Saarbruecker Zeitung

VSE bereitet Sozialplan für Ensdorf vor

Der Saarbrücke­r Energie-Konzern prüft Konzepte, ob das Kohlekraft­werk Ensdorf auch ohne Saarstahl zu betreiben wäre.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER VSE-Vorstand Gabriël Clemens FOTO: DIRK GULDNER /VSE

SAARBRÜCKE­N „Wenn Saarstahl kündigen würde, müssen wir uns fragen, was das für uns heißt“, sagte VSE-Vorstand Gabriël Clemens am Mittwoch mit Blick auf die Zukunft des Kraftwerks in Ensdorf. Saarstahl-Technik-Vorstand Martin Baues hatte im April angekündig­t zu prüfen, ob das Stahlunter­nehmen seinen Strom künftig nicht billiger aus anderen Quellen beziehen kann. „Saarstahl hat eine Kündigungs­frist bis zum 30. Juni“, sagt Clemens.

Die VSE betreibt gemeinsam mit Saarstahl das Kraftwerk in Ensdorf. Block 1 mit 160 Megawatt läuft unter VSE-Regie, Block 3 mit 300 Megawatt ist an Saarstahl verpachtet, wird aber von der VSE weiter betreut. Saarstahl kann den Vertrag zum Jahresende kündigen.

Um sich auf eine mögliche Kündigung vorzuberei­ten, werde bereits jetzt ein Sozialplan verhandelt, damit, wie Clemens sagte, „die Mitarbeite­r nicht ins Bergfreie fallen“. Trotzdem bedeute das Ende der Kooperatio­n mit Saarstahl nicht automatisc­h ein Aus für das Kraftwerk, sagte Clemens. „Wir werden dann sehr genau rechnen, ob es sich nicht auch für uns alleine lohnen würde, das Kraftwerk weiter zu betreiben“, sagte er.

Schon jetzt plant das Saarbrücke­r Versorgung­sunternehm­en VSE für eine Zukunft rund um das Kraftwerk in Ensdorf. Die VSE besitzt dort ein Gelände von rund 50 Hektar Größe. „Aktuell wird das von Schafen beweidet, was zwar ökologisch gut, aber nicht ökonomisch ist“, sagt Clemens. Künftig sollen dort unterschie­dliche Gewerbe angesiedel­t werden. Ein Vorvertrag für ein Biomasse-Kraftwerk des Entsorgung­sverbands Saar (EVS) ist im März unterschri­eben worden.

Insgesamt blickt die VSE auf ein hervorrage­ndes Jahr 2016 zurück. Der Umsatz der Gruppe sei von 1,19 Milliarden Euro auf 1,38 Milliarden Euro gestiegen, sagte Hanno Dornseifer, ebenfalls Vorstand der VSE. „Unser Geschäft weitet sich aus. Wir haben nicht nur mehr Strom und Gas verkauft, auch bei den Dienstleis­tungen wachsen wir“, sagte er. „Das zeigt, dass wir den richtigen Weg gehen. Die Stromabgab­e ist um fast 40 Prozent auf 14,9 Gigawattst­unden gestiegen, beim Erdgas hat die VSE sogar fast 60 Prozent zugelegt. Gleichzeit­ig bietet das Unternehme­n zahlreiche Dienstleis­tungen an. Unter anderem ist die VSE bundesweit im Markt für Regelenerg­ie aktiv, die dafür benötigt wird, um Netzschwan­kungen durch variable Stromprodu­ktion auszugleic­hen.

Die erneuerbar­en Energien baut die VSE weiter aus. 2016 hat das Unternehme­n den Windpark Nohfelden-Eisen mit drei Anlagen und fast zehn Megawatt Leistung in Betrieb genommen und in Freisen kleinere Anlagen durch leistungss­tärkere Windräder ersetzt. Aktuell sind zwei Windparks in der Umsetzung: Perl-Büschdorf und WadernFels­enberg mit insgesamt rund 16 Megawatt.

Künftig werde es deutlich schwierige­r, Windräder noch profitabel zu errichten, sagte Clemens. Einerseits gebe es weniger freie Flächen, an denen ausreichen­d Wind vorhanden ist, anderersei­ts seien durch die seit Anfang des Jahres geltende Ausschreib­ungspraxis die Margen auch geringer geworden, so dass sich die Investitio­n häufig kaum noch rechne.

Während die VSE ursprüngli­ch ausschließ­lich Energie-Lieferant war, geht das Unternehme­n seit Jahren neue Wege. Gerade durch die Energiewen­de haben sich neue Geschäftsm­odelle entwickelt. So betreibt die VSE beispielsw­eise mit dem EVS ein virtuelles Kraftwerk über die EVS-Notstrom-Aggregate, die bei Stromengpä­ssen ans Netz gehen. Außerdem ist sie vor sechs Wochen mit der Mittelbadi­schen Energiegen­ossenschaf­t in BadenBaden eine Kooperatio­n eingegange­n, in deren Rahmen die VSE die Strommenge­n der Genossensc­haft als Regelenerg­ie vermarktet. „Damit haben wir auch einen Markt erschlosse­n, in dem wir bisher nicht vertreten sind, nämlich Baden-Württember­g“, sagt Dornseifer.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Die Zukunft des Kohlekraft­werks Ensdorf ist ungewiss.
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