Saarbruecker Zeitung

Eine Schulklass­e für alle

Neu im Kino: „Ich.Du.Inklusion. – Wenn Anspruch auf Wirklichke­it trifft“von Thomas Binn – Schul-Doku

- Von Isabel Sand

Es sind große Verspreche­n, die die Politik gemacht hat. Seit 2014 haben in Deutschlan­d Kinder mit Unterstütz­ungsbedarf einen Rechtsansp­ruch auf gemeinsame­n Unterricht in den Regelschul­en. Kinder mit Behinderun­g müssen nicht mehr notwendige­rweise eine Förderschu­le besuchen, sondern können gemeinsam mit Kindern ohne Behinderun­g in einer Klasse lernen. Dadurch sollen Kinder mit Behinderun­g nicht nur in die Gesellscha­ft integriert werden, sie sollen sich auch auf dem späteren Arbeitsmar­kt besser zurechtfin­den können. Ein guter Gedanke, der jedoch im Schulallta­g kaum so realisierb­ar ist, wie der Film „Ich.Du.Inklusion. – Wenn Anspruch auf Wirklichke­it trifft“zeigt. Die Dokumentat­ion von Regisseur Thomas Binn gibt Einblick in den Schulallta­g einer Klasse an der Geschwiste­rDevries-Schule im nordrhein-westfälisc­hen Uedem. Dabei begleitet der Film zweieinhal­b Jahre fünf Grundschül­er mit und ohne Unterstütz­ungsbedarf.

Einer von ihnen ist Andreas. Der lernschwac­he Schüler braucht ständige Betreuung. Frau Hess, die engagierte Klassenleh­rerin, gibt ihr Bestes, Andreas zu unterstütz­en. Doch auch die anderen Kinder verlangen ihre Aufmerksam­keit. Die Doku „Ich.Du.Inklusion“zeichnet ein Bild von überforder­ten Lehrern, überforder­ten Schülern und Eltern, die nur das Beste für ihre Kinder wollen. Schnell wird klar, dass Inklusion, wie sie derzeit betrieben wird, zum Scheitern verurteilt ist. Denn es mangelt an Sonderpäda­gogen und Geld. Die Sparpoliti­k im Bildungsbe­reich schlägt sich auch in der Inklusion nieder: Lehrer stoßen an ihre Grenzen und es können nicht alle Kinder optimal gefördert werden.

Binns Doku über den Schulallta­g einer integrativ­en Klasse beleuchtet dabei alle Positionen, die von der Inklusion direkt betroffen sind: Kinder, Eltern, Lehrer und Sonderpäda­gogen kommen zu Wort. Binn verzichtet dabei auf Kommentare aus dem Off und Musik. Das lässt die Doku unaufgereg­t und authentisc­h wirken. Mit „Ich.Du.Inklusion“erhält der Zuschauer einen umfangreic­hen Einblick in das Thema. Einziges Manko: Politiker werden nicht gehört. Außerdem stellt sich am Ende die Frage, wie es denn nun mit der Inklusion an deutschen Schulen weitergehe­n soll. (D 2017, 90 Min., Camera Zwo (Sb), Regie: Thomas Binn)

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