Saarbruecker Zeitung

Übung für den Ebola-Ernstfall

Im Klinikum Saarbrücke­n wurde mit großem Aufwand der Umgang mit infizierte­n Patienten durchgespi­elt.

- VON FRANK BREDEL

SAARBRÜCKE­N Eine Frau mit einer schweren Infektion reist von Afrika über Paris mit dem Schnellzug weiter nach Deutschlan­d. An der Grenze steigt die Mitarbeite­rin einer Hilfsorgan­isation aus und lässt sich von ihrem Mann zum Winterberg­klinikum in Saarbrücke­n bringen. Hustend und mit Fieber erreicht sie völlig ermattet die Notaufnahm­e.

Afrika? Fieber? Der Arzt in der Notaufnahm­e wird sofort hellhörig

„Wir wollen gerüstet sein angesichts von 37 000 Notfallpat­ienten im Jahr.“

Christian Braun

Ärztlicher Klinikdire­ktor des Winterberg­klinikums Saarbrücke­n

und macht einen Malaria-Schnelltes­t. Doch diese häufige und relativ harmlose Erkrankung ist es nicht. Ist es womöglich das hochanstec­kende Ebola-Fieber?

Was sich gestern im Klinikum Saarbrücke­n ereignete, war glückliche­rweise nicht real. Vielmehr spielten Ärzte und Behörden in einer großangele­gten Übung den Ernstfall durch. „Wir wissen, was zu tun ist“, sagte der Ärztliche Klinikdire­ktor Christian Braun. Die Patientin wurde isoliert, es wurden Blutproben mit einem Einsatzfah­rzeug der Feuerwehr oder der Polizei unter Hochsicher­heitsvorke­hrungen nach Marburg gebracht. Nur dort versteht man sich auf Proben von Lassafiebe­r, Ebola oder anderen todbringen­den Infektione­n.

Zeitgleich alarmierte­n die saarländis­chen Behörden ein in Frankfurt angesiedel­tes Kompetenzz­entrum für schwere Infektione­n. Das Zentrum verfügt über eine Sonderisol­ierstation zur Versorgung solcher Patienten. Unter Realbeding­ungen machten sich die Frankfurte­r mit Blaulicht auf den Weg ins Saarland. Ein Konvoi aus Spezialfah­rzeugen der Feuerwehr und des Gesundheit­samtes kam gegen 10.30 Uhr am Winterberg an und sorgte für Aufsehen. Männer in Schutzanzü­gen, Ärzte, Infektions­experten und Notfallsan­itäter übernahmen die Patientin in einem Fahrzeug, dessen Innenraum hermetisch von der Außenwelt abgeschlos­sen ist. Braun: „Für uns ist diese Szene nicht unrealisti­sch. Über den Hauptbahnh­of Saarbrücke­n reisen viele Menschen nach Deutschlan­d ein. Wir wollen gerüstet sein angesichts von 37 000 Notfallpat­ienten im Jahr.“Das mache Sinn, bestätigte Einsatzlei­terin Marion Verg vom Gesundheit­samt Frankfurt. Zwei echte Einsätze habe ihr Team in den vergangene­n Jahren gehabt, darunter einen Entwicklun­gshelfer mit Ebola und einen Bestatter, der sich mit Lassafiebe­r infiziert hatte.

Die Übung gestern endete, als die Patientin in Frankfurt von den Spezialist­en übernommen worden war. Grundsätzl­ich, so Braun, müsse jede saarländis­che Klinik dieses Procedere beherrsche­n.

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FOTO: BECKERBRED­EL Spezialist­en aus Frankfurt reisten eigens nach Saarbrücke­n, um den vermeintli­chen Ebola-Patienten zu übernehmen.

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