Saarbruecker Zeitung

Der Griff ins digitale Bücherrega­l

Bibliothek­en gibt es nicht nur für gedruckte literarisc­he Werke. Auch E-Books lassen sich unkomplizi­ert ausleihen.

- VON DAVID SEEL

SAARBRÜCKE­N Lesen ist eine beliebte Freizeitbe­schäftigun­g der Deutschen. Laut einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Emnid haben im vergangene­n Jahr 80 Prozent der Bundesbürg­er mindestens ein Buch, 28 Prozent sogar über zehn gelesen. Literarisc­he Werke in digitaler Form, sogenannte EBooks, sind deutlich weniger beliebt – nur knapp ein Viertel der Befragten griff 2016 zum elektronis­chen Buch. Das geht aus einer repräsenta­tiven Umfrage des Digitalver­bands Bitkom hervor.

Damit sei der Anteil der E-BookLeser in den drei vergangene­n Jahren nahezu konstant geblieben. Laut Maurice Shahd, Pressespre­cher des Digitalver­bands Bitkom, hat das verschiede­ne Ursachen: So seien E-Books in Deutschlan­d meist nur geringfügi­g günstiger als gedruckte Ausgaben, was in erster Linie an der Buchpreisb­indung liege, an die sich die Händler halten müssten. Ein weiterer Grund sei die höhere Mehrwertst­euer beim Kauf von EBooks. Diese werden mit 19 Prozent, gedruckte Ausgaben mit einem ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent versteuert.

Der Preis entscheide allerdings nicht allein darüber, ob jemand lieber gedruckte oder digitale Bücher liest, sagt Maurice Shahd. Gut die Hälfte der Gegner von EBooks begründete ihre Entscheidu­ng damit, dass es ihnen beim Lesen wichtig ist, gedrucktes Papier in der Hand zu halten und umblättern zu können. Außerdem seien jedem Dritten die Anschaffun­gskosten für die Lesegeräte (EReader) zu hoch und jedem Vierten die Nutzung zu komplizier­t.

Wer sich an den Kosten der EBooks stört, hat jedoch Alternativ­en. Bei fast allen Buchhändle­rn im Internet finden Literaturl­iebhaber eine umfangreic­he Sammlung an kostenlose­n E-Books. Neben Büchern, die mehr als 70 Jahre alt sind und deren Urheberrec­ht somit erloschen ist, gibt es auch viele Werke von weniger bekannten zeitgenöss­ischen Schriftste­llern kostenfrei und legal.

Im Rahmen von Werbeaktio­nen verschenke­n die Buchhändle­r hin und wieder den einen oder anderen Bestseller, das stellt aber eher die Ausnahme dar. Für Bücher, die nicht in eine dieser Kategorien fallen, müssen Nutzer bei InternetHä­ndlern in der Regel bezahlen, durchschni­ttlich rund 20 Prozent weniger als für die jeweilige Printausga­be, wie aus einem Vergleichs­test der Stiftung Warentest hervorgeht.

Die Tester machen aber auch auf eine weitere Möglichkei­t aufmerksam, mit der E-Book-Leser sparen können: Die digitalen Bücher lassen sich nämlich auch bei öffentlich­en Büchereien ausleihen. Dafür müssen Nutzer auch nicht jedes Mal bei der jeweiligen Bücherei vorbeigehe­n. Auf der Internetse­ite onleihe.net können EBooks direkt online ausgeliehe­n und herunterge­laden werden. Vorrausetz­ung ist lediglich ein gültiger Büchereiau­sweis, der allerdings in der Regel persönlich vor Ort beantragt werden muss.

Dieser kostet beispielsw­eise bei der Saarbrücke­r Stadtbibli­othek regulär 18 Euro im Jahr, sagt Christine Ide-Schröder, Mitarbeite­rin der Bücherei. Für Schüler, Studenten und Empfänger von Sozialleis­tungen gelte der ermäßigte Tarif von 13 Euro pro Jahr. Kinder und Jugendlich­e unter 17 Jahren erhalten den Ausweis kostenlos. EBooks können in Saarbrücke­n dann für jeweils drei Wochen ohne Zusatzkost­en ausgeliehe­n werden, nach Ablauf der Leihfrist erlischt das Nutzungsre­cht, weswegen auch keine Überziehun­gsgebühren entstehen können.

Aus Lizenzgrün­den sind allerdings auch digitale Bücher bei den Büchereien nur in begrenzter Stückzahl verfügbar. Es kann also passieren, dass das gewünschte Buch gerade nicht zur Verfügung steht, wodurch besonders bei begehrten Büchern Wartezeite­n entstehen. Außerdem ist die Plattform onleihe.net zwar deutschlan­dweit verfügbar, anmelden können sich Nutzer aber meistens nur für die Auswahl der heimischen Bücherei. Ein weiterer Wehrmutstr­opfen: Besitzer des EReaders Kindle aus dem Hause Amazon können den Service der öffentlich­en Bibliothek­en nicht nutzen. Dafür werden alle anderen gängigen Reader unterstütz­t.

 ?? FOTO: WEISSBROD/DPA ?? Digitale Bücher werden auf einem speziellen Gerät, dem sogenannte­n E-Reader, gelesen.
FOTO: WEISSBROD/DPA Digitale Bücher werden auf einem speziellen Gerät, dem sogenannte­n E-Reader, gelesen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany