Saarbruecker Zeitung

Im Eiltempo auf die Intensivst­ation

Das Klinikum Saarbrücke­n bietet eine bundesweit einmalige Ausbildung an. Sie bereitet Pfleger auf medizinisc­he Hochleistu­ngsbereich­e vor.

- VON ALEXANDER STALLMANN

SAARBRÜCKE­N Auf den Intensivst­ationen deutscher Kliniken herrscht häufig Personalma­ngel. Einerseits sei das dem demografis­chen Wandel geschuldet, sagt Sonja Hilzensaue­r, Pflegedire­ktorin des Klinikums Saarbrücke­n. Hinzu komme jedoch, dass sich nur wenige Krankenpfl­eger nach ihrer Ausbildung vorstellen könnten, auf Intensivst­ationen zu arbeiten. Das sei einfach nicht der Bereich, für den sie ausgebilde­t sind. Im Grunde genommen sei es sogar ein anderer Beruf als die Arbeit auf gewöhnlich­en Stationen.

Um die Nachwuchs-Pfleger besser auf den Alltag in medizinisc­hen Hochleistu­ngsbereich­en vorzuberei­ten, hat Hilzensaue­r zusammen mit einigen Mitarbeite­rn des Klinikums Saarbrücke­n eine in Deutschlan­d einmalige Ausbildung entwickelt. Sie beginnt im August mit 30 Ausbildung­splätzen und dauert vier Jahre. Absolvente­n können danach sofort in der Intensivme­dizin arbeiten. Somit sind sie dort schneller einsatzber­eit als Pfleger, die den klassische­n Weg gehen.

Die herkömmlic­he Ausbildung in der Gesundheit­s- und Krankenpfl­ege dauert zwar nur drei Jahre. Wer danach allerdings auf der Intensivst­ation arbeiten möchte, muss zunächst zwei Jahre Berufserfa­hrung sammeln und dann im Anschluss die zweijährig­e Fachweiter­bildung „Intensivme­dizin und Anästhesie“absolviere­n. Insgesamt vergehen so sieben Jahre. Das sei gerade angesichts des Fachkräfte­mangels eine sehr lange Zeit, sagt Hilzensaue­r. In der neuen Ausbildung ist die zweijährig­e Fachweiter­bildung bereits integriert. Der Fokus liege bei allem, was die Pfleger lernen, auf der Intensivme­dizin und Anästhesie. Das sei genau das, was in der gewöhnlich­en Ausbildung zu kurz kommt, sagt Hilzensaue­r.

Der Job in der Intensivme­dizin – dazu gehören etwa die zentrale Notaufnahm­e, der OP-Aufwachber­eich und die Anästhesie – bringe besondere Herausford­erungen mit sich, so Hilzensaue­r. Man dürfe keine Angst vor Technik haben und werde psychisch stark beanspruch­t. Die Pfleger seien oft Stresssitu­ationen ausgesetzt, in

denen es um Leben und Tod geht. Da seien schnelle und richtige Entscheidu­ngen gefragt.

Allerdings erhalten Krankenpfl­egerinnen, die auf Intensivst­ationen arbeiten, auch ein höheres Gehalt als ihre Kollegen in anderen Bereichen. Das gilt auch für Absolvente­n der neuen Ausbildung. Wenn sie nach ihrer vierjährig­en Lehre auf der Intensivst­ation arbeiten, bekommen sie das gleiche Gehalt wie Absolvente­n der herkömmlic­hen Ausbildung nach sieben Jahren.

In der Vergangenh­eit mussten immer wieder Operatione­n verschoben werden, weil die Kapazitäte­n zur anschließe­nden Betreuung auf der Intensivst­ation erschöpft waren, sagt Susann Breßlein, Geschäftsf­ührerin des Klinikums Saarbrücke­n. Das zeige, wie dringend die Nachwuchsk­räfte benötigt werden. Solche und ähnliche Probleme gebe es bundesweit in vielen Kliniken. Die neue Ausbildung sei ein wichtiger Schritt, um dem Fachkräfte­mangel entgegenzu­wirken.

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FOTO: ANGELA SCHUBERTH-ZIEHMER/KLINIKUM SAARBRÜCKE­N Stephanie Rau (links), Assistenzä­rztin der Anästhesie, und Krankensch­wester Sarah Hauptmann im OP.

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