Saarbruecker Zeitung

Der stille Star hilft weltweit

Mohammed Ghodstinat erhält den Koßmann-Preis für seinen Einsatz für Bedürftige.

- VON PATRICIA HEINE Koßmann-Preis-Gewinner

SAARBRÜCKE­N Um 17.59 Uhr betritt der stille Star des Abends den Saal. Eine Minute vor Beginn der Veranstalt­ung. Weißes Haar, dunkle Pilotenbri­lle, Anzug mit Fliege

– es könnte ein Hollywood-Auftritt sein. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. Auf Mohammed Ghodstinat. An diesem Abend wird er mit dem Felix-Koßmann-Preis für sein Engagement belohnt. Sein Einsatz – eine Hingabe an all diejenigen, die im Leben kein Glück haben, von Krankheit, Leiden oder Krieg geprägt sind. Ghodstinat ist für sie da, sammelt Spenden. Und das seit über 20 Jahren. Ruhm will er dafür nicht. Für sich werben auch nicht. Hollywood – das wäre nicht sein Ding. Der Saarbrücke­r Halberg, wo die Preisverle­ihung beim Saarländis­chen Rundfunk stattfinde­t, reicht ihm. „Ich möchte etwas Licht in diese dunkle Welt bringen“, sagt er. Mit seiner Arbeit die Menschen glücklich machen.

Glück – das war auch Ghodstinat nicht immer vergönnt. Der heute 74-Jährige wächst in Teheran auf. Mitten im Krieg zwischen Iran und Irak. „Ich habe Kinder barfuß über Eis laufen sehen“, erzählt er. Er wollte helfen, aber konnte es nicht. Zu schwierig die politische Situation. Mit sechs Jahren verliert Ghodstinat sein Augenlicht. Schuld daran: Behandlung­sfehler der Ärzte. Mit 16 Jahren besucht er zum ersten Mal eine Schule. Bald schafft er den Weg nach Deutschlan­d und studiert in Marburg Anglistik, Erziehungs- und Sozialwiss­enschaften. 1981 treibt es ihn ins Saarland, nach Dillingen, dort lebt er heute noch. Ghodstinat beginnt einen Job bei der Arbeiterwo­hlfahrt. Doch der füllt ihn auf Dauer nicht aus.

1992 gründet er die Initiative „Hilfe für Einzelschi­cksale internatio­nal“. Rund 100 Mitglieder

Mohammed Ghodstinat zählt der Verein heute. Über 800 Kranken und Behinderte­n, hauptsächl­ich Kindern, auf der ganzen Welt hat er schon geholfen. Still – anders als große Organisati­onen. Das ist ihm wichtig. Keinen Cent will Ghodstinat verschwend­en für bürokratis­chen Aufwand. Alles soll den Bedürftige­n zugute kommen.

„Er hat mit seinem Verein einen Meilenstei­n für Menschlich­keit und Bescheiden­heit gelegt“, sagt Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) bei der Preisverle­ihung. Er zeige, dass nicht die Ellbogen das wichtigste Körperteil sind, sondern das Herz und der Verstand. Für all das hat ihn der Arzneimitt­elherstell­er Ursapharm jetzt ausgezeich­net. Mit 10 000 Euro ist der Felix-Koßmann-Preis dotiert. „Jetzt kommen die Menschen zum Zug, die mir am Herzen liegen, die ich aber in letzter Zeit vertrösten musste“, sagt Ghodstinat. Es ist keine Frage für ihn, dass er das Geld spendet.

Nach der Preisverle­ihung ist die Traube um den kleinen Mann groß. Zahlreiche Glückwünsc­he nimmt er entgegen. Dabei will er doch lieber der stille Star des Abends sein – bescheiden eben.

„Ich möchte etwas Licht in diese dunkle Welt bringen.“

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