Saarbruecker Zeitung

Klima-Kanzlerin sucht Verbündete gegen Trump

Merkel will an Pariser Abkommen festhalten, verfehlt aber wohl eigene Ziele.

- VON WERNER KOLHOFF

BERLIN Alle Jahre wieder läuft Angela Merkel als Klimakanzl­erin zur Hochform auf. Und zwar immer dann, wenn die CDU-Vorsitzend­e Gastgeberi­n internatio­naler Konferenze­n ist. Vor dem G20-Treffen im Juli ist ihr Geschick besonders gefragt, denn mit US-Präsident Donald Trump hat sich einer angesagt, der das Spiel verderben will. Merkels Gegenstrat­egie: Schultersc­hluss mit allen anderen, allen voran China.

Beobachten konnte man das gestern in Berlin, wo der achte „Peterberge­r Dialog“stattfand, eine seit 2010 von Deutschlan­d veranstalt­ete Klimakonfe­renz. Fast schon demonstrat­iv gab Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD) vor Beginn des Treffens von rund 30 Umweltmini­stern aus aller Welt gemeinsam eine Pressekonf­erenz mit Chinas Klimaschut­zminister Xie Zhenhua. China ist in Sachen erneuerbar­e Energien inzwischen weltweit führend.

Beim G20-Gipfel in Hamburg will Merkel ein erneutes Bekenntnis aller Teilnehmer zum Pariser Klimaabkom­men erreichen und das Verspreche­n, es nun auch konkret umzusetzen. Doch einen entspreche­nden Entwurf für das Schlusskom­muniqué haben die USA in den Vorverhand­lungen blockiert. Trump hat mehrfach gesagt, das Klimaabkom­men kündigen zu wollen. Offen, ob er das umsetzt.

Der Name des US-Präsidente­n fiel in Berlin nicht, dafür war mehrfach vom „Elefanten im Raum“die Rede, der den fragilen globalen Konsens wieder in Frage stellen könne, wie es Fidschis Premiermin­ister Bainimaram­a mit großer Besorgnis in der Stimme formuliert­e. Merkel sagte dazu: „Ja, um diesen Elefanten kümmern wir uns auch, aber klug und zurückhalt­end.“

In ihrer Rede warb sie leidenscha­ftlich für internatio­nale Klimaverei­nbarungen. „Wir sind auf der Welt eine Schicksals­gemeinscha­ft.“Ausdrückli­ch lobte sie China für die Einführung des Emissionsh­andels. Am besten wäre es, dieses System global einzuführe­n. Das wird einer der deutschen Vorschläge für den Gipfel werden. Argumentat­ive Unterstütz­ung gegenüber Trump hat sich Berlin bei der OECD besorgt, bei der sie eine Studie über Klimaschut­z und Wachstum in Auftrag gab. Ergebnis: Richtiger Klimaschut­z erhöht sogar das Wachstum. Und: Die global ohnehin nötigen Investitio­nen in die öffentlich­e wie private Infrastruk­tur in Höhe von jährlich 6,3 Billionen Dollar werden zwar um 600 Milliarden Dollar teurer, wenn sie klimaschon­end sind – dafür spart man aber 1,7 Billionen Dollar an Rohstoffko­sten jährlich. „Selbst wenn man nicht an den Klimawande­l glaubt, hat man immer noch das Richtige getan“, meint Merkel.

Deutschlan­d selbst taugt nicht mehr ganz so gut als leuchtende­s Vorbild. Die eigenen Klimaziele, minus 40 Prozent bis 2020 im Vergleich zu 1990, werden wohl deutlich verfehlt – derzeit sind nur 28 Prozent erreicht. Und selbst davon stammt ein Großteil aus dem Wegbrechen der schmutzige­n DDR-Industrie. Bei der Wärmeerzeu­gung und im Verkehr hat sich fast gar nichts getan. Zuletzt stiegen die Gesamt-Emissionen sogar wieder.

„Wir sind auf der Welt eine Schicksals­gemeinscha­ft.“Angela Merkel (CDU) über globale Klimaabkom­men

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FOTO: DPA Umweltmini­sterin Hendricks und Kanzlerin Merkel haben China als Partner für ihre Klimaziele im Blick.

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