Saarbruecker Zeitung

,,Hauptprobl­em des Landes ist nicht gelöst”

Opposition­sführer Lafontaine kritisiert fehlenden Schuldensc­hnitt fürs Land und zu späte Investitio­nen

- Produktion dieser Seite: Johannes Schleuning Oliver Schwambach

SAARBRÜCKE­N (oli) Dass Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r nebst dem antiken Denker Thukydides auch noch Linksfrakt­ions-Chef Oskar Lafontaine in ihrer Regierungs­erklärung zitierte, war für jenen die Steilvorla­ge. Auch der Alt-Linke zitierte denn eifrig den Alt-Griechen (ohne übrigens zuvor nachzugoog­eln). Gab dann vor allem Cato den Älteren, in dem er einmal mehr monierte: „Das Hauptprobl­em des Landes ist nicht gelöst.“Nach wie vor drücke die Schuldlast von 14 Milliarden Euro. Eine Zahl, so der Ex-Ministerpr­äsident, die seine Nachnachna­chfolgerin in ihrer Regierungs­erklärung tunlichst verschweig­e. Das Saarland brauche daher dringend einen Schuldensc­hnitt oder Entlastung per Altschulde­nfond. Steigen die Zinsen wieder, so Lafontaine, sei das Geld aus dem Finanzausg­leich flugs aufgefress­en. Überdies sei die Schuldenbr­emse reiner „Irrsinn“. Das Land müsse jetzt investiere­n – und nicht erst 2020. Für die AfD schloss sich deren Fraktionsc­hef Josef Dörr weitgehend Lafontaine­s Kritik an. Er deute die Regierungs­erklärung vor allem als ein „Weiter so“– allerdings mit unklarer Richtung.

Einhellige Zustimmung für Kramp-Karrenbaue­rs Worte gab es – wenig überrasche­nd – von den beiden Regierungs­fraktionen. Tobias Hans, CDU-Fraktionsv­orsitzende­r, betonte die positive Entwicklun­g, die das Land bereits dank der Arbeit der ersten großen Koalition genommen habe. „Das saarländis­che Handwerk ist im Allzeit-Hoch“, befand Hans exemplaris­ch. Und der Koalitions­vertrag „kenne nur einen Sieger, die Menschen in unserem Land“.

Sein Kollege von der SPD, Stefan Pauluhn, formuliert­e das für den kleineren Partner in der großen Koalition weniger euphorisch. Die CDU/SPD-Allianz habe fraglos „dem Land fünf Jahre lang gut getan“. Dennoch sei der Koalitions­vertrag „ein Kompromiss“.

Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) machte vor allem den Part der Sozialdemo­kraten an diesem Pakt deutlich, just bei den Punkten Teilhabe und Gerechtigk­eit. Dass man die Kita-Gebühren senken könne, sei „ein gutes Signal für Familien“, sagt die Vize-Regierungs­chefin: „Das kostet zwar viel Geld, aber ist verdammt gut.“Außerdem führe man die massive Unterstütz­ung für Langzeitar­beistlose fort, verbessere sie überdies. Auch Rehlinger zitierte übrigens: keine Alt-Griechen, auch keinen Alt-Linken, sondern einen gewesenen SPD-Kanzlerkan­didaten namens Peer Steinbrück: „Hätte, hätte, Fahrradket­te.“Ihre Replik Richtung Lafontaine, sich nicht ewig mit der Geschichte aufzuhalte­n, sondern vorwärts zu gehen.

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FOTO: RICH SERRA Anke Rehlinger
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FOTO: DIETZE/DPA Oskar Lafontaine

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