Beste Freunde fürs Leben
Ein junges Mädchen sucht in „Weißer Gott“nach ihrem in Budapest ausgesetzten Hund.
(ry) Die 13-jährige Lili (Zsofia Psotta) und ihr Hund Hagen sind unzertrennliche Freunde – bis zu dem Tag, als sie den Mischling nicht länger in ihrer Wohnung halten darf, weil ihr Papa nicht bereit ist, eine neue Sondersteuer zu zahlen, die für nicht-reinrassige Hunde erhoben wird. Der Vater verspricht, Hagen in ein Tierheim zu geben; in Wahrheit setzt er ihn aber aus. Lili ist enttäuscht und hasst ihren Vater dafür, dass er sie gezwungen hat, Hagen herzugeben.
Während sich Lili auf die verzweifelte Suche nach Hagen macht, streift dieser ziellos durch die Budapester Straßen. Als Haushund fällt ihm der Überlebenskampf im Großstadtdschungel schwer. Immer wieder gerät er in bedrohliche Situationen: Mit knapper Not entkommt er Hundefängern. Von einem Obdachlosen wird er benutzt, um beim Betteln größere Profite zu erzielen. Der verkauft ihn nach wenigen Tagen an einen Restaurantbesitzer. Schließlich wird Hagen zum Gefangenen eines Hundetrainers, der ihn in einer qualvollen Ausbildung für Kämpfe abrichtet. Nach einem Sieg gelingt es Hagen jedoch, zu entkommen. Seinen Instinkten folgend, meidet er nun die Menschen. Er verbündet sich mit anderen ausgesetzten Vierbeinern zu einem Rudel und wird ihr Anführer. Hagen rottet seine Leidensgenossen zusammen und begibt sich auf einen Rachefeldzug gegen seine Peiniger. Lili muss einen Weg finden, diesen tödlichen Kampf zu beenden.
Mit dem bewegenden Drama ist dem ungarischen Regisseur Kornel Mundruczo eine bildgewaltige Parabel über die inhumane Politik von Ausgrenzung und Rassismus gelungen. Es ist das sechste Werk des Filmemachers und das vierte in Folge, das bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde. „Weißer Gott“konnte dort den „Prix Un Certain Regard“gewinnen. Dieser gesellt sich zu zahlreichen Auszeichnungen, die Mundruczo in seiner Karriere gesammelt hat. Über seine Werke sagt der Regisseur, der neben dem Kino auch mit großer Leidenschaft im Theater aktiv ist: „Die meiste Zeit habe ich die Möglichkeit, an meinen eigenen Stücken zu arbeiten. Wenn man seine eigene Geschichte schreibt, reflektiert man den Inhalt immer und immer wieder, was sehr üblich beim Film ist. Im Theater ist das anders. Hier interpretiere ich bereits vorhandene Stücke neu.“Die Bühne habe eine geringere Reichweite und somit eine intensivere Atmosphäre, „trotzdem würde ich mich eher als Filmregisseur einordnen“, sagte Mundruczo im Interview. Nichtsdestotrotz inszenierte er auch schon Stücke in deutschen Sälen, unter anderem im Thalia-Theater in Hamburg.