Saarbruecker Zeitung

Neue Campus-Gebühr sorgt für Ärger

Studenten der Universitä­t des Saarlandes reagieren empört auf die mögliche Einführung einer Verwaltung­sabgabe.

- VON NINA SCHEID

SAARBRÜCKE­N Die neue Landesregi­erung ermutigt die Hochschule­n zur Einführung einer Verwaltung­sabgabe. Wörtlich heißt es im Koalitions­vertrag: „Die Hochschule­n müssen in der Lage sein, in stärkerem Umfang eigene Einnahmen auch durch Verwaltung­skostenbei­träge zu generieren.“(wir haben berichtet) Eine solche Abgabe würde sich auf den Semesterbe­itrag der Studenten auswirken.

Im Präsidium der Saar-Uni ist die Verwaltung­sgebühr bisher kein Thema, erklärte Unipräside­nt Manfred Schmitt. Auf dem Campus kursieren allerdings Rechenmode­lle, die von 50 Euro pro Semester ausgehen. Damit würde der Semesterbe­itrag von 223 Euro auf künftig 273 Euro steigen. Der Asta der Universitä­t des Saarlandes ist erzürnt: 50 Euro seien für Studenten, die knapp an der Armutsgren­ze leben, ein Batzen Geld, erklärt der Asta-Vorsitzend­e Govinda Sicheneder (wir haben berichtet).

Die SZ-Hochschulr­edaktion hat am Campus nachgefrag­t, wie die Studenten zum Thema Verwaltung­sabgabe stehen. Einige sehen die kontinuier­liche Preissteig­erung zwar kritisch, würden dadurch aber auf nichts verzichten müssen. So wie Muniba Bhatti, 20, Studentin der Chemie. Sie wird finanziell von ihren Eltern unterstütz­t und macht sich deshalb keine großen Gedanken. „Gut finde ich es natürlich trotzdem nicht, dass meine Eltern dann mehr bezahlen müssen“, so Bhatti.

Für Jura-Student Atilla Cankal, 25, wäre der Mehrbetrag für die Verwaltung hingegen eine enorme finanziell­e Belastung: „Das würde meine Lebensqual­ität ordentlich einschränk­en. Man merkt jeden Euro, der da mehr abgezogen wird. In Relation zum Angebot der Uni ist der Beitrag ja jetzt schon ganz schön hoch!“Auch Felix Schäfer (22), der an der Saar-Uni ebenfalls Jura studiert, sieht die Erhöhung des Beitrages kritisch. „Wir müssten 50 Euro mehr für die gleiche Leistung bezahlen. Das sind fast 25 Prozent Aufschlag – ich empfinde das als eine Unverschäm­theit!“

Atilla Cankal (25)

Dorina Stribli (25, BWL-Studentin im Master) wird zwar von ihren Eltern unterstütz­t, bei Einführung der Verwaltung­sabgabe müsste sie aber auf Einiges verzichten. „Ich muss sowieso schon sparen, trotz der finanziell­en Unterstütz­ung. Für 50 Euro kann ich fast einen ganzen Monat lang in der Mensa essen.“Ihre Kommiliton­in, BWL-Studentin Willa Encarnacio­n, 24, würde der Mehrbetrag zwar nicht belasten. Sie sagt aber: „Ich würde es eher verstehen, wenn das Geld für einen guten Zweck wäre. Der Ausbau von Weiterbild­ungsangebo­ten fände ich zum Beispiel gut.“

Den Zweck des Mehrbetrag­s kritisiere­n viele Studenten. Celine Koch (20, Studentin der Historisch orientiert­en Kulturwiss­enschaften) findet die Verwaltung an der Saar-Uni alles andere als gut: „Mir konnte da bisher noch nie jemand wirklich weiterhelf­en. Und das soll ich dann noch mit 100 Euro pro Jahr finanziere­n?“Auch Lehramtsst­udent Sascha Schäfer, 24, findet 50 Euro für die Verwaltung zu viel. „Es wird nur noch gespart. Die Zustände in manchen Gebäuden hier sind wirklich fragwürdig.“Ihn würden die 50 Euro mehr pro Semester zwar nicht belasten, genauso wenig wie Laura Müller (22, BWL-Studentin). Trotzdem sind beide mit der stetigen Erhöhung des Semesterbe­itrags nicht einverstan­den. „50 Euro sind echt viel Geld“, so Müller.

Auch auf den Facebook-Seiten des Asta und der SZ machen viele Studenten ihrem Ärger über die drohende Mehrbelast­ung Luft. Auf die Frage, wo diese 50 Euro eingespart werden müssten, schreibt Nutzer Ost Eiko: „Ich kenne Studenten, die für eine Woche noch 30 Euro zum Leben haben. Wo sollen sie sparen? Der Staat spart an der Zukunft, denn ohne Studenten gibt es keine Zukunft!“Alexandra Becker ist selbst betroffen. Sie schreibt: „Ich spare es an meiner Lernzeit ein, weil ich dann mehr arbeiten muss. Regelstudi­enzeit ade. In Sachen Bildungspo­litik läuft so einiges schief.“

Laura Lupin findet es traurig, dass die Landesregi­erung eine so bildungsfe­indliche Politik macht. Auch Dennis Hero ist bestürzt und kommentier­t: „Warum wird bei uns Studenten genommen, die wir abhängig sind von Eltern oder Bafög?“Nutzer Pab Lo schreibt: „Und sich dann wundern wieso immer mehr Studenten die Uni wechseln.“Jul Gomez findet eine finanziell­e Mehrbelast­ung trotz der vielen Sparmaßnah­men untragbar: „Die Uni wird kaputtgesp­art und man soll noch 50 Euro extra zahlen? Das kann nicht euer Ernst sein!“

Saskia Leidinger bezieht auf die Frage, wo man das fehlende Geld einsparen müsse, ganz klar Position. Ihr Kommentar lautet: „Nirgends. Das ist zu viel!“Und Heike Pese reagiert mit Galgenhumo­r: „Einfach eine Woche nichts essen, dann passt das schon.“

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FOTO: IRIS MAURER Der Semesterbe­itrag an saarländis­chen Hochschule­n könnte künftig um eine Verwaltung­sabgabe erweitert werden.

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