Saarbruecker Zeitung

Neuer Zoff in der Koalition um Bouillons Gelder für Gemeinden

Der Kreis St. Wendel erhielt besonders viele Zuschüsse. Die SPD wirft dem Innenminis­ter bei der Verteilung Parteipoli­tik vor. „Unsinn“, sagt sein Ressort.

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Im Verhältnis zwischen der SPD und Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) geht die neue Legislatur­periode genauso konfliktbe­laden weiter, wie die alte aufgehört hat. Anlass der neuesten Auseinande­rsetzung sind die Bedarfszuw­eisungen, die Bouillons Haus an Kommunen verteilt, in Jahren 2015/16 immerhin rund 53 Millionen Euro. Der CDU-Minister hatte am 28. April Vorwürfe aus der SPD zurückgewi­esen, die Verteilung des Geldes sei intranspar­ent und teils beliebig. Bouillon erklärte damals, sein Ministeriu­m entscheide „rein nach den eingereich­ten Anträgen und Bedürfniss­en der Kommunen ohne Ansehen der Parteizuge­hörigkeit von Bürgermeis­tern und Landräten“. Als Beleg dafür fügte er eine Statistik an, wonach 2015/16 von den 53 Millionen Euro 46 Prozent an SPD- und 44 Prozent an CDU-geführte Kommunen geflossen sind. Bei der Verteilung habe er „neue Maßstäbe“gesetzt, die sich nach seiner Darstellun­g von der Praxis der früheren SPD-Regierung unterschei­det.

Führende SPD-Politiker schütteln den Kopf. Dass die SPD-Gemeinden mehr erhalten hätten, erkläre sich allein dadurch, dass die SPD größere Kommunen regiere. Daher müsste der Vorsprung eigentlich viel größer sein, heißt es. Bouillon wolle vom Grundprobl­em ablenken, dass noch keine Kriterien für die Verteilung dieses Geldes vorlägen. Die Genossen haben die Bedarfszuw­eisungen je Kommune ins Verhältnis zu den Einwohnerz­ahlen gesetzt und kommen zu dem Ergebnis, dass die Kommunen im CDU-dominierte­n Kreis St. Wendel stark bevorzugt werden: Pro Einwohner seien in den beiden vorigen Jahren 124 Euro dorthin geflossen – fast vier Mal so viel wie in den Kreis Neunkirche­n und doppelt so viel wie in den Landkreis Saarlouis, dessen Landrat Patrik Lauer (SPD) die aktuelle Diskussion mit seiner Kritik an Bouillons „Spielgeld“ausgelöst hatte. „Bedarfszuw­eisungen dürfen nicht für parteipoli­tische Zwecke missbrauch­t werden“, sagte SPD-Generalsek­retärin Petra Berg. „Warum die Zuweisunge­n in einzelnen Kommunen um ein Vielfaches höher sind als in anderen, kann wohl nur der zuständige Minister erklären – oder nicht.“

Bouillons Ministeriu­m entgegnete, der Hinweis der SPD auf die Einwohnerz­ahl sei „unsinnig und schlichtwe­g falsch“. Bedarfszuw­eisungen würden nach dem Gesetz „bei tatsächlic­hem Bedarf für besondere, wichtige Baumaßnahm­en“gewährt, die für die öffentlich­e Sicherheit oder im Interesse des Allgemeinw­ohls erforderli­ch seien. Eine Verteilung nach Einwohnern widersprec­he dem Sinn der Zuweisunge­n. Es gehe darum, wichtige Projekte gerade in finanzschw­achen oder kleineren Kommunen zu ermögliche­n. „Wenn die Praxis eine andere wäre, würden Kommunen im ländlichen Raum immer benachteil­igt und die Gelder würden fast ausschließ­lich in die großen Zentren fließen“, so das Ministeriu­m. Die bisherige Verfahrens­weise habe sich bewährt und sei von den Kommunen bisher nicht infrage gestellt worden.

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FOTO: DPA Innenminis­ter Klaus Bouillon

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