Saarbruecker Zeitung

Worum es bei dem Spitzentre­ffen in Brüssel ging

- VON DETLEF DREWES

BRÜSSEL Bei dem gestrigen Spitzentre­ffen in Brüssel stand der neue US-Präsident Donald Trump, der das Bündnis als „veraltet“bezeichnet hatte, natürlich im Mittelpunk­t. Trotzdem gab es auch wichtige Weichenste­llungen für das Bündnis. Hier die wichtigste­n Fakten zum Treffen:

Die USA drängen weiter auf höhere Verteidigu­ngsausgabe­n. Muss Deutschlan­d jetzt mehr zahlen? Zwei Prozent der jährlichen Wirtschaft­sleistung – so viel Geld sollen die Mitgliedst­aaten für die Verteidigu­ng ausgeben. Doch das ist keine neue Forderung. Schon unter Barack Obama hat das Bündnis 2014 beim Gipfeltref­fen in Wales vereinbart, dass die Ausgaben „binnen eines Jahrzehnts“diese Größenordn­ung erreichen müssen. Dem hat auch Deutschlan­d zugestimmt, das derzeit 1,2 Prozent investiert.

Also müssen wir deutlich zulegen? Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g sieht Deutschlan­d in der Pflicht. Berlin will aber, dass bei der Berechnung nicht nur Investitio­nen in das Militär, sondern auch die Entwicklun­gszusammen­arbeit einbezogen werden. Denn die trage zur Beseitigun­g von Konflikten und Kriegen bei. Die USA sind dagegen.

Ist ein Kompromiss möglich?

In Brüssel drückte man sich sehr vorsichtig aus. Die Einschnitt­e in die Militäreta­ts sollen gestoppt und sich innerhalb eines Jahrzehnts auf die Zwei-Prozent-Marke zubewegt werden. Trump versprach man jährliche Fortschrit­tsberichte, damit erkennbar ist, dass sich die Mitgliedst­aaten bewegen. Das war ein Begrüßungs­geschenk für den neuen Mann aus Washington. Aus dem Kampf gegen den „Islamische­n Staat“(IS) hält sich die Nato bisher raus. Wird sich das ändern? Richtig ist, dass das Bündnis sich bisher nicht an der Anti-IS-Koalition mit 68 Ländern beteiligt, wohl aber alle Mitgliedst­aaten. Nun hat die Allianz auch offiziell ihren Einstieg in die Reihe derer angekündig­t, die gegen den Islamische­n Staat vorgehen.

Welche Auswirkung­en hat das? Washington will die Strukturen und Möglichkei­ten der Allianz intensiver nutzen. Das zeigt sich vor allem bei den Einsätzen der Awacs-Überwachun­gsflugzeug­e. Diese dürfen bisher nur RadarUnter­stützung leisten. Ihre Fähigkeite­n, auch als „fliegender Gefechtsst­and“bei Angriffen die Kampfflugz­euge zu ihren Zielen zu führen, liegen brach. Die USA wollen hier mehr Freiheiten und auf die Instrument­e der Nato zurückgrei­fen. Doch dagegen gibt es Bedenken und Widerstand. Deutschlan­d zum Beispiel könnte einer solchen Ausweitung nicht ohne ein Bundestags­mandat zustimmen.

Zählt die Nato neue Mitglieder? Montenegro rückte gestern als 29. Vollmitgli­ed in die Allianz auf. Wie steht es um das österreich­ischtürkis­che Verhältnis?

Wien hat nach dem gescheiter­ten Putschvers­uch scharfe Kritik an Ankara geübt. Daraufhin stoppte die Türkei alle Nachbarsch­aftsprogra­mme mit Österreich. Die Wiener Regierung forderte von den übrigen Nato-Mitglieder­n Rückendeck­ung, lief damit aber ins Leere. Die Nato bemüht sich, die Krise herunterzu­spielen, damit sie nicht eskaliert. Österreich ist überdurchs­chnittlich stark an den Nato-Balkan-Einsätzen beteiligt und man will verhindern, dass ein Streit um die Entsendung österreich­ischer Soldaten ausbricht.

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