Von Kusel in den Rap-Olymp
Der Hip-Hop-Musiker Shagger Selassie stammt aus Äthiopien und wuchs in Rheinland-Pfalz auf. Die große Rap-Karriere blieb dem jungen Mann bislang verwehrt. Umso härter arbeitet er nun, um seinen großen Traum zu verwirklichen.
KUSEL Einen langen Atem? Den hat Konstantin Klein – sonst hätte er schon längst aufgegeben. Vom Musikmachen und davon Leben träumt er, seit er 15 ist. Zwölf Jahre ist das her, als er erstmals Rap hörte: Eminem und 50 Cent aus den USA, dann kamen Bushido, Sido – und der Wunsch, das auszuprobieren. Erst unter dem Namen CholateC, mittlerweile als Shagger Selassie. Mit 16 Jahren fing er an, Texte zu schreiben, mit 17 nahm er in Oberalben eine erste CD auf. Auflage und Außenwirkung waren zwar überschaubar, aber, das sagt Stein durchaus mit Pionier-Stolz, „ich bin der erste Rapper, der in Kusel eine CD herausgebracht hat“.
Stein stammt aus Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, mit einem Jahr wurde er adoptiert und wuchs in Kusel auf. Dort ging er zur Schule, machte sein FachAbi in St. Wendel. Ein Management-Studium in Worms schloss sich an, das Stein aber abgebrochen hat: „Betriebswirtschaft gefällt mir einfach nicht. Am Liebsten würde ich nur Musik machen.“Plan B, wenn der Durchbruch nicht kommt, ist demnächst eine Ausbildung, „vielleicht irgendetwas mit Büro“.
Stein, der zurzeit in Kaiserslautern lebt, rappt, in Deutsch und Englisch, über „eigentlich alles, was geht: Love Songs, auch Aggressives“. Gerne auch branchenüblich mit Beleidigungen – „aber nicht so viel.“Die Texte sind meist ernst, nicht selten gegen Rechts, denn Rassismus habe er durchaus erfahren, sagt Stein, nicht in der Kindheit, aber später in der Schule so zwischen 16 und 18 – das war teilweise schon heftig.“
Shagger Selassie
In das Musikgeschäft hineinzukommen, ist eine Herkulesaufgabe: „Das Problem ist – man muss viel Geld vorlegen, für Musikaufnahmen, für Videos, für Werbung, man muss sich selbst bekannt machen. Und das Geld dafür muss man erstmal haben.“Für neun Songs hat er mittlerweile Videos gemacht, für ein paar Hundert Euro pro Stück – man findet sie bei Youtube. Geld ist dort nicht zu verdienen, wenn sich die Klicks noch im vierstelligen Bereich bewegen. „Und Plattenfirmen wollen von einem nichts wissen, wenn man bei Youtube keine 5000 Abos oder 500 000 Klicks hat.“
2015 war Stein bei „Deutschland sucht den Superstar“zu sehen – zwar nicht in der Abendshow-Schiene, aber bei zwei Vorauswahlrunden, einer in Mannheim, einer in Köln; von 39 000 Bewerbern kam Stein unter die letzten 300. Doch der Auftritt vor der TV-Kamera war nicht sein bester – „ich war viel zu nervös“.
Immerhin: Über drei Millionen TV-Zuschauer waren dabei. Sich von Dieter Bohlen und Heino, keinen ausgewiesenen Rap-Fachmännern, beurteilen zu lassen, war für Stein kein Problem. „Ich wollte die ehrliche Einschätzung von Profis.“Vier Nein-Stimmen bekam Stein, „aber der Kameramann meinte zu mir, die Jury hätte einen schlechten Tag gehabt“. Aufmunterung, die beim Weitermachen hilft. Und das hat sich jetzt gelohnt, denn Stein wird bei einem Produzenten – Kevin Quint in Idar-Oberstein – in einem Profi-Studio fünf Stücke aufnehmen. Die sollen dann später als Download erscheinen – kostenlos, als Eigenwerbung, um bekannter zu werden, was dann wieder Konzerte möglich macht. Den langen Atem braucht er also weiterhin.
„Betriebswirtschaft gefällt mir einfach nicht. Am liebsten würde ich
nur Musik machen.“