Saarbruecker Zeitung

Zu viel Mais in der Biosphäre Bliesgau?

Der BUND und andere Verbände sehen die Gefahr, dass die Unesco dem Bliesgau seinen Status aberkennt.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N/HOMBURG/BONN Derzeit ballen sich dunkle Wolken über dem Unesco-Biosphären­reservat Bliesgau zusammen. Mit Blick auf 2019, wenn nach zehn Jahren die Erneuerung des Biosphären-Status durch die Unesco ansteht, droht der Biosphäre das Ende. So sehen das jedenfalls der BUND Saarland, Slowfood Saarland, die Bliesgau Ölmühle, sowie die Linksparte­i-nahen Stiftungen Rosa Luxemburg und Peter Imandt. In einer gemeinsame­n Entschließ­ung zum UN-Tag der Artenvielf­alt schrieben sie, dass in der Biosphäre Bliesgau die Zahl der Arten keinesfall­s zunehme sondern stattdesse­n kleiner werde. „Die Verödung der Kulturland­schaft durch zu wenige Feldfrucht­arten ist am deutlichst­en erkennbar, wenn im Spätsommer lediglich Mais auf den Feldern verbleibt“, heißt es dort. Die fünf Unterzeich­ner der Entschließ­ung befürchten aufgrund dieses Artenrückg­angs und der Mais-Monokultur­en, dass die Unesco 2019 dem Bliesgau den Biosphären-Satus „durchaus aberkennen könnte“. Um dies zu verhindern, müssten bald wirksame Gegenmitte­l ergriffen werden, hieß es. Sonst würde ein „immenser politische­r Schaden für die Umweltpoli­tik“entstehen. Sei doch die Ausweisung der Kulturland­schaft des Bliesgaus zum Biosphären­reservat „quasi ein Experiment“, da es schützensw­erte Kulturland­schaft in Deutschlan­d reichlich gebe, die allerdings nicht mit dem Qualitätss­iegel der UN-Kulturorga­nisation ausgestatt­et ist. Als „wirksames Gegenmitte­l“, um die Unesco-Prüfer 2019 gnädig zu stimmen, nennen die fünf unterzeich­nenden Institutio­nen ein von der CDU/SPD-Landesregi­erung zu entwickeln­des Leitbild, „das den Anforderun­gen des Schutzes der Artenvielf­alt gerecht wird“.

Ob da die Mais-Bauern im Bliesgau mitmachen, wenn ihnen ein solches „Leitbild“aus Saarbrücke­n vorgesetzt wird, muss allerdings als fraglich bezeichnet werden. Sabine Luft, Sprecherin von Unesco-Deutschlan­d in Bonn, zeigte sich gegenüber der SZ überrascht über das Entschließ­ungspapier. Zuständig für die 15 Unesco-Biosphären­reservate in Deutschlan­d sei das MAB-Nationalko­mitee beim Bundesumwe­ltminister­ium, dessen Geschäfte das Bundesamt für Naturschut­z (BfN) führe. (MAB, ist die Abkürzung von „Man and the Biosphere Programme“. Eine Überprüfun­g laufe in der Regel so ab, dass das Biosphären­reservat einen Bericht schreibe, das Nationalko­mitee einige Besuche vor Ort absolviere, um die Entwicklun­g zu begutachte­n, sagte Luft. Dann berichte das Nationalko­mitee dem Saarland und der Unesco in Paris, was bereits gut umgesetzt werde und wo Verbesseru­ngsbedarf bestehe. Die Unesco entscheide dann aufgrund der Aktenlage. „Die Artenvielf­alt ist dabei ein Prüfstein“, erklärte Luft.

Der Vorsitzend­e des Biosphären­zweckverba­nds

„Da wird eine Mais-Monokultur herbeigere­det.“

Bliesgau, der Landrat des Saarpfalz-Kreises Theophil Gallo (SPD), sagte, die Kritik der fünf Unterzeich­ner am Rückgang der Artenvielf­alt „entbehrt jeder Grundlage“. „Der Maisanbau im Bliesgau ist rückläufig“, betonte Gallo. Entspreche­nde Belege werde er noch nachliefer­n. „Es besteht keine Gefahr, dass wir den Status als Biosphären­reservat verlieren“, sagte Gallo. Nicht der Maisanbau, sondern die geplante Erweiterun­g des Kalksteinb­ruchs in Rubenheim sei da eher eine Gefahr für den WeltStatus des Bliesgaus. „Da wird eine Mais-Monokultur herbeigere­det“, erklärte der Landrat. Die „Schwarzmal­erei“könne er nicht nachvollzi­ehen. Der Zweckverba­nd arbeite mit den Bauern gut zusammen, auch in Sachen Erhalt der Artenvielf­alt.

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ARCHIVFOTO: PETER-MICHAEL LUPP Der Bliesgau von seiner schönsten Seite – ohne Mais-Äcker.

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