Ein Dämpfer der schmerzhaften Art
Die Saarland Hurricanes kommen im Heimspiel gegen die Schwäbisch Hall Unicorns beim 0:50 mächtig unter die Räder.
NEUNKIRCHEN Stadionsprecher Torsten Reif war bemüht, den Schaden so gering wie möglich aussehen zu lassen. „Wir packen heute alle Fehler, die man nur machen kann, in das Spiel und sind dafür in den nächsten Partien umso besser“, sprach er den 1450 Zuschauern im Neunkircher Ellenfeld-Stadion über die Lautsprecher neuen Mut zu. Die hatten die Aufmunterung bitter nötig: Mit der 0:50-Niederlage ihres American-Football-Erstligisten Saarland Hurricanes gegen den deutschen Vizemeister Schwäbisch Hall Unicorns hatte im Vorfeld wirklich keiner gerechnet.
Null Punkte erzielen und 50 kassieren – ein schlechteres Ergebnis ist im American Football kaum möglich. „Wir waren einfach nicht gut drauf. Und wenn man gegen die beste Mannschaft Deutschlands nicht gut drauf ist, kann man leicht blamiert werden. Das ist heute leider passiert“, sagte Trainer Tom Smythe und ergänzte: „Wir haben schlecht angefangen, dann ist es wie eine Lawine über uns eingebrochen. Wir hatten keine Konstanz, die Offensive hat nicht harmoniert. Das ist auch ein mentales Problem: Wenn etwas nicht klappt, wirst du frustriert und verklemmt. Und gegen so eine Mannschaft kann man sich das nicht erlauben.“
Das Neunkircher Ellenfeldstadion, im zweiten Jahr Heimat der Hurricanes, war trotz allem wieder einmal der Motor der Mannschaft, die daraus aber kein Kapital schlagen konnte. „Die Fans sind Weltklasse, geben Vollgas und hören auch nicht auf“, zeigte sich Nationalspieler Darius Marmol Carmona, der Anfang des Jahres aus Mannheim nach Saarbrücken kam, beeindruckt.
Knapp drei Stunden lang feuerten die Fans ihr Team noch mit Sprechchören an – auch als schon alles verloren war. Und dieser Moment war schon früher, als es ihnen lieb war. Der Beginn der Partie war dabei symptomatisch für den Spielverlauf. Die Hurricanes starteten mit ihrer Offensive, hatten wie immer vier Versuche, zehn Yards zu überqueren – und scheiterten schon nach drei Spielzügen. Beim anschließenden „Punt“– dem Versuch, den Ball so weit
Tom Smythe wie möglich über das Spielfeld zu befördern – klappte es nicht viel besser. Quarterback Alexander Haupert spielte den Ball den Gegnern geradezu in die Hände. Die gingen bei ihrem Angriff durch einem Touchdown von Maurice Schüle in Führung.
Die Canes zeigten sich gegen den Favoriten in der BundesligaSüdstaffel zu nervös und waren zu keinem Zeitpunkt der Partie in der Lage, dem Druck der Einhörner Stand zu halten. Immer wieder ließen sie Bälle fallen oder verpassten Anspielstationen. So stand es zur Halbzeit bereits 0:28 – und Besserung war nicht in Sicht. 30 Sekunden nach Wiederbeginn erhöhte Jerome Manyema nach einem beeindruckenden Pass von Quarterback Marco Ehrenfried über 76 Yards auf 35:0 und sorgte damit für die Entscheidung.
Die Saarländer bauten immer weiter ab und sehnten das Ende der Partie immer mehr her – und zwei weitere Unicorn-Touchdowns besiegelten den ersten Dämpfer in einer Saison, für die die Hurricanes zumindest das Ziel Playoffs ausgegeben haben. „Wir wollten Vollgas geben und das Beste aus uns rausholen. Aber Schwäbisch Hall macht einfach keine Fehler. Und wenn du selbst gegen sie Fehler machst, wirst du knallhart bestraft. Genau das ist heute passiert: wir haben uns selbst geschlagen“, ärgerte sich Marmol Carmona über die Leistung gegen seinen Ex-Arbeitgeber: „Wir müssen uns gegenseitig mehr vertrauen und dem anderen auch mal den Arsch retten, wenn bei ihm etwas nicht klappt. Heute hat das gar nicht funktioniert.“
Bereits am kommenden Samstag geht es laut Spielplan um 17 Uhr erneut gegen Schwäbisch Hall – diesmal auswärts bei den Unicorns, die wohl kaum einen Gang zurückschalten werden. Wie schwer es dort wird, dessen ist sich Trainer Smythe spätestens seit Samstag bewusst, wenn er sagt: „Wir sind im Moment einfach noch nicht gut genug, um Schwäbisch Hall zu schlagen.“
„Wir sind im Moment
einfach noch nicht gut genug, um Schwäbisch Hall
zu schlagen.“