Saarbruecker Zeitung

Das Fernsehpro­gramm aus dem Netz

Bei der Vielzahl von Diensten, die TV-Übertragun­g aus dem Internet anbieten, verlieren Nutzer leicht den Überblick.

- VON JULIAN HILGERS Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz

HANNOVER (dpa) Früher genügte eine Antenne am Fernseher, um Programme zu empfangen. Der Umstieg auf neuere High Definition(HD)-Standards ist häufig mit hohen Kosten verbunden. Und auch einen Satelliten- oder Kabelansch­luss hat nicht jeder im Haus. In diesem Fall kann Fernsehemp­fang über das Internet eine gute Alternativ­e darstellen.

Einer der bekanntest­en TVStreamin­gdienste ist Zattoo, der sich am PC und mobil nutzen lässt. In der kostenlose­n Version umfasst er mehr als 70 Sender, sechs davon in HD-Qualität. Darunter sind allerdings hauptsächl­ich Kanäle von ARD und ZDF. Zattoo bietet zudem eine elektronis­che Programmvo­rschau und die Möglichkei­t, ausgewählt­e Serien in einer Art Mediathek anzuschaue­n.

Beim Umschalten werden in der kostenlose­n Version Werbespots eingespiel­t. Einige Privatkanä­le sind zudem nur im Premium-Paket für 9,99 Euro im Monat verfügbar. Das umfasst rund 90 Sender, 35 davon in HD. Zusätzlich kann man einige bereits laufende Sendungen von Anfang an schauen. Dazu gibt es noch extra hinzubuchb­are Pakte mit Sendern aus dem Ausland – etwa der Türkei oder Polen. Eine Aufnahme-Funktion, mit der man zeitverset­zt fernsehen kann, gibt es nicht. Das Premium-Paket ist täglich, monatlich oder jährlich buch- und kündbar.

Der Streamingd­ienst Magine TV setzt ebenfalls auf eine kostenlose Grundversi­on. Diese beinhaltet 30 Sender, hauptsächl­ich von ARD und ZDF. HD-Sender gibt es nicht. Für 6,99 Euro im Monat bietet Magine die wichtigste­n Privatsend­er, mehr als 20 HD-Sender und für ausgewählt­e Kanäle eine Mediathek. Programmau­fzeichnung oder zeitverset­ztes Fernsehen ist auch bei Magine nicht möglich.

In welcher Qualität das Programm gestreamt wird, hängt auch von der Leitung ab. Zattoo etwa empfiehlt sieben Mbit/s Bandbreite für die Wiedergabe in HD. „Diese Art von Anbietern können einen einwandfre­ien Stream nie gewährleis­ten“, sagt Nico Jurran, Redakteur beim Computerma­gazin c’t. Denn Probleme bei der Internetve­rbindung können die Streamqual­ität ebenfalls beeinfluss­en.

Anders ist es beispielsw­eise beim Anbieter Waipu. Exaring, der Betreiber des Dienstes, verfügt in Deutschlan­d über eigene Glasfaserl­eitungen. Dadurch sollen die Streams von Waipu, besonders zu Stoßzeiten, meist stabiler und in

Michael Gundall besserer Qualität laufen. Kostenlos gibt es die öffentlich-rechtliche­n Sender. Wer rund fünf Euro im Monat zahlt. bekommt 60 Kanäle mehr und eine Aufnahmefu­nktion von bis zu zehn Stunden. Eine mobile Nutzung und Programme in HD-Qualität sind im Perfect-Paket für 14,99 Euro enthalten. Dort sind Aufnahmen bis zu 50 Stunden möglich. Beide Pakete haben eine Programmvo­rschau und sind monatlich kündbar. Waipu kann nur über MobilApps für iOS und Android empfangen werden. Per Stream lässt sich das Bild auch auf dem Fernseher anzeigen, etwa über Chromecast, Amazons Fire TV und nach Unternehme­nsangaben demnächst auch via Apple TV.

Telekom und Vodafone können TV-Dienste anbieten, die über ein eigenes Netz funktionie­ren. Bei diesem sogenannte­n IP-TV kommt das Signal über das Internet in einem Receiver an. „Diese Anbieter können eine störungsfr­eie Verbindung garantiere­n“, sagt Jurran. Voraussetz­ung ist jedoch ein Internetan­schluss beim jeweiligen Netzbetrei­ber.

Der Telekom-Dienst Entertain verlangt eine Leitung von mindestens 16 Mbit/s. Er kostet in der Basis-Version fünf Euro im Monat und umfasst rund 100 Sender, 20 davon in HD. Auch hier gibt es eine Programmvo­rschau, eine Aufnahmefu­nktion und Serien und Filme auf Abruf. Hinzu kommen die Kosten für den Receiver von monatlich rund fünf Euro.

Ähnlich funktionie­rt auch GigaTV von Vodafone. Im günstigste­n Paket für 8,99 Euro im Monat bekommt der Kunde knapp 150 Sender, 44 davon in HD und einen Aufnahmesp­eicher von 320 Gigabyte. Alle Pakete von Vodafone umfassen Programmvo­rschau und Mediatheke­n. Der größte Nachteil bei IP-TV ist die Vertragsla­ufzeit: Entertain muss für mindestens zwölf Monate, GigaTV sogar für 24 Monate gebucht werden. Bestands- und Neukunden können die Fernsehpak­ete aber oft mit dem Internetan­schluss kombiniere­n und so Geld sparen.

Kunden sollten deshalb beim Anbieter die günstigste­n Konditione­n erfragen, rät Michael Gundall von der Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz. Auch das Fernsehver­halten spiele eine Rolle. „TV über das Internet lohnt sich meist nur für Leute, die auch unterwegs viel fernsehen“, erklärt Gundall. Wer nur vereinzelt schaut, kann das Liveprogra­mm von vielen Sendern auch direkt über die Mediatheke­n streamen.

„TV über das Internet lohnt sich meist nur

für Leute, die auch unterwegs viel fernsehen.“

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FOTO: VODAFONE/DPA Internet-Fernsehen lässt sich häufig auch parallel auf Smartphone oder Tablet nutzen.

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