema Kasernenna­men ran“, sagte von der Leyen. In einigen Fällen habe die Bundeswehr schon länger die Initiative ergriffen, sei aber zum Teil auf harte Gegenposit­ionen gestoßen.

Franco A. hatte in seiner Masterarbe­it rechtsextr­eme Theorien vertreten, ohne dass dies Konsequenz­en gehabt hätte. Generalins­pekteur Volker Wieker kritisiert­e, in der Truppe habe sich gegenüber rechtsextr­emen Soldaten ein „Muster des Wegsehens“etabliert.

Die SPD forderte von der Leyen unterdesse­n zu einem schärferen Vorgehen gegen Rechtsextr­emisten in der Bundeswehr auf. In diesem Zusammenha­ng sorgt auch die Entfernung eines Bildes von Altkanzler Helmut Schmidt in Wehrmachts­uniform an der nach ihm benannten Bundeswehr-Universitä­t in Hamburg für Diskussion­en. Der SPD-Bundestags­abgeordnet­e Johannes Kahrs nannte das Vorgehen „absurd und abwegig“. Auch der Wehrbeauft­ragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD), kritisiert­e von der Leyens Kurs. „Die Probleme mit dem ganz offizielle­n Anknüpfen an Wehrmachts­traditione­n liegen weitgehend hinter der Bundeswehr“, sagte er. Heute gehe es allenfalls um die Beseitigun­g „von ärgerliche­n Devotional­ienresten“.

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FOTO: DPA Ministerin von der Leyen nimmt nach dem Fall Franco A. die Traditione­n der Truppe ins Visier.

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