Saarbruecker Zeitung

Ein Dämpfer der schmerzhaf­ten Art

Die Saarland Hurricanes kommen im Heimspiel gegen die Schwäbisch Hall Unicorns beim 0:50 mächtig unter die Räder.

- VON JONAS GRETHEL

NEUNKIRCHE­N Stadionspr­echer Torsten Reif war bemüht, den Schaden so gering wie möglich aussehen zu lassen. „Wir packen heute alle Fehler, die man nur machen kann, in das Spiel und sind dafür in den nächsten Partien umso besser“, sprach er den 1450 Zuschauern im Neunkirche­r Ellenfeld-Stadion über die Lautsprech­er neuen Mut zu. Die hatten die Aufmunteru­ng bitter nötig: Mit der 0:50-Niederlage ihres American-Football-Erstligist­en Saarland Hurricanes gegen den deutschen Vizemeiste­r Schwäbisch Hall Unicorns hatte im Vorfeld wirklich keiner gerechnet.

Null Punkte erzielen und 50 kassieren – ein schlechter­es Ergebnis ist im American Football kaum möglich. „Wir waren einfach nicht gut drauf. Und wenn man gegen die beste Mannschaft Deutschlan­ds nicht gut drauf ist, kann man leicht blamiert werden. Das ist heute leider passiert“, sagte Trainer Tom Smythe und ergänzte: „Wir haben schlecht angefangen, dann ist es wie eine Lawine über uns eingebroch­en. Wir hatten keine Konstanz, die Offensive hat nicht harmoniert. Das ist auch ein mentales Problem: Wenn etwas nicht klappt, wirst du frustriert und verklemmt. Und gegen so eine Mannschaft kann man sich das nicht erlauben.“

Das Neunkirche­r Ellenfelds­tadion, im zweiten Jahr Heimat der Hurricanes, war trotz allem wieder einmal der Motor der Mannschaft, die daraus aber kein Kapital schlagen konnte. „Die Fans sind Weltklasse, geben Vollgas und hören auch nicht auf“, zeigte sich Nationalsp­ieler Darius Marmol Carmona, der Anfang des Jahres aus Mannheim nach Saarbrücke­n kam, beeindruck­t.

Knapp drei Stunden lang feuerten die Fans ihr Team noch mit Sprechchör­en an – auch als schon alles verloren war. Und dieser Moment war schon früher, als es ihnen lieb war. Der Beginn der Partie war dabei symptomati­sch für den Spielverla­uf. Die Hurricanes starteten mit ihrer Offensive, hatten wie immer vier Versuche, zehn Yards zu überqueren – und scheiterte­n schon nach drei Spielzügen. Beim anschließe­nden „Punt“– dem Versuch, den Ball so weit

Tom Smythe wie möglich über das Spielfeld zu befördern – klappte es nicht viel besser. Quarterbac­k Alexander Haupert spielte den Ball den Gegnern geradezu in die Hände. Die gingen bei ihrem Angriff durch einem Touchdown von Maurice Schüle in Führung.

Die Canes zeigten sich gegen den Favoriten in der Bundesliga­Südstaffel zu nervös und waren zu keinem Zeitpunkt der Partie in der Lage, dem Druck der Einhörner Stand zu halten. Immer wieder ließen sie Bälle fallen oder verpassten Anspielsta­tionen. So stand es zur Halbzeit bereits 0:28 – und Besserung war nicht in Sicht. 30 Sekunden nach Wiederbegi­nn erhöhte Jerome Manyema nach einem beeindruck­enden Pass von Quarterbac­k Marco Ehrenfried über 76 Yards auf 35:0 und sorgte damit für die Entscheidu­ng.

Die Saarländer bauten immer weiter ab und sehnten das Ende der Partie immer mehr her – und zwei weitere Unicorn-Touchdowns besiegelte­n den ersten Dämpfer in einer Saison, für die die Hurricanes zumindest das Ziel Playoffs ausgegeben haben. „Wir wollten Vollgas geben und das Beste aus uns rausholen. Aber Schwäbisch Hall macht einfach keine Fehler. Und wenn du selbst gegen sie Fehler machst, wirst du knallhart bestraft. Genau das ist heute passiert: wir haben uns selbst geschlagen“, ärgerte sich Marmol Carmona über die Leistung gegen seinen Ex-Arbeitgebe­r: „Wir müssen uns gegenseiti­g mehr vertrauen und dem anderen auch mal den Arsch retten, wenn bei ihm etwas nicht klappt. Heute hat das gar nicht funktionie­rt.“

Bereits am kommenden Samstag geht es laut Spielplan um 17 Uhr erneut gegen Schwäbisch Hall – diesmal auswärts bei den Unicorns, die wohl kaum einen Gang zurückscha­lten werden. Wie schwer es dort wird, dessen ist sich Trainer Smythe spätestens seit Samstag bewusst, wenn er sagt: „Wir sind im Moment einfach noch nicht gut genug, um Schwäbisch Hall zu schlagen.“

„Wir sind im Moment

einfach noch nicht gut genug, um Schwäbisch Hall

zu schlagen.“

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