Übung für den Ebola-Ernstfall
Im Klinikum Saarbrücken wurde mit großem Aufwand der Umgang mit infizierten Patienten durchgespielt.
SAARBRÜCKEN Eine Frau mit einer schweren Infektion reist von Afrika über Paris mit dem Schnellzug weiter nach Deutschland. An der Grenze steigt die Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation aus und lässt sich von ihrem Mann zum Winterbergklinikum in Saarbrücken bringen. Hustend und mit Fieber erreicht sie völlig ermattet die Notaufnahme.
Afrika? Fieber? Der Arzt in der Notaufnahme wird sofort hellhörig
„Wir wollen gerüstet sein angesichts von 37 000 Notfallpatienten im Jahr.“
Christian Braun
Ärztlicher Klinikdirektor des Winterbergklinikums Saarbrücken
und macht einen Malaria-Schnelltest. Doch diese häufige und relativ harmlose Erkrankung ist es nicht. Ist es womöglich das hochansteckende Ebola-Fieber?
Was sich gestern im Klinikum Saarbrücken ereignete, war glücklicherweise nicht real. Vielmehr spielten Ärzte und Behörden in einer großangelegten Übung den Ernstfall durch. „Wir wissen, was zu tun ist“, sagte der Ärztliche Klinikdirektor Christian Braun. Die Patientin wurde isoliert, es wurden Blutproben mit einem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr oder der Polizei unter Hochsicherheitsvorkehrungen nach Marburg gebracht. Nur dort versteht man sich auf Proben von Lassafieber, Ebola oder anderen todbringenden Infektionen.
Zeitgleich alarmierten die saarländischen Behörden ein in Frankfurt angesiedeltes Kompetenzzentrum für schwere Infektionen. Das Zentrum verfügt über eine Sonderisolierstation zur Versorgung solcher Patienten. Unter Realbedingungen machten sich die Frankfurter mit Blaulicht auf den Weg ins Saarland. Ein Konvoi aus Spezialfahrzeugen der Feuerwehr und des Gesundheitsamtes kam gegen 10.30 Uhr am Winterberg an und sorgte für Aufsehen. Männer in Schutzanzügen, Ärzte, Infektionsexperten und Notfallsanitäter übernahmen die Patientin in einem Fahrzeug, dessen Innenraum hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen ist. Braun: „Für uns ist diese Szene nicht unrealistisch. Über den Hauptbahnhof Saarbrücken reisen viele Menschen nach Deutschland ein. Wir wollen gerüstet sein angesichts von 37 000 Notfallpatienten im Jahr.“Das mache Sinn, bestätigte Einsatzleiterin Marion Verg vom Gesundheitsamt Frankfurt. Zwei echte Einsätze habe ihr Team in den vergangenen Jahren gehabt, darunter einen Entwicklungshelfer mit Ebola und einen Bestatter, der sich mit Lassafieber infiziert hatte.
Die Übung gestern endete, als die Patientin in Frankfurt von den Spezialisten übernommen worden war. Grundsätzlich, so Braun, müsse jede saarländische Klinik dieses Procedere beherrschen.