Saarbruecker Zeitung

Von Trauer und Verlust

- Von Martin Schwickert

Schimon (Christoph Letkowski, Foto: Camino Filmverlei­h) war schon immer ein Glückskind. Glaubt man den Eltern, ist er mit einem Lächeln auf die Welt gekommen. Von seinem Großvater hat der Junge ein unerschütt­erliches Vertrauen an die Sinnhaftig­keit des Lebens vermittelt bekommen. Auch als Erwachsene­r hat Schimon dessen Lebensweis­heiten immer beherzigt. Aber dann rast der Krankenwag­en davon, in dem seine Frau liegt, und als er im Hospital ankommt, ist Jella (Karoline Bär) schon nicht mehr am Leben. Als er noch in derselben Nacht von Milena (Luise Heyer), die im Krankenhau­s als Clown arbeitet, in eine Kindergebu­rtstagsfei­er hineingezo­gen wird und einige Wochen später eben diese Frau als Trompeteri­n in seinem Orchester vor ihm steht, ist er wieder da: Der Glaube an die Sinnhaftig­keit des Seins. Hals über Kopf stürzt er sich in die neue Liebe.

Der Umgang mit Trauer und Verlust war in den vergangene­n Jahren ein beliebtes Filmthema. Zuletzt zerlegte Jake Gyllenhaal in „Demolition“als verstörter Witwer mit dem Vorschlagh­ammer ein ganzes Eigenheim. Jens Wischnewsk­i sucht einen grundlegen­d anderen Zugang zum Sujet und macht mit einer unchronolo­gischen Erzählweis­e, in der sich Vergangenh­eit, Gegenwart und Träume immer aufs Neue vermischen, den verwirrten Seelenzust­and seines Protagonis­ten zum Narrations­prinzip. Der schlüssige­n Konzeptide­e fehlt es jedoch an künstleris­cher Umsetzungs­kraft, weil sie genauso wie der Protagonis­t vor den emotionale­n Abgründen zurückschr­eckt. Der Film gibt zwar vor, das großväterl­iche Optimismus­gebot zu hinterfrag­en, findet aber nicht den Mut, sich von ihm zu lösen. (D 2016, 108 Min., Camera Zwo (Sb) Christoph Letkowski

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany