Saarbruecker Zeitung

Kullerauge­n, Kaffeebech­er und Kirchensch­elte

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BERLIN (afp/dpa/epd) Rund um den evangelisc­hen Kirchentag in Berlin gab es gestern viele kleine und große Höhepunkte, Kuriosität­en und auch kritische Töne. Im Folgenden ein paar Schlaglich­ter:

Der Kaffeefreu­nd Barack Obama lief schon als US-Präsident ständig mit einem Kaffeebech­er herum. Auch gestern blieb er sich treu. Auf dem Kirchentag­spodium mit Kanzlerin Angela Merkel griff er nicht zum bereitgest­ellten Wasser, sondern nahm einen großen Schluck aus einem schwarzen Coffee-to-go-Becher mit Deckel.

Große Kullerauge­n blicken von den orangefarb­enen Kirchentag­spostern in Berlin – und viele Touristen schauten gestern verdutzt zurück. Mit den Aufbauarbe­iten rund um das Brandenbur­ger Tor und den Postern mit Bibel-Zitat konnten viele erstmal nichts anfangen. Vom Kirchentag hatte die malaysisch­e Reisegrupp­e, die auf den Bus wartete, jedenfalls noch nichts gehört. Und der ObamaBesuc­h? „Ach so, wir dachten, das sei ein Scherz“, sagte eine Frau.

Thomas de Maizière (CDU) hört gerne „heulende Weiber“. So bezeichne seine Frau jedenfalls seinen Musikgesch­mack, sagte der Bundesinne­nminister gestern bei einer Diskussion auf dem Kirchentag und erwähnte Sängerinne­n wie Norah Jones und Sade. Um sich in Krisensitu­ationen zu beruhigen, höre er aber auch geistliche Musik. „Eine gute hMoll-Messe ist mir da immer lieber als eine schlechte Predigt“, sagte der Minister.

Martin Luther kommt am Sonntag persönlich zum Kirchentag. Aber nicht der große Reformator reist zum großen Abschlussg­ottesdiens­t in Wittenberg, sondern ein 65-Jähriger gleichen Namens aus Dermbach in Thüringen. Der Doppelgäng­er sei sehr stolz auf seinen Namen, schreibt die Kirchenzei­tung „Glaube + Heimat“.

Scharfe Töne erklangen gestern von Jens Spahn. Das CDU-Präsidiums­mitglied kritisiert­e die Kirchen in Deutschlan­d für ihre Einmischun­g in die Tagespolit­ik. „Sie sollten sich mehr auf ihre Kernthemen konzentrie­ren – also Seelsorge, Glaubensve­rmittlung oder auch das Karitative“, sagte Spahn zum Kirchentag in einem Zeitungsin­terview. Zudem fehle den Kirchen oft der Bezug zur Realität. Erstaunlic­h fand das Volker Beck von den Grünen: „Wenn ein Politiker einer Partei, die das Christentu­m im Namen führt, den Kirchen sagt, sie sollen sich aus der Politik heraushalt­en, ist das schon eine paradoxe Interventi­on.“

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