Saarbruecker Zeitung

Gewerkscha­ft: An deutscher Westgrenze fehlen 5000 Polizisten

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

SAARBRÜCKE­N Über hundert Männer und Frauen sitzen im Biergarten auf dem Rodenhof. Die Stimmung ist ausgelasse­n. Für die Beamten von beiderseit­s der Grenze ist das Polizei-Freundscha­ftstreffen eine gute Gelegenhei­t, sich informell auszutausc­hen. Veranstalt­er sind wie jedes Jahr die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) sowie der ISC Polizeispo­rtverein. „Hier im Saarland und in Lothringen klappt es auf der operativen Ebene sehr gut. Die Kooperatio­n lebt aber von den handelnden Personen“, sagt der Vorsitzend­e der GdP-Bundespoli­zei-Kreisgrupp­e Saarland, Roland Voss.

Zuvor hatten rund 40 Grenzpoliz­isten aus Deutschlan­d, Frankreich und Luxemburg eine Fortbildun­g in Saarbrücke­n besucht. Bei dem von der Bundespoli­zei organisier­ten Seminar bringen sich die Kollegen einmal im Jahr gegenseiti­g auf den neuesten Stand. Wenn es etwa um neue Maschen bei Urkundenfä­lschungen geht oder wie in diesem Jahr um Neuerungen im französisc­hen Gesetz über den Schusswaff­engebrauch durch Polizisten. In diesem Jahr war auch eine Gastdelega­tion aus Rumänien dabei.

Der Gewerkscha­fter und Polizeihau­ptkommissa­r Roland Voss wünscht sich mehr solcher Wissensund Erfahrungs­austausche. „Die EU sollte mehr in die grenzübers­chreitende Polizeiarb­eit investiere­n. Es geht hier nicht um stationäre Grenzkontr­ollen, sondern um gemeinsame mobile Streifen, wie wir sie hier in der Region kennen, und um Arbeit im Hintergrun­d, um Menschenhä­ndlern und Terroriste­n das Handwerk zu legen.“Um Europa zu leben und zu gestalten, brauche es mehr Anstrengun­gen bei der grenzübers­chreitende­n Polizeiprä­senz. Dafür brauche man aber genug Personal. Im Westen Deutschlan­ds sei die personelle Decke sehr dünn. Voss schätzt, dass von der Schweiz bis nach Dänemark rund 5000 Bundespoli­zisten an der deutschen Westgrenze fehlen, und mahnt: „Wir wollen keinen Grenzschut­z zweiter Klasse.“Auch aus dem Saarland werden Bundespoli­zisten nach Bayern oder zum G20-Gipfel nach Hamburg geschickt. „Sie fehlen dann hier“, stellt Voss fest. Der Ressourcen­mangel sei aber kein rein deutsches Problem. „Von unseren französisc­hen Kollegen wissen wir, dass sie dort mit Personalab­bau zu kämpfen haben.“

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