Der stille Star hilft weltweit
Mohammed Ghodstinat erhält den Koßmann-Preis für seinen Einsatz für Bedürftige.
SAARBRÜCKEN Um 17.59 Uhr betritt der stille Star des Abends den Saal. Eine Minute vor Beginn der Veranstaltung. Weißes Haar, dunkle Pilotenbrille, Anzug mit Fliege
– es könnte ein Hollywood-Auftritt sein. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. Auf Mohammed Ghodstinat. An diesem Abend wird er mit dem Felix-Koßmann-Preis für sein Engagement belohnt. Sein Einsatz – eine Hingabe an all diejenigen, die im Leben kein Glück haben, von Krankheit, Leiden oder Krieg geprägt sind. Ghodstinat ist für sie da, sammelt Spenden. Und das seit über 20 Jahren. Ruhm will er dafür nicht. Für sich werben auch nicht. Hollywood – das wäre nicht sein Ding. Der Saarbrücker Halberg, wo die Preisverleihung beim Saarländischen Rundfunk stattfindet, reicht ihm. „Ich möchte etwas Licht in diese dunkle Welt bringen“, sagt er. Mit seiner Arbeit die Menschen glücklich machen.
Glück – das war auch Ghodstinat nicht immer vergönnt. Der heute 74-Jährige wächst in Teheran auf. Mitten im Krieg zwischen Iran und Irak. „Ich habe Kinder barfuß über Eis laufen sehen“, erzählt er. Er wollte helfen, aber konnte es nicht. Zu schwierig die politische Situation. Mit sechs Jahren verliert Ghodstinat sein Augenlicht. Schuld daran: Behandlungsfehler der Ärzte. Mit 16 Jahren besucht er zum ersten Mal eine Schule. Bald schafft er den Weg nach Deutschland und studiert in Marburg Anglistik, Erziehungs- und Sozialwissenschaften. 1981 treibt es ihn ins Saarland, nach Dillingen, dort lebt er heute noch. Ghodstinat beginnt einen Job bei der Arbeiterwohlfahrt. Doch der füllt ihn auf Dauer nicht aus.
1992 gründet er die Initiative „Hilfe für Einzelschicksale international“. Rund 100 Mitglieder
Mohammed Ghodstinat zählt der Verein heute. Über 800 Kranken und Behinderten, hauptsächlich Kindern, auf der ganzen Welt hat er schon geholfen. Still – anders als große Organisationen. Das ist ihm wichtig. Keinen Cent will Ghodstinat verschwenden für bürokratischen Aufwand. Alles soll den Bedürftigen zugute kommen.
„Er hat mit seinem Verein einen Meilenstein für Menschlichkeit und Bescheidenheit gelegt“, sagt Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) bei der Preisverleihung. Er zeige, dass nicht die Ellbogen das wichtigste Körperteil sind, sondern das Herz und der Verstand. Für all das hat ihn der Arzneimittelhersteller Ursapharm jetzt ausgezeichnet. Mit 10 000 Euro ist der Felix-Koßmann-Preis dotiert. „Jetzt kommen die Menschen zum Zug, die mir am Herzen liegen, die ich aber in letzter Zeit vertrösten musste“, sagt Ghodstinat. Es ist keine Frage für ihn, dass er das Geld spendet.
Nach der Preisverleihung ist die Traube um den kleinen Mann groß. Zahlreiche Glückwünsche nimmt er entgegen. Dabei will er doch lieber der stille Star des Abends sein – bescheiden eben.
„Ich möchte etwas Licht in diese dunkle Welt bringen.“