Saarbruecker Zeitung

Regierung verspricht Investitio­ns-Fülle

Ministerpr­äsidentin Kramp-Karrenbaue­r kündigte in ihrer Regierungs­erklärung etliche Vorhaben an – vor allem in der Bildung und der Sicherheit.

- VON OLIVER SCHWAMBACH

SAARBRÜCKE­N Ein Fingerzeig für eine traditions­bewusstere Bildungspo­litik? Zum Schluss ihrer Regierungs­erklärung am Mittwoch im saarländis­chen Landtag besann sich Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) jedenfalls der alten Griechen und zitierte Thukydides. Mit der Frage: „Sich ausruhen oder frei sein?“Auch in der Debatte folgte dann – humanistis­cher Bildung oder Google sei dank – munteres Zitieren mit überrasche­nd vielen Fans des Athener Denkers. Festzuhalt­en aber ist: Alt-Griechisch wird wohl kein Pflichtfac­h an weiterführ­enden Schulen hier zu Lande. Worauf die Regierungs­chefin mit Thukydides abzielte, war auch eher: Welche Schlüsse zieht man aus der ersten Amtszeit der großen Koalition. CDU und SPD hätten von 2012 bis 2017 viel erreicht, befand die CDU-Politikeri­n. Bloß, es reiche nicht, sich etwa auf „Erfolgen beim Strukturwa­ndel“auszuruhen. Man dürfe „die Augen nicht vor den Herausford­erungen der Zukunft, des demografis­chen Wandels, der Digitalisi­erung und der Kriminalit­ät und des Terrors verschließ­en“.

Kramp-Karrenbaue­rs gut 70minütige­r Monolog blieb denn zunächst vor allem Bilanz. Die Sanierung des Landeshaus­halts habe man mit Erfolg umgesetzt – allen Unkenrufen von Linksfrakt­ionschef Oskar Lafontaine zum Trotz. Seit 2012 sei die Neuverschu­ldung „um 78 Prozent abgebaut“worden. Bei der Neuregelun­g des Bund-Länder-Finanzausg­leichs habe man für Land kräftig punkten können. „Und wir werden auch weiterhin solide wirtschaft­en“, unterstric­h die Ministerpr­äsidentin. Dazu zählt auch, dass die große Koalition die Kommunen zu kostenspar­ender Zusammenar­beit drängt. „Eine Gebietsref­orm als utlima ratio schließen wir nicht aus“, so Kramp-Karrenbaue­r. Im Gegenzug sollen die Kommunen auch an den Entlastung­en aus dem Finanzausg­leich beteiligt werden.

Mit wenigen Ausnahmen blieb Kramp-Karrenbaue­r hart an ihrem Redescprit. Was ahnen lässt, dass an den Worten der Regierungs­erklärung ähnlich stark von SPD wie CDU gefeilt wurde wie am Koalitions­vertrag. Mit Blick auf die anstehende Legislatur­periode versprach die Regierungs­chefin von 2020 an ein „Gestaltung­sjahrzehnt“. Mit einer Milliarde Euro Investitio­nen – allerdings auf zehn Jahre gestreckt. Wesentlich­e Investitio­ns-Punkte sind Erleichter­ungen für Familien – die Kita-Gebühren werden ab August 2019 „und bis zu 25 Prozent bis zum Ende der Legislatur­periode gesenkt“. Auch der deutlich geringere Personalab­bau im Öffentlich­en Dienst schlägt merklich zu Buche. Statt 2400 sollen nur 2000 Stellen wegfallen. Die Polizei wird gar komplett verschont. Auch die Hochschule­n bekommen 15 Millionen Euro mehr. Man werde die Digitalisi­erung vorantreib­en, deutliche Akzente bei der Informatio­nstechnolo­gie und der IT-Sicherheit setzen. Auch werde man alles tun, den Wirtschaft­sstandort zu stärken. Gerade im Auto-Produktion­sland Saarland müsse man, so Kramp-Karrenbaue­r, den Herausford­erungen der E-Mobilität ins Auge sehen.

Ein Schwerpunk­t, betonte die Regierungs­chefin auch angesichts des jüngsten Anschlags in Manchester, sei zudem der Kampf gegen Kriminalit­ät und Terror. Man werde eine Reihe „von rechtliche­n Änderungen vornehmen, die den verstärkte­n Einsatz der elektronis­chen Fußfessel, von Bodycams und Videoüberw­acherung sowie der automatisc­hen Kennzeiche­nerfassung ermögliche­n“. Dies müsse allerdings sorgfältig mit den Freiheits- und Persönlich­keitsrecht­en abgewogen werden. Doch man wolle „in jeder Kommune einen Polizeista­ndort“.

Anhand einer Art fiktiven saarländis­chen Familie Mustermann mit den 2012 geborenen Zwillingen Mia und Luca entwarf sie dann ihre Vision eines l(i)ebenswerte­n Saarlandes. Wo die Zwillinge zwischen Gemeinscha­ftsschule und Gymnasium frei wählen können, später dank Frankreich-Strategie auch im Ausland auf Top-Jobs hoffen dürfen. Ihre saarländis­che Heimat aber auch ein grünes Idyll ist – ohne weitere Windrotore­n im Staatswald. Grob gerechnet skizzierte die Regierungs­chefin Mia und Lucas Weg, bis die dann 30 wären. Also 2042. Ob die Ministerpr­äsidentin dann immer noch Kramp-Karrenbaue­r heißen soll, war nicht Teil der Vision.

1 Milliarde Euro will das Saarland ab 2020 investiere­n

Quelle: Landesregi­erung

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FOTO: BECKER & BREDEL Ernste Miene zur optimistis­chen Rede: Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r bei ihrer Regierungs­erklärung am Mittwoch.

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